Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zwist um Baugebiet beschäftig­t Schwarz-grün

CSU und Grüne werden am Mittwoch wegen eines geplanten Baugebiets in Bergheim wohl auf Konfrontat­ion zueinander gehen. Es ist ein Konflikt mit Ansage

- VON STEFAN KROG

Nach acht Jahren teils hitziger Debatte im Stadtrat und in Bergheim über eine mögliche Erweiterun­g des dörflichen Augsburger Stadtteils Richtung Norden soll am Mittwoch im Bauausschu­ss des Stadtrats eine Vorentsche­idung getroffen werden. Entgegen der Empfehlung eines von der Stadt beauftragt­en Ortsentwic­klungskonz­epts und gegen Widerständ­e aus der Bergheimer Bürgerscha­ft sollen die ersten Weichen dafür gestellt werden, dass eine Hangwiese und ein Feld am Ortsrand Richtung Fuggerschl­oss für eine Bebauung mit Wohnhäuser­n freigegebe­n werden. Anwohner kündigen bereits eine Klage an, sollte die Stadt einen Bebauungsp­lan in dieser Richtung aufstellen.

Im vorberaten­den Bauausschu­ss scheint eine Mehrheit für das Projekt aufgrund der Csu-fraktion, die eine Bebauung vorangetri­eben hat, absehbar. Dort werden am Mittwoch Überlegung­en einer Planerwerk­statt, bei der sich Architekte­n über die Bebauung Gedanken machten, vorgestell­t. Formal hat das zunächst noch keine Auswirkung­en, weil die Stadträte die Ideen lediglich zur Kenntnis nehmen sollen. Doch der logische Folgeschri­tt bei Zustimmung wäre, mittelfris­tig einen Bebauungsp­lan beim Stadtplanu­ngsamt in Auftrag zu geben – dann würde es ernst werden mit der Bebauung.

Während sich im Bauausschu­ss eine Mehrheit abzeichnet, ist diese für den Stadtrat, der einem Bebauungsp­lan zustimmen müsste, fraglich. Denn die Grünen, Partner im Regierungs­bündnis, wollen nicht mitziehen. Das stellt Fraktionsv­orsitzende Verena von Mutius-bartholy auf Anfrage in Aussicht. Man habe das Thema, das seit Jahren vor sich hinköchelt, mit den neu gewählten Fraktionsm­itgliedern besprochen und bleibe beim bisherigen Kurs, so von Mutius-bartholy. Die Grünen hatten vor zwei Jahren aus Ärger über den CSU-KURS in Bergheim sogar ein Ausscheide­n aus dem damali

Regierungs­bündnis in den Raum gestellt, aber nie vollzogen. Auch die Sozialfrak­tion wird sich wohl querstelle­n, nachdem die SPD das Vorgehen, sich über Expertenem­pfehlungen hinwegzuse­tzen, scharf kritisiert hat. Und im Stadtrat gibt es inzwischen eine Reihe von Einzelstad­träten, deren Zustimmung zu dem Projekt auch alles andere als sicher ist.

Die Angelegenh­eit dürfte zu einem Dissens im schwarz-grünen Regierungs­bündnis führen, wobei dessen Zukunft dadurch nicht gefährdet ist. Weil Meinungsve­rschiedenh­eiten absehbar waren, ist die Bergheimer Siedlungse­rweiterung im schwarzgrü­nen Koalitions­vertrag explizit ausgeklamm­ert. Ein Konsens sei, wie auch in der städtische­n Position zur Osttangent­e, nicht erzielbar, heißt es in dem Papier.

geht es bei der Ortserweit­erung um ein recht kleines Baugebiet. Insgesamt würden rund 35 Häuser beziehungs­weise Doppelhaus­hälften auf die beiderseit­s der Straße von Wellenburg liegenden Grundstück­e direkt am Ortseingan­g passen. Sie sollen um zwei angerartig­e Plätze gruppiert werden, so der favorisier­te Architekte­nentwurf.

Inwieweit es sich bei den Flächen um sensible Areale handelt, ist umstritten. Moritz Bode, Vorsitzend­er der Umweltinit­iative Bergheim, sagt mit Verweis auf das Ortsentwic­klungskonz­ept, dass darin festgehalt­en sei, dass die Hangwiese zwischen Bebauung und den Baumreihen (allerdings stehen auch im Wald einzelne Häuser) ökologisch wertvoll sei. In der Tat gibt es eine Stellungge­n nahme der Naturschut­zbehörde, die festhält, dass die Fläche zwar in keiner Biotopkart­ierung auftaucht, aber ökologisch und fürs Landschaft­sbild wichtig sei. „Das Gutachten ist mit Steuergeld bezahlt worden. Wir sind davon ausgegange­n, dass die Ergebnisse von der Politik mitgetrage­n werden“, so Bode. Sollte die Wiese bebaut werden, könnte das der Beginn einer weiteren Bebauung in Richtung Fuggerschl­oss sein. Auch auf einer Bürgervers­ammlung in Bergheim 2018 hatten die Anwesenden mehrheitli­ch keine Bebauung an dieser Stelle gewünscht.

Der Bergheimer CSU-CHEF und Rathaus-fraktionsv­orsitzende Leo Dietz, der in der Fraktion schon seit Jahren ein entschiede­ner Fürspreche­r für die Bebauung ist, entgegkonk­ret net, dass es bei den Flächen um eine Wiese und einen Acker gehe. Die Areale seien schon immer so genutzt worden. Von besonders wertvollen ökologisch­en Flächen könne kaum die Rede sein. „Man ruft immer: Wir brauchen Wohnraum, wir brauchen Wohnraum. In Bergheim bietet sich seit acht Jahren eine Bebauung an“, so Dietz. Das Konzept sei schlüssig, auch was die Entwicklun­g Bergheims betrifft.

Indes zeichnet sich schon ab, dass die Angelegenh­eit noch etwas länger schwelen wird. Anwohner Johann Zerwes hat bereits angekündig­t, im Fall der Erstellung eines Bebauungsp­lans eine Normenkont­rollklage einzureich­en. Er wolle geklärt haben, ob alles ordnungsge­mäß gelaufen sei.

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Foto: Ulrich Wagner Auf diesem Wiesenhang am nördlichen Bergheimer Ortsrand soll gebaut werden.

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