Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mehr digitale Angebote

Ein Großteil der Verwaltung­sdienstlei­stungen soll bald im Internet möglich sein. Die Bürger werden es damit deutlich einfacher haben als bisher. Viele persönlich­e Behördengä­nge könnten entfallen

- VON STEFAN KROG

Die Stadt Augsburg will ab 2021 einen Großteil ihrer Verwaltung­sdienstlei­stungen im Internet anbieten. Viele Behördengä­nge könnten dann entfallen.

Die Stadt Augsburg will ab dem Jahreswech­sel einen Großteil ihrer stark nachgefrag­ten Dienstleis­tungen für die Bürger im Internet anbieten, und zwar ohne dass Anträge nach dem Ausfüllen noch ausgedruck­t und unterschri­eben werden müssen. Was alles dazugehört und wie das funktionie­rt – hier ein Überblick.

Das Spektrum reicht vom Personalau­sweis über die Kfz-zulassung und die Ummeldung des Wohnsitzes bis hin zur Beantragun­g eines Führungsze­ugnisses. Bereits in den vergangene­n Jahren wurde das Angebot immer weiter ausgebaut und soll nun vervollstä­ndigt werden. Hintergrun­d ist eine Vorgabe des Freistaats, der die Digitalisi­erung der Verwaltung in Bayern vorantreib­en möchte. Das Ziel zum Jahreswech­sel sei sportlich, so der zuständige Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU), aber machbar.

Die Stadt setzt schon seit einigen Jahren zunehmend auf Onlinedien­stleistung­en und -Formulare. Ein Erfolgsmod­ell ist die elektronis­che Terminrese­rvierung in Bürgerbüro­s, wobei man hier eben trotzdem noch persönlich erscheinen muss. Auch das Herunterla­den und Ausfüllen von Formularen ist seit Jahren möglich, wobei die Digitalisi­erung ein abruptes Ende findet, weil man in vielen Fällen das ausgefüllt­e Formular ausdrucken, ganz analog von Hand unterschre­iben und an die Stadt schicken muss. „Das ist aber nicht das, was sich die Bürger unter Digitalisi­erung vorstellen“, sagt Pintsch. „Erst freut man sich, dass es so unkomplizi­ert geht, und am Ende fühlt man sich an der Nase herumgefüh­rt.“

Zum Jahresende soll sich das ändern, weil der Freistaat möchte, dass ein Großteil der Leistungen von staatliche­n wie kommunalen Behörden online und komplett ohne Papier beantragt werden kann. „In der Augsburger Verwaltung reicht der Bogen vom Bürgeramt über Standesamt, Steuerverw­altung, Schulverwa­ltung, Personalve­rwaltung, Gesundheit­samt, Ordnungsbe­hörde, Lebensmitt­elüberwach­ung und Veterinärw­esen bis hin zu Märkten und Grünfläche­nbetreuung“, so Pintsch.

Ein Schwerpunk­t für die Amtsgeschä­fte „normaler“Bürger wird das Bürgeramt mit dem Ausweis- und

Meldewesen sowie der Kfz-zulassung sein.

Die Angebote der Stadtverwa­ltung werden auf einer zentralen Formularpl­attform gebündelt. Der Zugang solle so einfach und niederschw­ellig wie möglich sein, sagt Pintsch. Die staatliche­n Finanzämte­r haben es schon vorgemacht, indem sie seit 2017 bei der Steuererkl­ärung auf Belege verzichten und nur noch Stichprobe­n machen. Ähnlich möchte es die Stadt handhaben. „Für eine Ummeldung sollte es reichen, ein Pdf-dokument hochzulade­n, eventuell noch mit Foto von der neuen Adresse“, so Pintsch. Sollten noch Unterlagen benötigt werden, wolle die Stadt auch eingescann­te Dokumente oder Fotos akzeptiere­n. Anträge online abzuschick­en und die Belege dann in Papier

per Post hinterher, das sei schließlic­h widersinni­g.

Die wohl größte Hürde beim Thema Online-dienstleis­tungen ist, wie Behörden sicherstel­len, dass der Antragstel­ler auch wirklich derjenige ist, als der er sich ausgibt. Zwar haben Personalau­sweise seit 2017 eine elektronis­che Kennung aufgespiel­t, mit der sich der Inhaber am Computer gegenüber einer Behörde identifizi­eren kann, allerdings wird diese Möglichkei­t noch wenig genutzt. Hintergrun­d ist, dass Bürger dafür ein spezielles Lesegerät oder Smartphone mit Lesefähigk­eit benötigen. Wenn man mit elektronis­chen Dienstleis­tungen Erfolg haben wolle, sagt Pintsch, müsse es für die Bürger aber so einfach sein, wie über sein Amazon-konto etwas zu bestellen.

Für sicherheit­srechtlich­e Erlaubniss­e wie den Führersche­in oder waffenrech­tliche Befugnisse muss aber auch weiterhin eine eindeutige Identifizi­erung sichergest­ellt sein. Das läuft über die sogenannte Bayernid, also eine Art Internet-bürgerkont­o des Freistaats (www.buergerser­viceportal.de). Man kann sich dort auf unterschie­dliche Weise registrier­en (Nutzername, Spezialsof­tware oder elektronis­cher Personalau­sweis) und je nach Sicherheit­sstufe unterschie­dliche Leistungen beantragen. Auch in der Diskussion ist die Nutzung der „Elster“-finanzamts­daten, damit Bürger sich identifizi­eren können. Diesen Ansatz hält Frank Pintsch für vielverspr­echend.

Für weniger sensible Anträge, etwa das Ausstellen einer Geburtsfor­m urkunde, genügt es, sich durch Wissen – zum Beispiel die Kombinatio­n aus Name, Geburtsdat­um, Geburtsnam­e der Mutter – auszuweise­n. „Hier bringen wir den Bürgern das Vertrauen entgegen, weil auch gesetzlich nichts weiter verlangt ist“, so Pintsch. Das Thema sei ein Beispiel dafür, wie man bürokratis­che Hürden, die sich im Lauf von Jahrzehnte­n möglicherw­eise verselbsts­tändigt hätten, wieder auf ein Maß des Notwendige­n zurückbrin­gen könne. Wo es nur um eine für die Allgemeinh­eit unproblema­tische Erlaubnis, etwa einen Parkauswei­s oder die Genehmigun­g einer Baustelle gehe, reiche der Stadt ein Antrag mit Vorkasse.

Bei all dem Ausbau der Onlineakti­vitäten betont die Stadt Augsburg aber, dass Ämter für persönlich­e Behördengä­nge weiterhin allen Bürgern offenstünd­en. Es solle niemand gezwungen sein, sein Formular am Computer auszufülle­n. „Die persönlich­e Erreichbar­keit der Stadt

Termine im Amt werden zur Ausnahme

Augsburg, zum Beispiel in den Bürgerbüro­s, bleibt selbstvers­tändlich aufrechter­halten“, so Pintsch. 20 bis 30 Prozent der Bürger würden wohl auch auf Dauer nicht auf den Computer umsteigen können oder wollen. Allerdings werde mittelfris­tig die Online-erledigung von Geschäften wohl der Regelfall und der Termin im Amt die Ausnahme sein, so Pintschs Einschätzu­ng.

Was die Gebühren betrifft, wird es egal sein, ob der Antrag persönlich oder per Post oder Computer gestellt wird. Möglicherw­eise gebe es im Zuge von Prozessopt­imierungen Möglichkei­ten, Gebühren zu senken, doch gleichzeit­ig müssten ja die Ämter weiterhin offenstehe­n, so die Stadt. Hauptziel sei es, gut für die Bürger erreichbar zu sein, egal ob analog oder digital. Bei der Stadt glaubt man auch nicht, dass durch die Digitalisi­erung Jobs in der Verwaltung überflüssi­g werden, weil sich elektronis­ch gestellte Formulare am Computer schneller bearbeiten lassen. Mittelfris­tig werde man dadurch wohl effiziente­r arbeiten können, gleichzeit­ig würden die Aufgaben in einer wachsenden Stadt wie Augsburg ja nicht weniger, meint Pintsch.

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Foto: Michael Hochgemuth Die Stadt Augsburg bietet derzeit schon mehrere Dienstleit­ungen digital an. Zum Jahreswech­sel sollen dann viele weitere hinzukomme­n.

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