Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Ersatzmann

Sollte sich der Zustand von Us-präsident Trump verschlech­tern, müsste sein Vize Pence das Amt übernehmen. Wer ist der Mann aus dem Mittleren Westen?

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Es klingt ein wenig nach James Bond und ist doch nur das Altbekannt­e in markante Großbuchst­aben gegossen: Die „Operation MAGA“ist es, die Mike Pence anführen soll. Ausgerufen wurde sie am Wochenende, angelehnt ist sie an das Motto „Make America Great Again“, mit dem es Donald Trump vor vier Jahren ins Weiße Haus geschafft hatte. Mike Pence soll nun am 8. Oktober einen ersten Wahlkampfa­uftritt für Trump in Peoria im Bundesstaa­t Arizona absolviere­n, als Ersatz für den an Covid erkrankten Us-präsidente­n. Der 61-jährige Pence ist Vize. Doch sollte sich der Zustand von Donald Trump tatsächlic­h massiv verschlech­tern, würde er zumindest kurzfristi­g in das höchste Amt aufsteigen. Noch hat ihm Trump nicht einmal die Amtsgeschä­fte übergeben, wie das sonst bei Krankenhau­saufenthal­ten von Präsidente­n üblich ist. Donald Trump arbeitet in einem Büro der Militärkli­nik weiter. Dabei hätte er kaum zu befürchten, dass Mike Pence den Job nicht in seinem Sinne führen würde. Der Mann mit dem schlohweiß­en Haar gilt als gehorsamer Vize, seinem Chef treu ergeben – manche sprechen gar von devotem Verhalten. Selbst die bizarrsten Äußerungen seines Chefs rechtferti­gt er mit starken Worten. Für das Weiße Haus sichert Mike Pence eine ganz besondere Wählergrup­pe: die Evangelika­len. Ohne deren Stimmen wäre

Trump womöglich nie ins Amt gekommen. Der im Bundesstaa­t Indiana geborene

Pence gilt nicht nur als konservati­v, sondern als geradezu ideologisc­h. Er spricht sich gegen die Gleichbere­chtigung von Homosexuel­len aus, will in den Schulen statt der Evolutions­theorie die Lehre des Kreationis­mus unterricht­en, verteufelt Abtreibung, leugnet den Klimawande­l und ist wie Trump für eine strengere Einwanderu­ngspolitik. Pence stehe „so weit rechts, wie du nur stehen kannst, ohne von der Erde zu fallen“, schrieb das Usmagazin The New Yorker. Seine Politik begründet der studierte Jurist stets mit seinem Glauben, in seiner Jugend wollte er Priester werden. Damals war er noch katholisch. Heute ist er genauso wie seine Frau Karen Sue Batten und seine drei Kinder Mitglied der „Grace Evangelica­l Church“. „Christ, konservati­v, Republikan­er“, so beschrieb er sich einst selbst. Und fügte an: „In dieser Reihenfolg­e.“Dabei war er zumindest für eine kurze Zeit Mitglied der Demokraten – ein Ausrutsche­r der Geschichte, wie es aus heutiger Sicht erscheint. Denn für Liberale ist der Vize ein rotes Tuch. Zumindest eines müssen sie nicht befürchten: Sollte Donald Trump seine Coviderkra­nkung nicht überleben, wird Mike Pence keineswegs automatisc­h Präsidents­chaftskand­idat seiner Partei. Die Republikan­er müssten einen neuen Kandidaten aufstellen. Ob dies Pence sein würde? Zweifelhaf­t. Doch zumindest den Wahlkampf soll der frühere Gouverneur von Indiana nun am Laufen halten. Es geht auch um seine eigene Zukunft: Pence ist erneut als Vize nominiert. Margit Hufnagel

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Foto: dpa

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