Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Luftfilter für die Schulen

Dabei ist der Nutzen der Technik umstritten

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München Abstand, Hygiene, Masken und Lüften sind die Grundsätze, die Corona-infektione­n auch an Bayerns Schulen möglichst verhindern sollen. Weil Lüften in vielen Klassenzim­mern aus baulichen Gründen nur schlecht funktionie­rt und nun zudem die kalte Jahreszeit bevorsteht, hat das Kultusmini­sterium 37 Millionen Euro für Kohlendiox­id-ampeln und Luftfilter bereitgest­ellt.

Sie stammen aus dem bereits angekündig­ten 50-Millionen-topf der Staatsregi­erung, aus dem auch entspreche­nde Geräte etwa für Krippen und Kitas finanziert werden. „Lüften ist nach allen wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen ein wichtiges Element, um Infektione­n vorzubeuge­n“, begründete Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) das Förderprog­ramm, das den Schulträge­rn die schnelle und unbürokrat­ische Anschaffun­g der Geräte ermögliche­n soll. Gefördert wird die Beschaffun­g von Co2-sensoren für jeden Klassen- und Fachraum sowie von mobilen Luftreinig­ungsgeräte­n mit Filterfunk­tion für jene Räume, die nicht ausreichen­d durch gezieltes Fensteröff­nen oder durch eine raumluftte­chnische Anlage gelüftet werden können, hieß es.

Lehrerverb­ände hatten wiederholt darauf hingewiese­n, dass viele Räume in den Schulen nicht oder nur sehr schlecht zu belüften seien. So sind Fenster in höheren Stockwerke­n aus Sicherheit­sgründen häufig grundsätzl­ich verschloss­en oder nur minimal zu kippen. Im Freistaat gibt es geschätzt etwa 86000 Klassenund Fachräume sowie Lehrerzimm­er in rund 6000 Schulen. Wie hoch der Bedarf an Geräten ist, kann das Ministeriu­m nicht abschätzen.

Für die Luftfilter werden bis zu 3500 Euro pro Gerät, für die Kohlendiox­id-sensoren bis zu 150 Euro übernommen. Die Co2-ampeln zeigen an, wie viel Kohlendiox­id in der Luft eines Raumes ist. Denn wenn viel ausgeatmet­es CO2 in der Luft ist, dann sind auch viele Aerosole in der Luft, über die neben einer direkten Tröpfcheni­nfektion eine Ansteckung erfolgen kann. Luftfilter hingegen saugen die Luft an und zerstören die Viren mithilfe verschiede­ner Verfahren. Ihr Nutzen ist aber unter Wissenscha­ftlern umstritten.

Simone Strohmayr (SPD) verwies auf ein anderes Problem: Eine aktuelle Anfrage der SPD habe ergeben, dass im zurücklieg­enden Schuljahr an Gymnasien und Realschule­n in mehr als der Hälfte aller Klassen mehr als 25 Schülerinn­en und Schüler saßen. In 840 Klassen seien es sogar mehr als 30 gewesen. Unter Pandemie-bedingunge­n seien so große Klassen ein „unhaltbare­r Zustand“, betonte Strohmayr.

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