Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Kleinwalsertal nicht mehr Risikogebiet
Die Reisewarnung für die österreichischen Exklaven ist aufgehoben. Die Tourismusbranche hofft nun doch auf Gäste. Für ein beliebtes Tal ändert sich aber nichts
Kleinwalsertal/jungholz Die österreichischen Exklaven Kleinwalsertal und Jungholz gelten ab sofort nicht mehr als Corona-risikogebiet, die aktuelle Reisewarnung ist aufgehoben: Das hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (Kempten) unserer Redaktion am Freitag mitgeteilt. In Jungholz und im Kleinwalsertal, wo die Menschen nahezu ausschließlich vom Tourismus leben, machte sich Erleichterung breit. „Ich bin extrem erleichtert, das ist für uns von elementarer Bedeutung“, kommentierte der Walser Bürgermeister Andi Haid die neue Lage.
Das Robert-koch-institut hatte die österreichischen Bundesländer Vorarlberg und Tirol und damit auch das Kleinwalsertal (Vorarlberg) und Jungholz (zu Tirol) zu Risikogebieten erklärt. Nach mehreren Gesprächen Müllers mit dem Bundesinnen-, dem Außen- und dem Bundesgesundheitsminister werden die beiden österreichischen Exklaven, die ausschließlich über das Allgäu zu erreichen sind, ab sofort aus der Risikobewertung herausgenommen. Dies soll dauerhaft so bleiben – vorausgesetzt die Infeksteigen nicht deutlich an. Müller sagte: „Dies ist eine für den Tourismus, aber auch für Hunderte von Arbeitnehmern wichtige Entscheidung. Wir verstehen uns im Allgäu mit Jungholz und dem Kleinwalsertal als eine Wirtschaftsregion.“Die Reisewarnung hatte in den vergangenen Tagen zur überstürzten Rückreise vieler Urlauber und zu zahlreichen Stornierungen geführt.
Für das Tannheimer Tal (Tirol) gilt die Reisewarnung jedoch weiterhin, da es sowohl von deutscher als auch österreichischer Seite aus erreichbar ist und daher nicht als Exklave gilt. Müller plädiert nun für eine Gesamtlösung für das bayerisch-österreichische Grenzgebiet, die sich an einer risikoorientierten Einstufung einzelner Orte und Regionen nach deutschem Vorbild orientiert: „Es ist nicht akzeptabel, dass das Tannheimer Tal, in dem es nach meiner Kenntnis keinen einzigen Corona-infizierten gibt, weiter Risikogebiet bleibt, nur weil das Bundesland Tirol entsprechend eingestuft wurde“, kritisiert der Politiker. Auch andere Politiker hatten sich – wie berichtet – in den vergangenen Tagen dafür starkgemacht, dass die Reisewarnung für die beiden Exklaven aufgehoben wird.
Roman Schuster, Sprecher der Privatvermieter im Kleinwalsertal, sagt: „Wir sind glücklich, dass die Exklaven Vorarlberg und Jungholz jetzt nicht mehr zu den Risikogebieten Tirol und Vorarlberg gerechnet werden und die Reisewarnung von deutscher Seite entfällt.“Schuster ergänzt: „Wir würden uns wünschen, dass diese Entscheidung auch für die Zukunft gilt.“Will heißen: Dass sich die Bewertung des Infektionsgeschehens im Kleinwalsertal und in Jungholz am Landkreis Oberallgäu orientiert und nicht an Tirol und Vorarlberg.
Denn die beiden Exklaven haben bekanntlich zu den österreichischen Bundesländern keine direkten Verkehrsverbindungen, sondern sind durch Berge „abgetrennt“. Momentan gibt es beispielsweise im Kleinwalsertal keinen einzigen Coronafall. Seit Beginn des Lockdowns waren es drei, alle betroffenen Patienten gelten als geheilt. Auch in Jungholz ist kein Corona-fall bekannt, teilte die 200 Einwohner zählende Gemeinde mit.
Die Kleinwalsertaler Bevölketionszahlen rung hoffe jetzt noch auf einen goldenen Oktober, in dem doch noch Urlauber kommen, sagte Schuster im Gespräch mit unserer Redaktion.
In den vergangenen Tagen hatten viele Urlauber ihren Herbsturlaub im Kleinwalsertal wegen der Reisewarnung storniert. Schuster: „Vielleicht können wir den Schaden noch begrenzen.“Unter der Reisewarnung hätten auch die Oberallgäuer gelitten: „Wir sind ja ein gemeinsamer Wirtschaftsraum.“
Auch österreichische Politiker
Die Gebiete sind nur über das Allgäu zu erreichen
Entwicklungsminister Müller hat sich stark eingesetzt
zeigten sich erleichtert über die jüngste Entwicklung. Mit der Aufhebung des Kleinwalsertals als Risikogebiet sei nun dem dringenden Wunsch Vorarlbergs entsprochen worden, so Landeshauptmann Markus Wallner und Landesrat Christian Gantner. Der aus Vorarlberg stammende österreichische Umwelt-staatssekretär Magnus Brunner erklärte: „Unser Ziel ist es weiterhin, Vorarlberg und Tirol von der Liste der Risikogebiete zu bringen, um den Wintertourismus nicht weiter zu gefährden und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern.“