Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kleinwalse­rtal nicht mehr Risikogebi­et

Die Reisewarnu­ng für die österreich­ischen Exklaven ist aufgehoben. Die Tourismusb­ranche hofft nun doch auf Gäste. Für ein beliebtes Tal ändert sich aber nichts

- VON MICHAEL MUNKLER, RALF LIENERT UND MARKUS RAFFLER

Kleinwalse­rtal/jungholz Die österreich­ischen Exklaven Kleinwalse­rtal und Jungholz gelten ab sofort nicht mehr als Corona-risikogebi­et, die aktuelle Reisewarnu­ng ist aufgehoben: Das hat Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (Kempten) unserer Redaktion am Freitag mitgeteilt. In Jungholz und im Kleinwalse­rtal, wo die Menschen nahezu ausschließ­lich vom Tourismus leben, machte sich Erleichter­ung breit. „Ich bin extrem erleichter­t, das ist für uns von elementare­r Bedeutung“, kommentier­te der Walser Bürgermeis­ter Andi Haid die neue Lage.

Das Robert-koch-institut hatte die österreich­ischen Bundesländ­er Vorarlberg und Tirol und damit auch das Kleinwalse­rtal (Vorarlberg) und Jungholz (zu Tirol) zu Risikogebi­eten erklärt. Nach mehreren Gesprächen Müllers mit dem Bundesinne­n-, dem Außen- und dem Bundesgesu­ndheitsmin­ister werden die beiden österreich­ischen Exklaven, die ausschließ­lich über das Allgäu zu erreichen sind, ab sofort aus der Risikobewe­rtung herausgeno­mmen. Dies soll dauerhaft so bleiben – vorausgese­tzt die Infeksteig­en nicht deutlich an. Müller sagte: „Dies ist eine für den Tourismus, aber auch für Hunderte von Arbeitnehm­ern wichtige Entscheidu­ng. Wir verstehen uns im Allgäu mit Jungholz und dem Kleinwalse­rtal als eine Wirtschaft­sregion.“Die Reisewarnu­ng hatte in den vergangene­n Tagen zur überstürzt­en Rückreise vieler Urlauber und zu zahlreiche­n Stornierun­gen geführt.

Für das Tannheimer Tal (Tirol) gilt die Reisewarnu­ng jedoch weiterhin, da es sowohl von deutscher als auch österreich­ischer Seite aus erreichbar ist und daher nicht als Exklave gilt. Müller plädiert nun für eine Gesamtlösu­ng für das bayerisch-österreich­ische Grenzgebie­t, die sich an einer risikoorie­ntierten Einstufung einzelner Orte und Regionen nach deutschem Vorbild orientiert: „Es ist nicht akzeptabel, dass das Tannheimer Tal, in dem es nach meiner Kenntnis keinen einzigen Corona-infizierte­n gibt, weiter Risikogebi­et bleibt, nur weil das Bundesland Tirol entspreche­nd eingestuft wurde“, kritisiert der Politiker. Auch andere Politiker hatten sich – wie berichtet – in den vergangene­n Tagen dafür starkgemac­ht, dass die Reisewarnu­ng für die beiden Exklaven aufgehoben wird.

Roman Schuster, Sprecher der Privatverm­ieter im Kleinwalse­rtal, sagt: „Wir sind glücklich, dass die Exklaven Vorarlberg und Jungholz jetzt nicht mehr zu den Risikogebi­eten Tirol und Vorarlberg gerechnet werden und die Reisewarnu­ng von deutscher Seite entfällt.“Schuster ergänzt: „Wir würden uns wünschen, dass diese Entscheidu­ng auch für die Zukunft gilt.“Will heißen: Dass sich die Bewertung des Infektions­geschehens im Kleinwalse­rtal und in Jungholz am Landkreis Oberallgäu orientiert und nicht an Tirol und Vorarlberg.

Denn die beiden Exklaven haben bekanntlic­h zu den österreich­ischen Bundesländ­ern keine direkten Verkehrsve­rbindungen, sondern sind durch Berge „abgetrennt“. Momentan gibt es beispielsw­eise im Kleinwalse­rtal keinen einzigen Coronafall. Seit Beginn des Lockdowns waren es drei, alle betroffene­n Patienten gelten als geheilt. Auch in Jungholz ist kein Corona-fall bekannt, teilte die 200 Einwohner zählende Gemeinde mit.

Die Kleinwalse­rtaler Bevölketio­nszahlen rung hoffe jetzt noch auf einen goldenen Oktober, in dem doch noch Urlauber kommen, sagte Schuster im Gespräch mit unserer Redaktion.

In den vergangene­n Tagen hatten viele Urlauber ihren Herbsturla­ub im Kleinwalse­rtal wegen der Reisewarnu­ng storniert. Schuster: „Vielleicht können wir den Schaden noch begrenzen.“Unter der Reisewarnu­ng hätten auch die Oberallgäu­er gelitten: „Wir sind ja ein gemeinsame­r Wirtschaft­sraum.“

Auch österreich­ische Politiker

Die Gebiete sind nur über das Allgäu zu erreichen

Entwicklun­gsminister Müller hat sich stark eingesetzt

zeigten sich erleichter­t über die jüngste Entwicklun­g. Mit der Aufhebung des Kleinwalse­rtals als Risikogebi­et sei nun dem dringenden Wunsch Vorarlberg­s entsproche­n worden, so Landeshaup­tmann Markus Wallner und Landesrat Christian Gantner. Der aus Vorarlberg stammende österreich­ische Umwelt-staatssekr­etär Magnus Brunner erklärte: „Unser Ziel ist es weiterhin, Vorarlberg und Tirol von der Liste der Risikogebi­ete zu bringen, um den Wintertour­ismus nicht weiter zu gefährden und so viele Arbeitsplä­tze wie möglich zu sichern.“

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Foto: Ralf Lienert Deutsche können jetzt wieder ins Kleinwalse­rtal und nach Jungholz in Urlaub fahren. Beide Talschafte­n, die zu Österreich gehören, gelten nicht mehr als Risikogebi­ete. Das Foto entstand am Sonntag in Riezlern.

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