Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der FCA hält dicht
Zwar verpasst der FC Augsburg mit dem 0:0 beim VFL Wolfsburg den historischen Sprung an die Tabellenspitze, doch auch so gibt es nach der Länderspielpause ein Spitzenspiel
Wolfsburg Der FC Augsburg bleibt weiter das Überraschungsteam der Bundesliga. Zwar verpasste der FCA mit dem 0:0 beim VFL Wolfsburg den erstmaligen historischen Sprung an die Tabellenspitze, doch das torlose Unentschieden bedeutete auch, dass der FCA den dritten Spieltag ohne Niederlage überstanden hat. Sieben Punkte aus drei Spielen – auch das ist Anlass für eine kleine Feier. So gut ist der FCA seit dem Aufstieg noch nie gestartet.
Und das gelang ohne Trainer Heiko Herrlich. Der 48-Jährige musste am Freitag mit einem Pneumothorax in ein Augsburger Krankenhaus eingeliefert werden. Wohl nach einem Hustenanfall in der Nacht hatte sich Luft im Pleuraraum, also dem Raum zwischen Lunge und Brustwand, angesammelt und so die Atmung erschwert.
„Er hört sich wieder richtig gut an. Man spürt, dass es ihm fast schon etwas langweilig ist“, gab Sportgeschäftsführer Stefan Reuter bei Sky vor der Partie Entwarnung. „Er sieht sich das Spiel im Fernsehen an.“Wann Herrlich aber das Krankenhaus verlassen darf, steht noch nicht fest. Am Sonntag hatte Co-trainer Iraklis Metaxas das Sagen. Den 53-jährigen Kölner hatte Herrlich im Juli nach Augsburg geholt. Schon in der Saison 09/10 hatte Metaxas unter Herrlich beim damaligen Bundesligisten VFL Bochum gearbeitet. Das Konzept für das Wolfsburg-spiel war aber schon im Vorfeld mit Herrlich ausgearbeitet worden.
Der FCA vertraute in Wolfsburg auf die gleiche Mannschaft, die am zweiten Spieltag gegen Borussia Dortmund 2:0 gewonnen hatte. Damit war der FCA nach dem 3:1-Auswärtssieg bei Union Berlin mit sechs Punkten optimal in die Saison gestartet.
Die Vorbereitung der Wolfsburger auf die Partie war alles andere als optimal. Nicht nur, dass sie am Donnerstag durch ein 1:2 bei AEK Athen aus der Euro League ausschieden, einen Tag später wurde Spieler Renato Steffen noch positiv auf Covid-19 getestet. Er ist nun in Quarantäne, die anderen Spieler wurden am Samstag negativ getestet. Und so traf ein eigentlich favorisierter, aber etwas angeschlagener Gastgeber auf einen selbstbewussten FCA. Entsprechend offen war das Spiel in der ersten Hälfte. Die ersten
Chancen hatte sogar der FCA. Doch Michael Gregoritsch (11.) und Florian Niederlechner (21.) verhagelten die bisherige hundertprozentige Großchancen-auswertung.
Dafür bejubelten in der 26. Minute die Gastgeber das vermeintliche 1:0. Josip Brekalo hatte es erzielt und dabei das passive Abwehrverhalten von Raphael Framberger und Rani Khedira ausgenützt. Doch der Videoschiedsrichter hatte in der Vorbereitung eine Abseitsstellung von Wout Weghorst erkannt. Schiedsrichter Felix Zwayer nahm in seinem 170. Bundesligaspiel das Tor zurück. Der FCA durfte mit einem 0:0 in die Kabine gehen, auch weil Fca-torhüter Rafal Gikiewicz mit glänzenden Paraden zeigte, warum der FCA ihn verpflichtet hat.
So verhinderte er auch kurz nach dem Seitenwechsel gegen Admir Mehmedi einen Rückstand (53.). Das Fca-offensivspiel war bis dahin fast zum Erliegen gekommen. Metaxas reagierte mit einem Dreifachwechsel: Fredrik Jensen für Michael Gregoritsch, Ruben Vargas für Andre Hahn und Alfred Finnbogason für Florian Niederlechner. Wer auf Marco Richter gesetzt hatte, wurde enttäuscht. Der wieder genesene und durchaus wechselwillige
Stürmer stand nicht im Kader, doch einen Transfer wird es in dieser Periode, die am Montag endet, nicht mehr geben. Gut möglich aber, dass Julian Schieber und Felix Götze den FCA noch verlassen werden.
Richtigen Schwung brachte der Dreifach-wechsel aber nicht in die Fca-aktionen. Im Gegenteil – Wolfsburg drängte, doch Gikiewicz wollte sich einfach nicht bezwingen lassen. Und dann hätte Finnbogason in der 82. Minute bei einem der wenigen Konter fast noch die Führung erzielt, doch Vfl-torhüter Koen Casteels konnte abwehren. Am Ende war Fca-manager Stefan Reuter mit dem 0:0 mehr als zufrieden: „So einen Start hat uns keiner zugetraut.“Da hat er sicher recht. Denn dass der FCA nach der Länderspielpause als Tabellenzweiter den Spitzenreiter RB Leipzig empfängt, ist wirklich überraschend. VFL Casteels – Roussillon (72. R. Baku), Lacroix, Brooks, Paulo Otavio – Guilavogui – Schlager (63. Gerhardt), Arnold – Mehmedi (72. Ginczek), Brekalo – Weghorst FC Augsburg Gikiewicz – Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – R. Khedira (72. Strobl), Gruezo (90. Oxford) – Hahn (57. Vargas), D. Caligiuri – Gregoritsch (57. Jensen) - Niederlechner (57. Finnbogason) SR Zwayer (Berlin) – Zus. 4632