Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die große Lewandowski-show
Mit vier Toren sichert der Bayern-stürmer den 4:3-Sieg der Münchner gegen Hertha BSC im Alleingang. Eine überraschende Rückkehr steht offenbar an
München Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic machte einen sehr aufgeräumten Eindruck, als er vor dem 4:3 gegen die Hertha die Berliner Verantwortlichen begrüßte: lautstarkes Abklatschen hier, ein Späßchen über den getrimmten Vollbart des Bosniers da. Nun ist Brazzo zwar dafür bekannt, generell chronisch gute Laune zu verbreiten – am Sonntagabend verströmte der 43-Jährige aber die Aura eines Mannes, der große Teile seines Feldes gerade noch rechtzeitig bestellt hat. Soll heißen: Einen Tag vor Ende des Transferfensters sind endlich die dringend benötigten Neuzugänge für die Bayern da.
Am Sonntag ging alles Schlag auf Schlag: Für den Sturm verpflichteten die Bayern den zuletzt bei Paris St.-germain angestellten Eric Maxim Choupo-moting (31), fürs defensive Mittelfeld kam der Spanier Marc Roca (23) von Espanyol Barcelona, mit dem Franzosen Bouna Sarr (28) scheint endlich der ersehnte Rechtsverteidiger gefunden. Während die Bayern den ablösefreien Wechsel von Choupo-moting und den mit neun Millionen Euro angesetzten Wechsel von Roca bereits bestätigten, soll mit Sarrs aktuellem Klub Olympique Marseille bereits weitestgehend Einigkeit erzielt worden sein, die Ablöse soll etwa zehn Millionen Euro betragen. Lediglich für den Engländer Callum Hudson-odoi holte sich Salihamidzic einmal mehr eine Absage vom FC Chelsea ab.
Nun kommt offenbar Plan B zum Einsatz – und eine überraschende Rückkehr könnte bevorstehen. Offenbar steht Douglas Costa vor einem Wechsel auf Leihbasis zum FC Bayern. Der 30-jährige Brasilianer, der von 2015 bis 2017 bereits für den FC Bayern spielte, steht bei Juventus Turin nicht mehr in der ersten Reihe. Der Transfer kommt umso unerwarteter, weil die Bay
dem Rechtsaußen beim Abschied ein paar deftige Worte nach Turin geschickt hatten. Namen wollte Bayern-trainer Hansi Flick nach Abpfiff nicht bestätigen, deutete aber Neuverpflichtungen an: „Wir müssen sehen, wer noch alles dazukommt.“
Wie wichtig es ist, dem Personal eine Verschnaufpause verschaffen zu können, zeigte der Umstand, dass die von vielen Spielen geschlauchten
Münchner gegen Berlin wie schon gegen den BVB einen 2:0-Vorsprung noch aus der Hand gegeben hatten. Der FC Bayern machte das Spiel und es war Lewandowski, der die Münchner Dauerbelagerung des Berliner Tores in der Anfangsphase krönte: Eine Flanke von Richards brachte der Stürmer auf den Kasten. Zuerst hielt Schwolow einen platzierten Kopfball des frisch gekrönten europäischen Fußballer des Jahern-verantwortlichen res – als der Ball erneut zum 32-Jährigen kam, war der Keeper chancenlos – 1:0 (40.). Es war das 100. Bundesligator Lewandowskis in der Allianz Arena. Nur folgerichtig, dass es erneut Lewandowski war, der das 2:0 besorgte: Einen Distanzschuss aus etwa 16 Metern versenkte der Pole im Netz – erneut war es Richards gewesen, der den letzten Pass gespielt hatte (51.).
Erst jetzt traute sich Berlin mehr zu – und beinahe hätte der agile Cunha eine der wenigen Herthachancen verwertet – Manuel Neuer blieb aber Sieger im Zweikampf mit dem Brasilianer (52.), den zweiten Ball konnte Cordoba nicht verwerten. Die beiden Südamerikaner waren es aber, die den Berliner Anschlusstreffer produzierten: Einen Freistoß von Cunha verwertete Cordoba per Kopf zum 2:1. Der an nahezu jeder Berliner Offensivaktion beteiligte Matheus Cunha schloss zum 2:2 ab (70.). Fünf Minuten vor Schluss schien die Lebensversicherung des FC Bayern zu greifen, Lewandowski traf zum 3:2 (85.). Der Schlusspunkt war das aber nicht: Der erst eine Minute zuvor eingewechselte Jessic Ngankam besorgte den erneuten Ausgleich für die Berliner (87.), dann gab es nach Foul von Mittelstädt an Lewandowski Elfmeter. Die letzte Pointe dieser rasanten Schlussphase gehörte dem Polen: Den Elfmeter verwandelte er zum 4:3. Die große Lewandowskishow – sie war perfekt.
Neuer – Richards (65. Pavard), Boateng, Alaba, Lucas Hernández (65. Musiala) – Kimmich (65. Tolisso), Goretzka – Gnabry (90.+5 Javi Martinez), Müller, Davies (89. Süle) – Lewandowski Hertha Schwolow – Pekarik, N. Stark, Boyata, Mittelstädt – Zeefuik (68. Piatek), Darida, Tousart, Lukebakio (87. Ngankam) – Cordoba, Matheus Cunha
Tore 1:0 Lewandowski (40.), 2:0 Lewandowski (51.), 2:1 Cordoba (59.), 2:2 Matheus Cunha (71.), 3:2 Lewandowski (85.), 3:3 Ngankam (88.), 4:3 Lewandowski (90.+3/Foulelfmeter)