Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Rathauspla­tz und Plärrer: Die Schaustell­er bauen ab

Nach dem Ende der Volksfeste sind die Beschicker froh um Einnahmen – blicken aber mit Sorge in die Zukunft

- VON JÖRG HEINZLE

Normalerwe­ise ist er den Sommer über unterwegs, immer wieder in anderen Städten und auf neuen Plätzen. Dieser Sommer ist für Thomas Kreis komplett anders verlaufen. Seit Juli stand er mit seinem Kinderkaru­ssell „Samba“auf dem Rathauspla­tz, im Herzen seiner Heimatstad­t. Um die von der Coronakris­e gebeutelte­n Schaustell­er zu unterstütz­en, hatte die Stadt Fahrgeschä­fte an mehreren Plätzen erlaubt – und auch einen mehrwöchig­en Vergnügung­spark auf dem Plärrergel­ände. Am Sonntag war überall der letzte Tag. Die Schaustell­er bauen die Attraktion­en wieder ab - mit gemischten Gefühlen.

Thomas Kreis sagt, er sei dankbar dafür, dass er sein Karussell auf dem

betreiben durfte. Als im Frühjahr wegen der Corona-krise alle Volksfeste abgesagt wurden, sei er zunächst in ein ziemliches Loch gefallen. „Es war hart, daheim sitzen zu müssen und nicht arbeiten zu können.“Er erledigte dann Arbeiten, die er sich schon länger vorgenomme­n hatte – und war froh, als es im Juli endlich wieder losging.

Auch Josef Diebolds Kinderkaru­ssell „Orient-express“stand den Sommer über am Rathauspla­tz, ebenso wie das Kettenkaru­ssell. Diebold ist Vorsitzend­er des Schwäbisch­en Schaustell­erverbands. „Wir sind froh, dass wir die Möglichkei­t hatten, hier zu stehen“, sagt er. Auch der Vergnügung­spark auf dem Plärrergel­ände sei wichtig gewesen. Trotzdem hätten er und seine Kollegen eine wirtschaft­lich extrem schwierige Saison hinter sich. Werde es nächstes Jahr nicht besser, dann dürfte es für viele Schaustell­erbetriebe sehr eng werden, prophezeit Diebold.

Auf dem Plärrer durften die Schaustell­er seit Ende August einen Vergnügung­spark betreiben. Wer rein wollte, musste seine Adresse angeben. An den Fahrgeschä­ften galt Maskenpfli­cht. Festzelte gab es keine, und Menschenma­ssen, wie man sie vom Plärrer kennt, ebenfalls nicht. Meist war auf den breiten Wegen viel Platz. Die Schaustell­er ziehen trotzdem eine positive Bilanz. Niemand habe erwartet, dass der Ersatz-plärrer mit dem normalen Volksfest mithalten könne, sagt Diebold. Der Zuspruch sei aber ordentlich gewesen. Und: „Es war wichtig, dass die Kollegen ihrer Arrathausp­latz beit nachgehen konnten und sie Einnahmen hatten.“Die Menschen, die gekommen seien, seien auch bereit gewesen, Geld auszugeben. Deshalb hatten die Schaustell­er zweimal eine Verlängeru­ng für den Vergnügung­spark beantragt und diese auch genehmigt bekommen. Zur Lechhauser Kirchweih sollen demnächst nochmal Fahrgeschä­fte aufgebaut werden. Und die Schaustell­er richten ihren Blick nun auch auf die Vorweihnac­htszeit. Viele betreiben Stände auf Weihnachts­märkten, das ist ein wichtiger Teil ihres Einkommens. Erste Märkte wurden schon abgesagt. In Augsburg soll der Christkind­lesmarkt aber mit einem abgeändert­en Konzept stattfinde­n. Unter anderem sollen sich Glühweinst­ände in der Stadt verteilen, auf dem Rathauspla­tz soll es keinen Glühweinau­sschank geben. Der Kinderweih­nachtsmark­t auf dem Moritzplat­z könne wohl stattfinde­n, sagt Josef Diebold – wegen der Corona-auflagen aber ohne Rahmenprog­ramm wie die beliebten Puppenthea­ter-aufführung­en.

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Foto: M. Hochgemuth Der „Ersatz-plärrer“ist am Wochenende zu Ende gegangen.

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