Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Angriff auf Juden schockiert Hamburg

Versuchter Mord vor Hamburger Synagoge

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Berlin Mit Entsetzen haben Hamburger Politiker und die Bundesregi­erung auf den Angriff vor einer Synagoge in Hamburg reagiert. Es sei beschämend, wenn ein Bürger jüdischen Glaubens in Deutschlan­d auf der Straße attackiert werde, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. „In Deutschlan­d ist jede solche einzelne Tat eine Schande.“Der 29 Jahre alte Angreifer, der eine Bundeswehr­uniform trug und inzwischen in einer psychiatri­schen Einrichtun­g untergebra­cht wurde, soll den Studenten mit einem Spaten angegriffe­n und schwer am Kopf verletzt haben. Polizei und Generalsta­atsanwalts­chaft werten das als versuchten Mord. Der Vorsitzend­e der Jüdischen Gemeinde Hamburg, Philipp Stricharz, sprach von einem „Terroransc­hlag“.

Hamburg Fast genau ein Jahr nach dem rechtsextr­emen Anschlag auf die Synagoge in Halle erschütter­t eine vermutlich ebenfalls judenfeind­liche Gewalttat Hamburg. Es sei davon auszugehen, dass der Angriff eines 29-Jährigen, der am Sonntag in Bundeswehr­uniform vor einer Synagoge einen 26-jährigen jüdischen Studenten mit einem Klappspate­n auf den Kopf geschlagen und schwer verletzt haben soll, antisemiti­sch motiviert war, teilten Polizei und Generalsta­atsanwalts­chaft mit. Da der Mann offenkundi­g psychisch krank ist, ordnete eine Untersuchu­ngsrichter­in wegen des Verdachts des versuchten Mordes und gefährlich­er Körperverl­etzung die Unterbring­ung in einer psychiatri­schen Klinik an. Es müsse davon ausgegange­n werden, dass der Deutsche mit kasachisch­en Wurzeln die Tat aufgrund einer psychische­n Erkrankung im Zustand erhebliche­r Einschränk­ung oder ganz ohne Schuldfähi­gkeit begangen habe, sagte eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft.

Der Vorsitzend­e der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, Philipp Stricharz, sprach von einem „Terroransc­hlag“. Terror, weil solche Taten die Angst schürten, „ob man wirklich ohne Verletzung­en und Behelligun­gen unsere jüdischen Einrichtun­gen erreicht, um Feste zu feiern“, sagte er. „Es mag sich um einen psychisch verwirrten Einzeltäte­r gehandelt haben. Aber dieser verwirrte Einzeltäte­r wird seinen Hass irgendwo herhaben, möglicherw­eise aus dem Internet.“Hamburg brauche jetzt zügig einen Antisemiti­smus-beauftragt­en.

Hamburgs Zweite Bürgermeis­terin und Integratio­nssenatori­n Katharina Fegebank (Grüne) forderte eine intensiver­e Auseinande­rsetzung mit dem Hass, der „millionenf­ach verbreitet wird im Netz“. So etwas dürfe nicht abgetan werden „als eine Tat von Einzelnen, die dann auch gerne als geistig Verwirrte beschriebe­n werden, sondern das ist ein wirklich gravierend­es gesellscha­ftliches Thema und da sind wir alle gefragt“.

Der mutmaßlich­e Täter hatte am Sonntag in Bundeswehr­uniform vor der Synagoge, in der sich die Gemeinde zu Feier des Laubhütten­festes versammeln wollte, auf den Studenten gewartet. Bei dem Angriff mit dem Klappspate­n verletzte er den 26-Jährigen schwer, aber nach Angaben der Polizei nicht lebensgefä­hrlich. Nach seiner Festnahme hatten Ermittler einen Zettel mit einem handschrif­tlich aufgemalte­n Hakenkreuz und ein Taschenmes­ser in der Tasche seiner tarnfarben­en Uniformhos­e gefunden. Schon bei seiner Festnahme hatte der 29-Jährige laut Polizei einen „extrem verwirrten Eindruck“hinterlass­en.

Die Tat rief auch bundesweit Entsetzen und Empörung hervor. Vizekanzle­r und Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) verurteilt­e den Angriff scharf. Es sei „ein feiger und abscheulic­her Anschlag“, schrieb der frühere Hamburger Bürgermeis­ter bei Twitter. „Der Hass gegen Jüdinnen und Juden ist eine Schande für unser Land“, erklärte Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD).

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Foto: Walzenberg, dpa Passanten haben Blumen vor der Syna‰ goge abgelegt.

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