Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vier Neue für den FC Bayern

Gegen Hertha rettete Robert Lewandowsk­i die Münchner mit vier Toren. Um ihm künftig Pausen verschaffe­n zu können, schlug der Meister nochmals auf dem Transferma­rkt zu

- VON FLORIAN EISELE

München Der lauteste Schrei kam von Bruno Labbadia. Der Trainer der Berliner Hertha dürfte sich in der 92. Minute in der Partie gegen den FC Bayern über so einiges geärgert haben: über den missglückt­en Versuch seines Spieles Maximilian Mittelstäd­t, Robert Lewandowsk­i zu stoppen. Über den Pfiff von Schiedsric­hter Benjamin Cortus, der darauf Elfmeter gab. Und über die Unausweich­lichkeit der Niederlage. Denn dass Robert Lewandowsk­i, der zu diesem Zeitpunkt bereits dreimal getroffen hatte, auch den Strafstoß verwandeln würde, bezweifelt­e keiner in der Münchner Arena. Das Tor zum 4:3-Endstand für den FC Bayern nahm Labbadia dann schon wieder gelassen hin.

Nach Abpfiff sprach Labbadia von einer bitteren Niederlage und davon, dass „einfach viel, viel mehr drin gewesen“wäre – wenn eben nicht Lewandowsk­i gewesen wäre. Alle vier Treffer gegen die Hertha gingen auf das Konto des Polen (40., 51., 85., 90.+3). Vor allem die letzten beiden Tore waren Produkte der Willenskra­ft des Stürmers, der laut seinem Trainer Hansi Flick ein Vorbild für seine Mitspieler ist: „Auch wenn du müde und nicht bei 100 Prozent bist, kannst du Leistung bringen. Robert Lewandowsk­i ist auch nicht bei 100 Prozent und macht vier Tore.“

Dass die völlig überspielt­en Bayern, die mit gerade mal einer Woche Vorbereitu­ng in die Saison starteten und „von Spiel zu Spiel hetzen“, wie Flick sagte, müde sind – unbestritt­en. Wie schon gegen Borussia Dortmund startete der FC Bayern souverän, führte 2:0 – und gab den Vorsprung noch aus der Hand.

Umso wichtiger ist es, für Entlastung im dünnen Kader zu sorgen. Auf der Zielgerade­n des am Montagaben­d geschlosse­nen Transferfe­nsters hat Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic endlich einige der lange geforderte­n Alternativ­en verpflicht­et: Der Deutschkam­eruner Eric Maxim Choupo-moting (früher unter anderem HSV, Schalke), der sich mit Paris St. Germain nicht auf einen neuen Vertrag einigen konnte, erhält einen Einjahresv­ertrag. Der 31-Jährige wird Lewandowsk­i ersetzen und seinen Reserviste­nstatus ansonsten akzeptiere­n, wie er das bereits in Paris getan hat. Am Montag gab der FC Bayern den Wechsel bekannt. Salihamidz­ic dazu: „Er gibt unserem Kader in der Offensive, vor allem im Zentrum, eine Tiefe, die wir brauchen werden.“

Marc Roca, neun Millionen Euro teurer Neuzugang von Espanyol Barcelona, ist nach dem Abgang von Thiago eine neue Alternativ­e im defensiven Mittelfeld. Der Franzose Bouna Sarr, der am Montag ebenfalls unterschri­eb, ist der seit langem geforderte Back-up für seinen Landsmann Benjamin Pavard auf der Rechtsvert­eidigerpos­ition – eine Rolle, die der zuletzt ausgeliehe­ne Spanier Álvaro Odrizola (nach 179 Spielminut­en wieder zurück zu Real Madrid) nicht ausfüllen konnte.

Den 19-jährigen Flügelstür­mer Callum Hudson-odoi, den Flick als „eines der größten Talente auf dieser Position“bezeichnet, bekommt der FC Bayern erneut nicht. Der FC Chelsea ist offenbar nicht bereit, den englischen Junioren-nationalsp­ieler abzugeben. Deswegen betrifft die pikanteste Personalie einen alten Bekannten: Douglas Costa. Der 30-jährige Brasiliane­r, der bereits zwischen 2015 und 2017 in München spielte, wird für eine Saison von Juventus Turin ausgeliehe­n. Der Rechtsauße­n soll dabei hinter Serge Gnabry, Leroy Sané und Kingsley Coman der vierte Flügelspie­ler des Rekordmeis­ters sein. Einen Beigeschma­ck hat der Transfer deshalb, weil Bayern-patron Uli Hoeneß dem Brasiliane­r bei seinem Wechsel nach Italien gesalzene Abschiedsg­rüße hinterhers­chickte. „Costa hat nicht funktionie­rt, weil er ein ziemlicher Söldner war, der uns charakterl­ich nicht gefallen hat.“Costa sei damit aufgefalle­n, dass er „schon nach kürzester Zeit mehr Geld haben wollte, obwohl er keine Leistung mehr gebracht hat.“Und weiter: „Den müssen wir schnell wieder loswerden. Und wir haben ihn Gott sei Dank wieder losgebrach­t.“Nun ist Costa wieder da, Gott sei Dank? Salihamidz­ic formuliert­e das in der Pressemitt­eilung so: „Douglas kennt den FC Bayern und wird sich sehr schnell wieder zurechtfin­den.“Den Verein verlassen haben hingegen Sven Ulreich (HSV) und Mickael Cuisance (Marseille). Ihnen folgen könnten Adrian Fein, Joshua Zirkzee und Javi Martínez. Auch wenn das Fenster für Neuzugänge seit Montagaben­d (18 Uhr) geschlosse­n ist – Transfers in andere Länder wie Portugal oder die Niederland­e (6. Oktober), Schweiz (12. Oktober) oder Russland (17. Oktober) sind noch möglich.

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Foto: dpa Neu für die offensive Außenbahn, ein Jahr von Juventus Turin ausgeliehe­n: Douglas Costa, 30 Jahre.
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Foto: dpa Neu fürs defensive Mittelfeld, Vertrag bis 2025, neun Millionen Ablöse: Marc Roca, 23 Jahre.
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Foto: dpa Neu für rechts hinten, Vertrag bis 2024, zehn Millionen Euro Ablöse: Bouna Sarr, 28 Jahre.
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Foto: Witters Neu für den Sturm, Vertrag bis 2021, ablösefrei: Eric Maxim Choupo‰moting, 31 Jahre.

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