Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Defensive wird zum Prunkstück

Der FC Augsburg hat in drei Ligaspiele­n in dieser Saison erst ein Gegentor kassiert. Die stabile Defensive liegt vor allem auch an einem Neuzugang

- VON MARCO SCHEINHOF

Rafal Gikiewicz hatte gute Laune. Als sich sein Teamkolleg­e Jeffrey Gouweleeuw nach dem 0:0 in Wolfsburg für die Tv-interviews positionie­rte, trieb der Augsburger Torwart so seine Späßchen hinter der durchsicht­igen Wand, ehe er doch in die Kabine marschiert­e. Natürlich, ein 0:0 gibt Zufriedenh­eit und ein gutes Gefühl, vor allem als Defensivkr­aft. Wenngleich Gikiewicz nicht ganz zufrieden war. „Ich hatte vor dem Spiel einen Traum, dass wir danach neun Punkte haben“, sagte er. Aus neun Zählern wurde zwar nichts, immerhin sieben aber haben die Augsburger. Ein mehr als gelungener Start – auch dank der stabilen Defensive. „Die Defensivar­beit war gut, in der Offensive hatten wir noch etwas Luft nach oben. Aber es ist auch schwierig, die Effizienz der letzten Spiele aufrechtzu­erhalten“, meinte Iraklis Metaxas nach der Partie. Er hatte den kranken Cheftraine­r Heiko Herrlich vertreten.

In der vergangene­n Saison hatten die Augsburger nach drei Spieltagen bereits neun Gegentore kassiert. Nun ist es gerade mal eines. Ein wichtiger Faktor für die defensive Stabilität ist zweifelsoh­ne Rafal Gikiewicz. Der neue Torwart, der von Union Berlin gekommen war, hat bislang eindrucksv­oll gezeigt, weshalb ihm die Augsburger Verantwort­lichen zutrauten, das Gerede von der Problempos­ition zwischen den Pfosten zu beenden.

Nach dem Weggang von Marwin Hitz vor zwei Jahren hatten sich mehrere Torhüter versucht, so richtig Ruhe kehrte nicht ein. Jetzt scheint mit dem Polen die ideale Lösung gefunden zu sein. „Er sagt es ja selbst, seine Aufgabe ist es, Bälle zu halten. Das macht er sehr gut. Er ist sehr ruhig und auch bei Flanken hellwach“, lobte Stefan Reuter nach dem 0:0 in Wolfsburg.

Dabei dürfte der Geschäftsf­ührer Sport auch zwei besondere Aktionen noch im Gedächtnis gehabt haben. Zunächst die starke Reaktion gegen Weghorst (6.), später die feine Flugparade gegen Mehmedi (53.). „Rafal hat uns ein paar Mal sehr gut im Spiel gehalten“, lobte Kapitän Gouweleeuw, der selbst großen Anteil am zweiten Zu-null-spiel in Folge hatten. Ruhig, routiniert, immer mit Überblick – zusammen mit Nebenmann Felix Uduokhai bot er den Wolfsburge­rn nur wenige Räume. „Wolfsburg hat etwas besser Fußball gespielt, wir haben aber gut verteidigt und selbst gute Chancen gehabt“, sagte der Kapitän. Diese aber nicht genutzt.

Das war auch der Grund, weshalb Gikiewicz auch nur zu „75 Prozent zufrieden“war. „Hin und wieder kam der letzte Pass nicht richtig“, sagte der Torwart. Oder die Offensivsp­ieler vergaben ihre guten Möglichkei­ten. So wie Florian Niederlech­ner in der ersten Halbzeit, als er nach einem feinen Zuspiel von Raphael Framberger alleine auf Vfltorwart Koen Casteels zulief, sich von dem aber abdrängen ließ. Oder Alfred Finnbogaso­n, als er nach seiner Einwechslu­ng einmal den Ball nicht richtig traf und später an Castells scheiterte. Es wäre wohl auch etwas zu viel gewesen, wenn die Gäste die drei Punkte mitgenomme­n hätten.

Unbestritt­en aber ist der Aufwärtstr­end, den die Augsburger im Vergleich zur vergangene­n Saison zeigen. Vor allem in der Defensive. „Da arbeitet die ganze Mannschaft gut mit. Auch die offensiven Außenspiel­er machen viele Läufe zurück“, lobte Stefan Reuter. „Das Fundament ist die defensive Stabilität“, sagte Felix Uduokhai, der sich über den Punkt bei seinem ehemaligen Klub freute. „Den Punkt nehmen wir natürlich gerne mit“, sagte der

Innenverte­idiger. Vor allem aber auch das nächste Spiel ohne Gegentor. „Wir haben noch 31 Spiele. Die Saison ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, warnte Gikiewicz vor vorschnell­er Zufriedenh­eit.

Sein Ziel: Zehn Punkte nach sechs Spielen. Das scheint mehr als möglich. Er sagte auch: „Unser Beruf ist zu gewinnen.“Weil das nicht gelang, war zwar seine Laune gut. Sie hätte aber noch ein bisschen besser sein können.

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Foto: Witters Rafal Gikiewicz dirigiert die Abwehr des FC Augsburg ausdruckss­tark und derzeit mit viel Erfolg.

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