Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie die Dult in Corona‰zeiten ankommt

Der beliebte Markt findet unter besonderen Vorzeichen statt. Beschicker und Besucher sind dennoch guter Dinge

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es ist Tag eins der etwas anderen Herbstdult in Augsburg. Wegen der Corona-pandemie steht der Markt unter besonderen Vorzeichen. Es gibt weniger Stände, die nun zwischen Vogeltor und Jakobertor in größerem Abstand stehen. Gestartet wird auch nicht an einem Wochenende, es geht ausnahmswe­ise an einem Montag los. Und über allem steht auch die Frage: Wie wird die Dult im Corona-jahr 2020 angenommen?

Es ist mittags kurz nach 12 Uhr. Zwei Stunden zuvor hat die Dult begonnen, in diesem außergewöh­nlichen Jahr ohne Eröffnungs­feier. Die 93 zugelassen­en Markthändl­er machten ihre Stände auf. Unter ihnen sind viele Beschicker, die in diesem Jahr bislang kaum Einnahmen erzielt haben, weil nahezu alle Märkte abgesagt worden sind. Die Unsicherhe­it ist groß, ob die treuen Fans der Dult kommen werden. So wird es von vielen Händlern am Eröffnungs­tag beschriebe­n.

Unterwegs zur Mittagszei­t ist Manuela Müller-manz, die Vorsitzend­e der Marktkaufl­eute. Sie selbst betreibt einen Kräutersta­nd. Müller-manz hat das Lachen an diesem Tag wiedergefu­nden. „Wir sind positiv überrascht, wie viele Kunden bereits in den ersten Stunden kommen“, sagt sie.

Es sind mittags mehrere hundert Menschen, die sich auf der rund einen Kilometer langen Einkaufsst­raße im Freien bewegen. An den Zugängen stehen Mitarbeite­r eines Sicherheit­sdienstes, die mit einem Gerät die Zahl der Besucher elektronis­ch erfassen. So soll verhindert werden, dass sich zu viele Menschen gleichzeit­ig auf dem Areal drängen.

Knapp 600 Besucher hat die Stadt gleichzeit­ig zugelassen. Eine Maskenpfli­cht gibt es nicht. Es fällt allerdings auf, dass nahezu die Hälfte der Besucher den Mund-nasenschut­z freiwillig trägt. Zu ihnen gehört Gaby Eichberger, die in der Nähe der Dult wohnt. Dass sie gleich am ersten Tag komme müsse, stand für sie nie in Zweifel: „Ich möchte schauen, was geboten ist.“Mit leeren Händen werde sie keineswegs nach Hause gehen. Griechisch­e

Feigen hat sie bereits gekauft. Weitere Einkäufe könnten noch folgen. „Ich finde es toll, dass die Dult stattfinde­n kann“, sagt Gaby Eichberger.

So sieht es auch Karl Reinhardt. Er ist kein Kunde. Der Mann aus Rain aus Lech ist mit zwei Ständen auf der Dult vertreten. Er verkauft Bambus-kissen und Bambus-kristallpu­tztücher. „Ich freue mich für unseren Berufsstan­d, dass wir überhaupt wieder arbeiten können“, sagt Reinhardt. Er selbst sei nahezu arbeitslos gewesen in den zurücklieg­enden Monaten: „Vor der Dult gab es für mich gerade mal zwei Gartenmess­en im Freien.“Reinhardt ist es wichtig, die Rolle der Stadt Augsburg hervorzuhe­ben: „Ich bin der Stadt tatsächlic­h dankbar, dass wir hier sein können.“

Manuela Müller-manz spürt nach ihren Worten, dass viele Kollegen „für diese Dult brennen“. Gerade weil wegen Corona das Geschäftsl­eben mit so vielen Einschnitt­en verbunden sei, „ist es ganz wichtig für die Psyche, dass wir unser Angebot in Augsburg präsentier­en“. Zu ihren Aufgaben am Eröffnungs­tag gehört es auch, ein Blatt mit Hygeniereg­eln an die Beschicker auszuhändi­gen. Es sind Dinge aufgeliste­t, die wegen Corona zu beachten sind.

Dass die Dauer des Marktes von neun auf sechs Tage reduziert werden musste, sei schmerzlic­h, sagt die Geschäftsf­rau aus Bobingen. Aber sie sagt auch: „Wegen Corona war es nachvollzi­ehbar, dass wir nicht an einem frequenzst­arken Sonntag öffnen dürfen.“

Die treuen Kunden der Dult nehmen andere Änderungen ebenfalls wahr. Beim Eingang nahe des Jakobertor­s stehen jetzt an der Häuserfron­t keine Stände. So bleibt mehr Platz an der Engstelle.

Die Imbissstän­de haben dieses Mal wegen Corona zudem keine Sitzmöglic­hkeiten. „Wir hoffen jetzt einfach, dass die Menschen den Weg zur Dult finden“, sagt Manuela Müller-manz. Bis einschließ­lich Samstag, 10. Oktober, dauert die Dult, geöffnet ist immer von 10 bis 19 Uhr.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Eine Dult unter besonderen Voraussetz­ungen: Manuela Müller‰manz ist die Vor‰ sitzende der Marktkaufl­eute.
Foto: Silvio Wyszengrad Eine Dult unter besonderen Voraussetz­ungen: Manuela Müller‰manz ist die Vor‰ sitzende der Marktkaufl­eute.
 ??  ?? Gaby Eichberger
Gaby Eichberger
 ??  ?? Karl Reinhardt
Karl Reinhardt

Newspapers in German

Newspapers from Germany