Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Augsburg forscht gegen den Krebs
Die Fuggerstadt wird ein Standort des nationalen Zentrums für Tumorerkankungen in Bayern. Patienten sollen damit schneller von neuen Studienergebnissen profitieren
Die Erforschung von Krebs vorantreiben und möglichst vielen Patienten schnell Zugang zu neuen Behandlungsmethoden verschaffen: Auf diesen Nenner lässt sich die Aufgabe des ersten „Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen“(NCT) in Bayern bringen. Augsburg wird einer der neuen Standorte dieses Zentrums, neben Würzburg, Erlangen und Regensburg. Das Projekt läuft unter dem Kurznamen NTC Wera. Es soll Krebspatienten mehrere Vorteile bringen.
Zwei Standorte hat das Zentrum bereits in Deutschland, sie sind in Heidelberg und Dresden angesiedelt. Nun kommen vier neue dazu. Wie das Bundesforschungsministerium bekannt gab, soll die Einrichtung die Versorgung von Tumorpatienten mit den neuesten Diagnostik- und Therapieverfahren voranbringen. Sie soll die schnellstmögliche Umsetzung von Forschungserkenntnissen in der Praxis ermöglichen. Schwerpunkte von Wera sind die personalisierte Krebsmedizin und die Tumor-immuntherapie.
Professor Michael Beyer, Vorstandsvorsitzender der Uniklinik Augsburg, sagt, dass Augsburg in dem Zentrum für Tumorerkrankungen vertreten sei, unterstreiche den Stellenwert des Forschungsstandortes. Beyer geht auch davon aus, dass sich dadurch die medizinische Versorgungssituation vieler Menschen mit einer Krebserkrankung erheblich verbessern wird. Medizindekanin Professor Martina Kadmon spricht von einer großen Auszeichnung für die Augsburger Tumorforscher. Übergeordneter Koordinator des Projekts ist der Würzburger Professor Hermann Einsele. Er sagt: „Unsere Arbeit zielt darauf ab, auch die Menschen in überwiegend ländlich geprägten Regionen mit innovativen Krebstherapien zu versorgen und ihnen Zugang zu Therapiestudien zu verschaffen.“
Das Forschungsprogramm bestehe aus zwei großen Linien. Zum einen die gesamte Bandbreite neuer Immuntherapien, die Tumoren zielgerichtet attackieren sollen, zum anderen nehmen die Wissenschaftler die Analyse von Krebs auslösenden Eiweißen in den Blick. Der Abbau dieser Proteine spiele im Krankheitsgeschehen eine wichtige Rolle und biete Angriffspunkte für grundlegend neue Krebstherapien. Die dritte wichtige Besonderheit ist eine sogenannte Biobank. Das ist eine Sammlung von Tumorgewebe oder anderen biologischen Materialien wie Blut. So soll es möglich werden, spezielle „Biomarker“für einzelne Krankheiten zu identifizieren.
Am Standort Augsburg sollen unter anderem klinische Studien zu neuen Diagnostik-und Therapieverfahren bei Krebs stattfinden, eine Besonderheit soll die Untersuchung von Spuren von Tumormaterial im Blut sein. Hierfür habe das Zentrum ein in Deutschland einzigartiges Analyseprogramm etabliert, heißt es in der Mitteilung.
Dieses ermögliche es, Krebserkrankungen während einer Therapie durch eine einfache Blutentnahme zu beobachten, Veränderungen festzustellen und so möglicherweise frühzeitig Rückfälle zu erkennen – bevor ein erneutes Tumorwachstum überhaupt sichtbar und messbar wird.