Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Für Streiks gibt es nie eine passende Zeit

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger‰allgemeine.de

Die Corona-krise mit all ihren Einschränk­ungen ist noch nicht richtig überstande­n, da warten schon wieder neue Unannehmli­chkeiten auf die Augsburger. Busse und Trams fallen tageweise aus, weil die Fahrer streiken. Städtische Kitas bleiben wegen Streiks kurzfristi­g zu, Eltern müssen schon wieder die Betreuung ihrer Kleinen irgendwie organisier­en. Und auch am Unikliniku­m treten Pflegekräf­te in den Ausstand. Da drängt sich die Frage auf: Muss das sein, gerade jetzt? Und warum streiken mit den Beschäftig­ten im öffentlich­en Dienst ausgerechn­et jene, die gerade einen ziemlich sicheren Job haben?

Natürlich kann man sich als Fahrgast, Eltern oder Patient ärgern über die Folgen der Warnstreik­s. Anderersei­ts streiken derzeit vor allem Berufsgrup­pen, die eines gemeinsam haben: Eine wichtige, auch verantwort­ungsvolle Arbeit, die allenfalls mäßig bezahlt wird. Hier rächt es sich, dass man nicht schon längst vor Corona dafür gesorgt hat, bei den Gehältern aufzustock­en. Etwa beim Personal in den Kitas oder an den Kliniken. Es geht ja nicht nur um die Frage einer gerechten Bezahlung. Es geht auch darum, dass sich angesichts der Arbeits- und Gehaltsbed­ingungen nur schwer ausreichen­d Nachwuchs finden lässt.

Man mag darüber streiten, ob man gerade jetzt streiken muss. Man muss aber auch konstatier­en: Es geht nicht um absurde, abgehobene Forderunge­n, die Anliegen der Streikende­n sind durchaus berechtigt. Und es ist auch klar: Aus der Sicht der Arbeitgebe­r und der Betroffene­n, etwa der Fahrgäste und Eltern, kommt ein Streik ohnehin nie zu rechten Zeit.

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