Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mitarbeiter der Uniklinik streiken für mehr Geld
Rund 150 Pflegekräfte haben am Montag für 24 Stunden ihre Arbeit niedergelegt. Betroffen waren unter anderem der Op-bereich und die chirurgische Abteilung.
Lautstark haben rund 150 Pflegekräfte am Montagmorgen vor dem Universitätsklinikum ihrem Unmut Luft gemacht. Die Mitarbeiter waren dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt und hatten für 24 Stunden ihre Arbeit niedergelegt. Sie fordern mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen, auch, um ihren Job attraktiver zu machen. Denn nur so könnten wieder junge Menschen für den Beruf begeistert werden - und damit der Fachkräftemangel und die hohe Arbeitsbelastung gemindert werden, hieß es vor Ort. Bestreikt wurden laut Verdi die Anästhesie, der Op-bereich, die Innere Medizin und die chirurgische Abteilung. Die Streikenden verlangen unter anderem 4,8 Prozent mehr Gehalt und mehr Geld für Auszubildende.
Conny Mach ist seit über 20 Jahren Krankenschwester, derzeit arbeitet sie in der Kardiologie des
Uniklinikums. „Unter den derzeitigen Bedingungen möchte doch kein junger Mensch arbeiten“, glaubt sie. In den letzen Jahren sei der Pflegebereich kaputt gespart worden - den Personalmangel müssten die verbliebenen Mitarbeiter auffangen. „Erst heißt es, wir sind systemrelevant - und dann wird uns eine Nullrunde geboten“, ist sie empört. Ihre Kollegen seien „richtig sauer“, so die Krankenschwester.
Dass wegen Corona Operationen verschoben werden mussten, sei schlimm, aber das tägliche Brot der Pflegekräfte, sagt sie. „Auch ohne Corona werden immer wieder Operationen abgesagt, weil das Personal fehlt“, so die Krankenschwester. Das dürfte man nicht vergessen, wenn man die Streikauswirkungen betrachte. „Der Beruf muss attraktiv werden, damit wir wieder Nachwuchs bekommen“, glaubt die Krankenschwester.
Wie unattraktiv die Bezahlung in manchen Bereichen des Uniklinikums sei, berichtet Personalrat Erhan Ceran. „Viele Pflegehelfer, Reinigungskräfte und Mitarbeiter in der Versorgung brauchen einen Nebenjob, um überhaupt über die Runden zu kommen“, so Ceran. Mit ihrem Stundenlohn läge diese Gruppen nur knapp über dem Mindestlohn. Damit die Streiks möglichst wenig Auswirkungen auf die Patienten haben, gibt es eine Notdienstvereinbarung zwischen der Gewerkschaft und dem Uniklinikum, sagt Verdi-sekretär Tim Graumann. Von Seiten des Uniklinikums heißt es, man tue alles, um den Betrieb trotz Streik reibungslos aufrecht zu erhalten. Susanne Arnold, im Vorstand zuständig für den Pflegebereich, sagt, sie habe Verständnis für die Streikenden.
Gerade Corona habe gezeigt, dass Pflege unverzichtbar im Gesundheitswesen sei. Die Enttäuschung der Mitarbeiter über die unzureichend umgesetzten politischen Ankündigungen zur Verbesserung der
Gesamtsituation zeige sich im Streik. „Dennoch hat zu jedem Zeitpunkt die angemessene Versorgung der uns anvertrauten Patienten oberste Priorität“, so Arnold. Nach der Corona-hochphase im Frühjahr hole man verschobene Eingriffe nach. Das Haus sei mit über 90 Prozent sehr gut ausgelastet. Aus dieser Motivation heraus habe man die Kräfte gebündelt und die Situation am Montag gut lösen können. Patienten, die der Kundgebung vor dem Gebäude zusahen, zeigten Verständnis für die Klinikums-mitarbeiter. „Die Pflegerinnen und Pfleger hier sind ständig im Einsatz und geben sich große Mühe mit uns Patienten“, sagt etwa Eugenia Ams. „Wer solche Leistung zeigt, sollte auch genügend verdienen“, so die Patientin. Stefan Motzet, der gerade seine gerissenen Achillessehne behandeln lässt, glaubt, die Hauptarbeit im Krankenhaus liege bei den Pflegekräften. „Der Arzt gibt Anweisungen und die Pfleger machen die ganze Arbeit“, hat er beobachtet. Auch er findet, die Arbeit müsse besser bezahlt werden. Dass trotz der Corona-pandemie gestreikt wird, stört den 23-Jährigen nicht.
Um den Druck auf die Arbeitgeber aufrecht zu erhalten, soll auch in der kommenden Woche an der Uniklinik gestreikt werden. Am Montag, 12. Oktober, sind die Angestellten erneut zum Streik aufgerufen.