Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Liebesbots­chaften

In den USA sind die Proud Boys als Rechtsextr­eme und Schwulenfe­inde bekannt. Nun twittern Homosexuel­le unter ihrem Namen

- VON SANDRA LIERMANN

Augsburg Spätestens seit dem Tvduell zwischen Us-präsident Donald Trump und seinem Herausford­erer Joe Biden kennt die Welt die „Proud Boys“, zu deutsch „stolze Jungs“. Es handelt sich um eine Gruppierun­g faschistis­cher, rechtsextr­emer Männer, die sich selbst als „westliche Chauvinist­en“beschreibe­n. Nach dem Erstickung­stod des Afroamerik­aners George Floyd unter dem Knie eines Polizisten störten sie mehrere Antirassis­mus-demonstrat­ionen, teilweise bewaffnet. Mitglieder der Proud Boys sind Anhänger der Verschwöru­ngstheorie, dass Männer, insbesonde­re weiße, in der westlichen Kultur von Auslöschun­g bedroht seien.

Als Donald Trump im Tv-duell gefragt wurde, ob er rechte Gruppierun­gen verurteile, die an die Vorherrsch­aft der Weißen glaubten, sagte er: „Proud Boys, tretet weg und steht bereit!“Die Erwähnung sowie die daraus resultiere­nde Aufmerksam­keit dürfte die Proud Boys gefreut haben – auch wenn Donald Trump am Folgetag behauptete, er kenne die Gruppierun­g gar nicht.

Weniger gefreut haben dürfte die Rechtsextr­emen eine später losgetrete­ne Aktion auf der Social-media-plattform Twitter: Homosexuel­le Aktivisten hatten dazu aufgerufen, unter dem Hashtag #Proudboys – ein Stichwort, unter dem Twitter-beiträge gebündelt werden – Fotos von anderen „stolzen Jungs“zu verbreiten.

Mittlerwei­le finden sich unter dem Hashtag zahlreiche Fotos sich küssender Männer, glückliche­r schwuler Paare und Regenbogen­fahnen. Angestoßen und befeuert wurde der Twitter-trend von Schauspiel­er George Takei, der durch seine Rolle des Hikaru Sulu in „Raumschiff Enterprise“bekannt wurde. Er schrieb: „Wie wäre es, wenn Schwule Fotos von sich selbst machen würden, auf denen sie miteinande­r rummachen oder sehr schwule Dinge tun, und sich dann mit #Proudboys markierten. Ich wette, das würde sie (die Rechtsextr­emen, die ganz schön durcheinan­derbringen.“Auch deutsche Promis unterstütz­en die Aktion, unter ihnen Komiker Oliver Kalkofe, Moderatori­n Dunja Hayali oder Meteorolog­e Jörg Kachelmann.

Reaktionen der rechtsextr­emen Proud Boys blieben ebenfalls nicht aus. Mitglieder nutzen unter anderem die App Parler, seit Twitter die Gruppierun­g 2018 von der Plattform verbannt hatte. Der Parler-account der Gruppierun­g hat einem Bericht des Us-magazins Forbes zufolge rund 60000 Follower. Nutzer hetzten dort, so Forbes, nun gegen Homosexuel­le. Auf Twitter ist der Hashtag #Proudboys weiterhin überaus beliebt.

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Symbolfoto: Michael Reichel, dpa Auch deutsche Promis Aktion. unterstütz­en die

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