Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mehr Axt als Feder
Christoph Daum hat ein Buch geschrieben. Und bleibt sich treu
Wohltuende Stille umgibt die Tätigkeiten des Schreibens und Lesens. Umso bemerkenswerter, dass der größte Lautsprecher, den der deutsche Fußball je hervorgebracht hat, unter die Schriftsteller gegangen ist. Christoph Daum, 67, als eine Naturgewalt des gesprochenen Wortes zu bezeichnen ist sicher keine Untertreibung. Und auch in Schriftform ist es eher die Axt denn die feine Feder, mit der er hantiert.
Lesenswert ist seine Autobiografie trotzdem – oder gerade deswegen. Es ist die Geschichte eines Trainers, der die Bundesliga geprägt hat wie kaum ein Zweiter. Erfolgreich.
Schillernd. Umstritten. Hoch gestiegen, tief gefallen. Legendär sein (inzwischen beigelegter) Dauerzwist mit Uli Hoeneß, der in der Kokain-affäre gipfelte. Daum kostete sie den Job des Bundestrainers. Dabei hatte er doch mit absolut reinem Gewissen die wohl berühmteste Haarprobe aller Zeiten abgegeben. Vom größten Fehler seines Lebens schreibt Daum im Rückblick.
Und meint damit sowohl den Drogenkonsum als auch den
Test darauf.
Doch Daum ist mehr als nur ein Sprücheklopfer. Hinter der grellen Fassade steckt ein Zweifler, der sich selbst oft nicht genügte. Der sich innerlich zerfleischte, „wenn ich etwas falsch gemacht habe“. Auch deshalb sei es ihm nicht leichtgefallen, alles aufzuschreiben, sagt Daum. „Da sind alte Wunden aufgerissen worden.“Das ganze Interview lesen Sie im Dort steht auch, dass Daum längst noch nicht fertig ist. Er will wieder als Trainer arbeiten. Und dürfte er sich einen Arbeitgeber wünschen, wäre es Schalke 04. Welch wunderbare Idee. Als schütte man Spiritus ins offene Feuer.