Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Widersprüche sind unvermeidbar
Die Maskenpflicht in Teilen der Innenstadt wird Fingerspitzengefühl in der Durchsetzung verlangen: Auf dem Rathausplatz ist das Ansteckungsrisiko beim Großteil der Begegnungen wohl nicht übermäßig groß. Das gilt speziell in den Stunden, in denen man fast alleine unterwegs ist. Es stellt sich die Frage der Sinnhaftigkeit dieser Regel – die wird nicht immer zu bejahen sein. Gleichzeitig ist Abstandhalten eine der elementaren Verhaltensweisen, um durch den Corona-winter zu kommen. Doch diese Maßgabe scheint einen Teil der Bevölkerung nicht zu interessieren. Manche ignorierten das Gebot bewusst. Und bei vielen schlich sich den Sommer über unbewusst eine Wurstigkeit ein: Aus den 1,50 Metern wurden im Lauf des Sommers die üblichen 70 Zentimeter.
In der Praxis würde es reichen, wenn die Maske nur ab einer gewissen Dichte getragen wird oder Zusammenballungen gar nicht mehr entstehen, sprich die Menschen vernünftig agieren. Nur lässt sich das eben kaum in eine amtliche Verfügung gießen. Und grundsätzlich wird in der Corona-pandemie eine gewisse Widersprüchlichkeit in den Maßgaben nicht ganz auszuräumen sein. Maske tragen in der Fußgängerzone und im Lokal in der Fußgängerzone am Tisch ohne Maske sitzen? Ja, das ist eigenartig. Aber ohne diese Widersprüchlichkeit müsste das Lokal womöglich wieder ganz schließen. Und wenn nun in der Innenstadt weniger los sein sollte, ist das nicht zwingend auf die Maskenpflicht zurückzuführen – womöglich wird es vielen bei Menschenansammlungen von selbst mulmig. Die Maske ist eine Möglichkeit, sich trotz Infektionsrisiko im Zentrum zu bewegen.
Die wichtigsten neuen Vorschriften spielen aber womöglich nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Privaten. Es sind Kaffeekränzchen und Familientreffen, bei denen Abstände naturgemäß unterschritten werden. Sie sind nicht verboten, aber bei der Teilnehmerzahl begrenzt. Zu überwachen ist das kaum. Jeder muss selbst verantwortungsvoll agieren.