Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schwimmer messen sich virtuell

Die Aktiven müssen auf gewöhnlich­e Wettkämpfe verzichten. Verband und Vereine reagieren

- VON FABIAN KAPFER

Oft tummeln sich mehrere hundert Athleten während eines Schwimmwet­tkampfs in den Hallen. Jene Spannung, die durch diese besondere Atmosphäre bei den Aktiven entsteht, wird es in Zeiten von Corona erst mal nicht mehr geben. Eine größere Anzahl von Sportlern in einer geschlosse­nen Halle sind unter den aktuellen Vorgaben der Gesundheit­sämter undenkbar. Deswegen haben Verband und Vereine reagiert und ihre Wettkampfs­truktur vorübergeh­end geändert. Der Bayerische Schwimmver­band (BSV) hat die virtuellen bayerische­n Mehrkampfm­eisterscha­ften 2020 ausgeschri­eben. Diese finden im November auf der Kurzbahn (25 Meter) statt.

Der Verband versucht damit, seinen Athleten trotz der Einschränk­ungen

einen Wettstreit zu ermögliche­n. Die Bezirke oder einzelne Vereine organisier­en die einzelnen Teilverans­taltungen selbst und melden die Ergebnisse als gemeinsame virtuelle Veranstalt­ung. Bsv-leistungss­portrefere­nt Benedikt Schubert informiert: „So möchten wir erreichen, dass die Sportler untereinan­der einen gewissen Vergleich haben, was ihre Zeiten betrifft.“Große Sportveran­staltungen seien derzeit nicht vorstellba­r.

Vergangene­s Wochenende habe es lediglich zwei stark eingeschrä­nkte Wettkämpfe in Würzburg und München gegeben, bei denen mehrere Sportler anwesend waren. Die Regel sei das aber nicht. Schubert: „In München waren 56 Teilnehmer, in Würzburg waren es auf zwei Tage verteilt etwa 250 Athleten. Solche Modelle haben momentan etwas Zukunft, auch wenn der große Teil der Veranstalt­ungen noch nicht mit vielen Teilnehmer­n stattfinde­n kann.“Eines der größten Probleme sei es derzeit für die Veranstalt­er, die Kosten zu decken. Schubert erklärt: „Die Hallenmiet­en sind sehr teuer und werden üblicherwe­ise durch Teilnehmer­gebühren gedeckt. Da die Zahl der anwesenden Sportler aktuell begrenzt ist, wird das für viele Ausrichter schwierig.“Beim Wettkampf in Würzburg waren auch Schwimmer des SV Augsburg vertreten. Der Vorsitzend­e des Vereins, Taylan Toprak, sieht die Veranstalt­ung als positives Zeichen: „Ich habe mit einigen Teilnehmer­n gesprochen und ausschließ­lich Positives gehört. Es war gut organisier­t.“So hätten die Vereine feste Plätze zugeteilt bekommen. Außerhalb dieses Bereichs mussten die Sportler eine Maske tragen, erklärt Toprak. Dass sich jemand unwohl gefühlt habe, hätte er nicht mitbekomme­n: „Es war ein gutes Beispiel, wie solch eine Veranstalt­ung unter Corona-auflagen stattfinde­n kann.“Zudem sei es eine Plattform für die Teilnehmer gewesen, bei der sie sich wieder unter etwas Wettkampfa­tmosphäre präsentier­en konnten. Toprak möchte aus den Eindrücken lernen: „Es ist sehr viel Aufwand, das zu organisier­en. Aber den nehmen wir auch selbst sehr gerne in Kauf. Wir versuchen uns auch bei solchen Veranstalt­ungen etwas abzuschaue­n.“

Im kommenden Jahr wolle der Augsburger Verein laut Toprak auch wieder Wettkämpfe ausrichten, bei denen „mehrere Schwimmer physisch anwesend sein“könnten. Der SVA werde allerdings an den virtuellen Mehrkampfm­eisterscha­ften teilnehmen, weitere virtuelle Wettkämpfe wären vorstellba­r. Das sei eine Gelegenhei­t, auch dem Großteil der Sportler einen Wettstreit zu ermögliche­n. Eine Zusammenar­beit mit einem anderen Verein, wie dem SB Delphin Augsburg, sei bei Wettkämpfe­n in der nächsten Zeit gut möglich. So könnten die

Sportler beider Vereine gemeinsam schwimmen. Das könnte sich auch Wolfgang Baiter gut vorstellen, der dort als Trainer tätig ist und zudem als Schwimmwar­t für den Bezirk Schwaben fungiert: „Wir haben schon Gespräche geführt. So könnten wir zumindest ein bisschen Stimmung erzeugen, die einem Wettkampf ähnelt.“

Dem virtuellen Modell stehe er neutral gegenüber. Es sei immerhin ein Ansatz, dass Schwimmer sich messen könnten, findet Baiter – auch wenn wesentlich­e Reize fehlen würden. Er gehe zudem fest davon aus, dass die Ergebnisse, die oft noch über die Stoppuhr gemessen werden, auf fairem Wege zustande kommen: „Wenn die Ausrichter einen Schiedsric­hter organisier­en, der nicht zum eigenen Verein gehört, ist das glaube ich ausgeschlo­ssen“, bekräftigt der Schwimmwar­t.

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Foto: Wyszengrad Kreativitä­t ist derzeit Schwimmern gefragt. auch bei den

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