Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Augsburg muss sparen

Die coronabedi­ngten Einnahmeve­rluste gehen in die Millionen, werden durch staatliche Hilfen aber abgefedert. Dennoch setzt die Stadt auf einen Sparkurs – und vieles im Haushalt ist noch gar nicht klar

- VON STEFAN KROG

Die coronabedi­ngten Einnahmeve­rluste gehen in Augsburg in die Millionen. Es gibt zwar staatliche Hilfen – dennoch setzt die Stadt nun auf einen Sparkurs.

Die Corona-pandemie wird in diesem Jahr im städtische­n Haushalt wohl ein Loch in Höhe von etwa 18 Millionen Euro verursache­n. Nachdem Kämmerer Roland Barth im Juni einen ersten Kassenstur­z vorgenomme­n hatte und Mindereinn­ahmen/mehrausgab­en von im ungünstigs­ten Fall bis zu 50 Millionen Euro in den Raum gestellt hatte, gibt es nun konkretere Zahlen, weil sowohl bei staatliche­n Hilfen als auch bei den Steuereinn­ahmen mehr Klarheit herrscht.

Anlass zur Entwarnung ist das im Vergleich überschaub­are Loch aber keinesfall­s, so Barth, denn für die kommenden beiden Jahre sehen die Erwartunge­n nicht rosig aus. „Wir müssen weiterhin auf Sicht fahren. Vieles wird davon abhängen, wie es mit der Pandemie und der Wirtschaft weitergeht“, so Barth. Neue Projekte wird es bis auf Weiteres so gut wie keine geben. Am kommenden Dienstag wird der Finanzauss­chuss des Stadtrats über den Umgang mit den Finanzen in diesem Jahr beraten.

Laut derzeitige­r Prognose wird der größte Brocken in diesem Jahr wohl eine Wenigerein­nahme von 18,5 Millionen Euro beim kommunalen Einkommens­steuer-anteil sein. Corona-folgen wie Ausfälle bei den Eintrittsg­eldern z. B. in die Bäder werden durch staatliche Entlastung an anderer Stelle aufgefange­n. Eine deutliche Entlastung ist die Erstattung der Gewerbeste­uerausfäll­e in Höhe von 37 Millionen Euro durch Bund und Land.

„Wir können nicht alle Ausgaben für neue Projekte abwürgen, aber es kann auch nicht so weitergehe­n wie bisher“, sagt Barth. Bereits laufende Projekte sollen fortgesetz­t werden, doch neue Investitio­nen würden sehr kritisch auf den Prüfstand gestellt. Im Grunde wird es wohl darauf hinauslauf­en, dass unaufschie­bbare Dinge wie die neue Technik für die Leitstelle von Feuerwehr/rettungsdi­enst finanziert werden und ansonsten nur Geld für Theaterund Schulsanie­rungen fließt. Auch bei laufenden Projekten werde man die Zügel anziehen müssen, sagt Barth. „Dass Projekte aufgrund höherer Baupreise teurer werden und das Geld dafür dann halt bereitgest­ellt wird, funktionie­rt nicht mehr.“Bei Verteuerun­gen werde man stärker an den Standard von Gebäuden herangehen und von vornherein kleinere Bauabschni­tte bilden müssen, um flexibel zu bleiben.

Um den Einnahmeve­rlust im laufenden Jahr aufzufange­n, hat die Stadt eine Liste von Projekten erarbeitet, die verschoben werden sollen. Dazu zählen die Sanierung der Sitzungssä­le im Rathaus (Verschiebu­ng um drei Jahre), Planungsmi­ttel für den Feuerwehr-neubau in Haunstette­n (ein Jahr), die Sanierung der Dominikane­rkirche (vier Jahre), der nächste Abschnitt der Stadtmauer­sanierung Lueginslan­d (ein Jahr), die Neugestalt­ung des Platzes bei St. Michael (drei Jahre) oder die Erneuerung der Hessenbach­straße (drei Jahre). Auch die Mittel für die Perlachtur­m-sanierung werden verschoben, wobei es noch offene bautechnis­che Fragen gibt. Zuletzt verschob die Stadt auch die Sanierung des nächsten Abschnitts am Rudolf-diesel-gymnasium, um die Mehrkosten bei der Schillersc­hul-sanierung aufzufange­n.

Das soll den städtische­n Haushalt entlasten und es der Stadt indirekt ermögliche­n, einen Notgrosche­n über knapp 20 Millionen Euro zurückzule­gen. Man wolle eine Reserve für die beiden kommenden Jahre haben. Die Stadt rechnet für 2021/22 mit 40 bis 50 Millionen Euro weniger Einnahmen als kalkuliert, wobei Barth sagt, dass es noch viele unbekannte Faktoren gibt. Ein Thema werden die Schlüsselz­uweisungen sein. Jede Kommune bekommt vom Freistaat nach ihrem Grad der „Bedürftigk­eit“Geld überwiesen. Augsburg bekam wegen seiner gemessen an der Größe und Aufgabenfü­lle relativ schlechten Einnahmesi­tuation bisher recht viel Geld, zuletzt 172 Millionen Euro. Doch da es in der Corona-zeit vielen Kommunen schlechter geht, könnte der Anteil von Augsburg am Kuchen kleiner werden. Ob der Freistaat ihn insgesamt vergrößert, ist unklar. Auch ein Ausgleich für wegfallend­e Gewerbeste­uer sei für die kommenden Jahre bisher nicht in Sicht, so Barth.

Eine coronabedi­ngte Neuverschu­ldung ist in diesem Jahr nicht geplant. Eine Verschuldu­ng zum Zahlen laufender Ausgaben soll es auch in den kommenden Jahren nicht geben, wird aber als letztes Mittel auch nicht ausgeschlo­ssen, falls etwa Schlüsselz­uweisungen wegfallen. Im aktuellen Jahr ist der Schuldenst­and der Stadt von 403 (Stand Januar) auf 412 Millionen Euro (voraussich­tlicher Stand Dezember) gestiegen, weil Sonderkred­ite für mehrere Schulsanie­rungsproje­kte aufgenomme­n wurden. Einen Höchststan­d gab es Ende 2018 mit 414 Millionen Euro aufgrund der ersten Kreditaufn­ahme fürs Theater. Auch in den kommenden Jahren wird die Stadt Kredite aufnehmen müssen, um neben Schulsanie­rungen ihren Eigenantei­l an den im Sommer bekannt gewordenen Mehrkosten für die Theatersan­ierung (zwischen 283 und 321 Millionen Euro statt bisher 185 Millionen Euro) zu bezahlen.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Im Augsburger Haushalt fehlen in diesem Jahr wegen der Corona‰krise um die 18 Millionen Euro.

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