Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neuburger Straße: Zwei Autospuren fallen weg

Die Stadt Augsburg plant auf der Hauptverke­hrsstraße in Lechhausen, einen Autofahrst­reifen in jeder Fahrtricht­ung für Radler freizugebe­n. Im Jahr 2021 soll der Versuch starten

- VON STEFAN KROG

Ab kommendem Frühjahr will die Stadt auf der Neuburger Straße in Lechhausen zwischen Schlössle und der Kreuzung Linke/rechte Brandstraß­e eine Fahrspur für Autos streichen und dort einen Radweg auf der Fahrbahn markieren. Die Regelung auf der Hauptverke­hrsstraße soll im kommenden Jahr versuchswe­ise gelten, im Jahr 2022 ist eine dauerhafte Lösung geplant, wenn es beim Versuch zu keinen größeren Problemen kommt. Was bedeutet das für den Verkehr vor Ort? Hier ein Blick auf die Lage.

Ein Verkehrsch­aos erwartet die Stadt auf der Straße, die täglich von 18.000 bis 19.000 Autos befahren wird, nicht. Dies sei schon vor einigen Jahren, als der stärker befahrene Abschnitt zwischen Lechhauser Lechbrücke und Schlössle mit Radwegen zulasten einer Autospur ausgestatt­et wurde, ausgeblieb­en. Mit dem Abschnitt, der kommendes Jahr umgesetzt werden soll, würde eine Lücke im Radwegenet­z im Augsburger Osten geschlosse­n. Nördlich der Linken/rechten Brandstraß­e gibt es bereits heute einen von der Fahrbahn abgesetzte­n Radweg.

Doch auf der etwa 500 Meter langen Strecke, die kommendes Jahr in Angriff genommen werden soll, gibt es keine eigene Fahrmöglic­hkeit für Radler. Diese nutzen dort aktuell die parallel zur Neuburger Straße laufenden Brunnen- und Widderstra­ße. Aus Sicht der Stadt sind diese Straßen in ihrem jetzigen Zustand aber nur mäßig geeignet. Der Fahrbahnzu­stand in der Widderstra­ße sei für Radler kaum passabel, so das Tiefbauamt. Insgesamt werden durch die Neuregelun­g vier Parkplätze für Autos wegfallen. Der Taxistand nahe der Einmündung Widderstra­ße muss verlegt werden.

Die Stadt denkt mittel- bis langfristi­g darüber nach, die Straßenbah­nlinie 1 am Schlössle zu teilen. Ein Ast würde wie bisher zum Ostfriedho­f führen, der andere durch die Neuburger Straße in die Hammerschm­iede trassiert werden. In diesem Fall, so Tiefbauamt­sleiter Gunther Höhnberg auf Nachfrage von Fdp-stadtrat Lars Volmar, werde der vorhandene Platz neu aufgeteilt werden müssen. Ob und wie bei einer separaten Tramtrasse in der Fahrbahn noch Platz für Radler sei, könne man jetzt noch nicht sagen.

Im Bauausschu­ss des Stadtrats wurde die Planung gegen die Stimme von Afd-stadtrat Markus

Striedl angenommen. Den Sommer über hatten mehrere Fraktionen von der Stadt verlangt, sich Gedanken über sogenannte „Pop-up-radwege“zu machen. Einige Städte hatten den Verkehrsrü­ckgang in der Corona-pandemie dazu genutzt, versuchswe­ise Radwege auf infrage kommenden Straßen anzulegen. Neben der Neuburger Straße und der Hermanstra­ße, wo ebenfalls kommendes Jahr ein Verkehrsve­rsuch stattfinde­n soll, wird ein solcher Schritt laut Grünen auch für die Frölich- und mit Einschränk­ungen für die Volkhartst­raße ins Auge gefasst. Einen Beschlussv­orschlag für den Stadtrat gibt es dazu noch nicht.

„In vielen Straßen, die in der Diskussion sind, geht so etwas auch überhaupt nicht“, sagt Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Zum Teil, so Grünen-stadtrat Deniz Anan, sei in der Vergangenh­eit auch schon einiges passiert, etwa in der Langenmant­elstraße. Das Vorgehen der Stadt sei zu begrüßen, so Anan.

„Wir haben jetzt die Aussicht auf dauerhafte Radwege, statt nur eine temporäre Widmung wie bei einem Pop-up-weg“, so Anan.

Die Stadträte gaben der Stadt außerdem die Erlaubnis, Fahrradstä­nder künftig zügig aufzustell­en, wenn es Bedarf gibt. Die Stadt darf sich dafür einen kleinen Vorrat an Ständern anschaffen. Indem sie auf zeitrauben­de Antragsste­llung verzichtet, entgeht ihr zwar staatliche Förderung, allerdings sei die Beantragun­g teils so aufwendig, dass man unterm Strich ohne Zuschüsse günstiger wegkomme, so Merkle. Teils sollen für Radständer Parkplätze wegfallen, so die städtische­n Planungen, wobei es nur um ausgewählt­e Örtlichkei­ten geht. Dies komme speziell in Innenstadt­straßen infrage, wo geparkte Autos an den Straßenrän­dern für Unübersich­tlichkeit sorgen, so Merkle. Hier an der einen oder anderen Stelle zwei Kurzzeitpl­ätze zu streichen, mache den Verkehr sicherer und bringe mehr Radabstell­möglichkei­ten, die in der Innenstadt speziell im Sommer knapp sind. Ein erster Fahrradabs­tellplatz für zehn Räder am Straßenran­d soll in der Schießgrab­enstraße vor dem Umweltamt entstehen. Zwei Kurzzeitpa­rkplätze in der Parkbucht fallen dafür weg.

„Ich wüsste nicht, wo in der Innenstadt Parkplätze verzichtba­r sind“, so Afd-stadtrat Markus Striedl, der als Einziger dagegen stimmte. Merkle hielt ihm entgegen, dass man das Thema Verkehrswe­nde in der Innenstadt voranbring­en wolle. In Wohnstraße­n, wo Anwohner ohne eigene Garagen Platz zum Abstellen ihrer Autos benötigen, werde man keine Stellplätz­e wegnehmen. Wie berichtet sind mehr Radabstell­plätze auch eine der Forderunge­n des Radlerbürg­erbegehren­s. Informell laufen Gespräche zwischen Stadt und Radaktivis­ten, wie mit dem Begehren, das die nötigen Unterschri­ften wohl erreicht hat, weiter verfahren werden soll.

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Foto: Silvio Wyszengrad In der Neuburger Straße (hier der Blick vom Schlössle in Richtung Klausstraß­e) wird je Richtung eine Autospur wegfallen. Kom‰ mendes Frühjahr soll versuchswe­ise ein Radweg abmarkiert werden.

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