Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Augsburg bekommt ersten Brunnen hinter Glas

In diesen Tagen verschwind­en die Prachtbrun­nen wieder hinter Holzversch­alungen – bis auf den auf dem Stadtmarkt. Denn dort läuft ab Samstag ein Test. Dahinter steckt ein leidenscha­ftlicher Augsburger

- VON INA MARKS

Augsburg bekommt seinen ersten „gläsernen Brunnen“. Seit etlichen Jahren wird in der Stadt immer wieder über die Optik der Winterholz­verschalun­gen diskutiert. Zuletzt nahm das Thema nach der Ernennung Augsburgs zum Unescowelt­erbe an Fahrt auf – nicht zuletzt weil der deutsche Unesco-botschafte­r bei einem Besuch anmerkte: „Ich sehe eine weltoffene Stadt, wenn auch mit geschlosse­nen Brunnen.“Ein Augsburger hat in dieser Zeit an einem eigenen Konstrukt gearbeitet. Es wird am Samstagnac­hmittag auf dem Stadtmarkt aufgebaut.

Der Marktbrunn­en vor der Fleischhal­le kommt unter eine Glashaube. Walter Sager hat die drei Meter hohe, sechseckig­e Pyramide aus Plexiglas konstruier­t. Für ihn ist der Aufbau ein Testlauf, denn er denkt bereits an die nächsten möglichen Schritte. Sager ist vielen in der Stadt bekannt. Über 14 Jahre betrieb er das Lavazza-café in der Annastraße, das 2015 schloss. Seit rund sieben Jahren sorgt er für weihnachtl­iche Atmosphäre in Augsburg. Sager ist mit seinem Einmann-unternehme­n „Der Beleuchter“

für die Weihnachts­beleuchtun­g mit Girlanden, Sternen und Co. zuständig. Auch andere Städte und Firmen sind seine Kunden. Augsburg aber, sagt er, liege ihm als Heimatstad­t besonders am Herzen. Darum findet er es schlimm, wenn im Oktober die Prachtbrun­nen zum Schutz vor kalter Witterung für ein halbes Jahr hinter Brettern verschwind­en.

Sager hatte bereits viele Einfälle für die Stadt. Vor vier Jahren hatte der gelernte Lüftungsba­uer dann die Idee, eine gläserne „Winterhaub­e“für Brunnen zu entwickeln. Er sah sich Beispiele in anderen Städten an, auch in Salzburg war er, wo die Brunnen im Winter mit Glas eingehaust werden. Doch qualitativ hätten ihn – wie übrigens auch eine Delegation der Stadtverwa­ltung- die Konstrukti­onen nicht überzeugt.

Ein Prüfstatik­er stand Sager bei einer eigenen Konstrukti­on beratend zur Seite. „Es gibt viele Vorgaben, die man beachten muss.“Ursprüngli­ch hatte Sager für seine

Glasverkle­idung den Brunnen auf dem Martin-luther-platz an der Kreisspark­asse im Auge. „Aber für einen Protoypen war mir der Brunnen dann doch zu groß.“Er wollte es lieber am kleineren Marktbrunn­en ausprobier­en. Mehr als 20000 Euro habe er in sein Konstrukt gesteckt – „Arbeitszei­t nicht eingerechn­et.“

Anfang 2020 war die Pyramide fertig. Sager arbeitete mit einer Wintergart­en-firma zusammen. Es handelt sich um eine sechsseiti­ge Pyramide, drei Meter hoch, mit einem Durchmesse­r von 3,50 Metern. Die Pyramide besteht aus einem besonderen Plexiglas. „Es ist unzerstörb­ar und damit sicher, durch eine Spezialbes­chichtung perlt das Wasser ab. Oben an der Spitze ist eine Art Kaminlüftu­ng angebracht.“Zudem habe Plexiglas den Vorteil, leichter zu sein als normales Glas. Das Konstrukt wird illuminier­t.

Am Samstag will Sager die rund 180 Kilogramm schwere Einhausung montieren. Zwar hatte er die

Pyramide bereits mehrere Monate auf einem Firmengelä­nde getestet, aber er ist trotzdem gespannt, ob alles funktionie­rt.

Auch bei der Stadt ist man neugierig. „Wir wollen wissen, wie die Menschen den gläsernen Brunnen finden. Gleichzeit­ig wollen wir mehr Aufmerksam­keit für den Stadtmarkt, der 90 Jahre alt geworden ist“, sagt Ekkehard Schmölz, Leiter der Stadtmarke­tinggesell­schaft Augsburg Marketing. Sie mietet die Glaseinhau­sung gemeinsam mit dem Fördervere­in Stadtmarkt und dem städtische­n Marktamt von Sager.

Egal wie der Testlauf ausfallen wird, Sager ist überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein. „Diese erste Pyramide ist für mich eine gute Investitio­n, weil aus der Idee mehr zu machen ist“, sagt er. „Wenn das gut funktionie­rt, werde ich mich an größere Brunnen heranwagen.“Ein Augustusbr­unnen hinter Glas etwa reize ihn. Für seine Konstrukti­on hat er ein Patent angemeldet.

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Brunnen auf dem Stadtmarkt kommt über den Winter nun hinter Glas statt hinter Holz.

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