Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Süle hat es schwer
Wer sich einen Fußballer als drahtigen, ranken Athleten vorstellt, hielt den Brasilianer Goncalves da Silva Ailton bestenfalls für einen zu kurz geratenen Würstel-verkäufer. Ailton sah mit seinen Hamsterbäckchen aus, als habe er ständig zwei Cheeseburger im Mund. Über seinen kurzen Beinen türmte sich ein kompakter Torso. Es war ein biologisch-physikalisches Rätsel, wie dieses Dickerchen, derart rasant über den Platz stürmen konnte.
Selbst die schneidigsten Verteidiger vermochten den brasilianischen Pummel nicht am Toreschießen zu hindern. Ailton war die fleischgewordene Hoffnung aller zu kurz Geratenen und Übergewichtigen jenseits der Ideallinie Großes im Fußball zu vollbringen.
So etwas geht eine Weile lang gut. Dann erdrückt das Gewicht die Hoffnung. Irgendwann landete er beim Sechstligisten Hassia Bingen. Seine Karriere näherte sich einem mageren Ende.
Niklas Süle ist ein anderes Kaliber. Laut Homepage des FC Bayern bringt der Nationalspieler des FC Bayern bei 1, 95 Metern Körpergröße 99 Kilo auf die Waage. Vermutlich sind es im Moment einige mehr. Anders ist nicht zu erklären, warum dieser Pfundskerl ständig von Knieproblemen spricht, der Bundestrainer ihn gegen Spanien trotzdem spielen lässt und nach einer schwachen Halbzeit auswechselt.
Am Tag vor der Partie des FC Bayern gegen Werder Bremen (1:1) trainierte Süle wieder, was eher auf Gewichts- als auf Knieprobleme schließen lässt. Dabei kam er offenbar derart ins Schnaufen, dass ihn Hansi Flick aus dem Kader strich. „Trainingsrückstand“lautete die neue Diagnose. Anders gesagt: Süle trägt zu schwer an seinem Körper.
Wie aber kann ein Fußball-profi, der täglichem Training ausgesetzt ist, überhaupt Speck ansetzen?
Wie jeder andere auch. Indem er mehr Kalorien aufnimmt, als er verbraucht. Nur anders herum aber wird wieder ein Athlet aus Süle. Dann wird auch sein Knie wieder gut.