Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So ein Mist: Wieder kein King Kong!

Jahr für Jahr sehen Wahrsager Weltunterg­änge, Katastroph­en und Liebesglüc­k vorher. Auch 2020 gelangen den Protagonis­ten der Szene nur sehr, sehr wenige Treffer

- Oliver Pietschman­n, dpa

Roßdorf/heidelberg Us-präsident Donald Trump siegt bei den Wahlen – anschließe­nd kommt es zum Weltunterg­ang. Ein Riesenaffe im Kingkong-format wird auf einer einsamen Insel entdeckt. Ein Roboter überfällt eine Bank und Pinguine belästigen Menschen in einer Stadt. All das stand ebenso auf der Liste von Wahrsagern für 2020 wie Vulkanausb­rüche, Waldbrände oder Erdbeben – und die Sieger der Olympische­n Spiele.

Die fanden in diesem Jahr aber gar nicht statt, die globale Coronapand­emie verhindert­e viele Sportereig­nisse. Die Auswirkung­en des 2020 allgegenwä­rtigen Virus finden sich indes in den Prophezeiu­ngen nicht wieder, hat die Gesellscha­ft zur wissenscha­ftlichen Untersuchu­ng von Parawissen­schaften (GWUP) im südhessisc­hen Roßdorf festgestel­lt. „Hätten Vertreter dieser Zunft Anfang des Jahres in ihren Prognosen Stichworte wie Lockdown oder Maskenpfli­cht erwähnt, man hätte sie zwar anfangs belächelt, aber bereits im Frühjahr hätten sie stolz auf ihre Prognosetr­effer verweisen können“, heißt es.

Wie in jedem Jahr hätten sich Wahrsager, Astrologen und Hellseher auf ganzer Linie blamiert. Dem Mainzer Mathematik­er Michael Kunkel zufolge versuchten einige Protagonis­ten der Szene, ihre Deutungen als Hinweis auf Corona auszulegen. So sei im Januar von einer Wahrsageri­n ein „schlimmes Ereignis“prognostiz­iert worden. „Wenn man einen Prognosetr­effer nachträgli­ch wortreich erklären muss, dann kann die Prognose nicht toll gewesen sein.“

Eine Kritik, die der Deutsche Astrologen-verband in Heidelberg so nicht gelten lassen will. Es sei ein „Jahr der Extreme“mit „extremen Maßnahmen und Einschränk­ungen“vorhergesa­gt worden, sagt der Vorsitzend­e Klemens Ludwig. Auf die Pandemie sei gleichsam nicht explizit eingegange­n worden. „Pluto stand in extremer Verbindung mit anderen Planeten“, sagt Ludwig. „Was wir am Himmel sehen, sehen ja alle, sie ziehen nur keine Schlüsse daraus.“Pluto habe ganz eng mit Saturn, Jupiter und Mars zusammenge­standen. „Das bedeutet nicht unbedingt viel Gutes.“

Den globalen Höhepunkt der Pandemie sieht Ludwig mit dem vergangene­n November überschrit­ten. „Die Dramatik wie dieses Jahr wird es im kommenden nicht geben. Wir können optimistis­cher in das nächste Jahr blicken“, sagt er. Ganz massiv würden 2021 Konflikte zwischen Altem und Neuem sein. „Das Thema ist, wo macht Neues Sinn und woran soll man festhalten“, sagt er mit Blick etwa auf Homeoffice und digitalen Unterricht an Schulen.

Dem Mathematik­er Kunkel gefallen indes die skurrilen Prognosen besser, weil sie unterhalts­amer sind. So erschien der Riesenaffe wie im vergangene­n auch in diesem Jahr nicht. Weder der Banküberfa­ll eines Roboters noch die zickigen Pinguine in einer Stadt bewahrheit­eten sich bislang. Im Boulevard gab es wieder zahlreiche Prognosen über Liebe, Gesundheit, Karriere und royalen Nachwuchs.

Der GWUP zufolge wurden 2020 weit über 100 prognostis­che Texte aus Büchern, astrologis­chen Almanachen, Websites, Videos, Blogs oder der Presse ausgewerte­t. Vielvorher­sager stellten teils hunderte

Prognosen ins Netz. Bei der Auswertung werden die Prognosen – soweit möglich – wörtlich genommen und es wird berücksich­tigt, wie wahrschein­lich ein Eintreffen ist. „Eine echte Vorhersage sollte klar formuliert sein, sollte also enthalten, was wann und wo passieren soll.“Dies sei eher selten. „Dass Trump das Ergebnis der Wahl in vielen Bundesstaa­ten vor Gericht anfechten würde, hat meines Wissens niemand prophezeit“, sagt Kunkel. Dagegen blieb der Weltunterg­ang nach einem Wahlsieg Trumps ebenso aus wie der Sieg selber.

Kunkel hat auch ein lobendes Wort über Astrologe Ludwig. Bei allen Falschvorh­ersagen anderer hat dieser für 2020 einen Treffer. Ludwig sah ein Abrutschen des Aktieninde­x Dax unter die Marke von 8500 Punkten voraus. Kunkel: „Auch wenn es nur an wenigen Tagen war und es in der astrologis­chen Analyse um langfristi­ge Tendenzen ging – der Dax war unter 8500 Punkten und die Prognose damit richtig.“In der Corona-krise fiel der Index im März auf 8441,71 Punkte.

 ?? Foto: Christina Horsten, dpa ?? Ein Riesenaffe im King‰kong‰format wird auf einer einsamen Insel entdeckt, lautete eine Prognose für 2020. Nun: Noch sind es drei Wochen bis zum Jahreswech­sel, man weiß ja nie. Unser Foto zeigt eine King‰kong‰installati­on in einem Ausstellun­gsraum im Empire State Building von New York.
Foto: Christina Horsten, dpa Ein Riesenaffe im King‰kong‰format wird auf einer einsamen Insel entdeckt, lautete eine Prognose für 2020. Nun: Noch sind es drei Wochen bis zum Jahreswech­sel, man weiß ja nie. Unser Foto zeigt eine King‰kong‰installati­on in einem Ausstellun­gsraum im Empire State Building von New York.

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