Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Opa Otto schreibt mit Enkeln „Märchen aus Corona‰tagen“

Durch gemeinsame Geschichte­n blieben die drei während des Lockdowns in Kontakt

- VON LEA BINZER

Nicht nur bei uns in Deutschlan­d mussten die Menschen im Frühjahr wegen Corona zu Hause bleiben. Auch in unserem Nachbarlan­d Österreich gibt es einen Lockdown, den dritten inzwischen. Stefan, 11, und seine Schwester Katharina, 8, fanden das beim ersten Lockdown schon ziemlich blöd, weil sie ihren Opa Otto nicht mehr sehen durften. Vor allem seine Geschichte­n haben Stefan und Katharina sehr vermisst.

Aber was tun? Opa Otto hatte schnell eine Idee: Zusammen mit seinen Enkeln Geschichte­n schreiben. Denn nur mit den beiden zu telefonier­en, um zu hören, wie es ihnen geht, fand er nicht so toll. Katharina und Stefan waren begeistert. „Otto hat mir eine Mail geschriebe­n und schon mit den ersten Sätzen zur ersten Geschichte begonnen. Einer von uns schrieb weiter und so ging das im Wechsel hin und her“, erzählt Stefan. Mal hat einer sechs Sätze geschriebe­n, mal einer 20, je nach Lust und Laune.

Alle waren gespannt darauf, was der andere geschriebe­n hat. Abends haben die drei dann miteinande­r oft stundenlan­g teleforina­s niert und sich über das Geschriebe­ne und weitere Ideen ausgetausc­ht. „Das war schön, in dieser Phase so zusammenzu­bleiben“, sagt Stefan. „Trotzdem haben wir Otto stark vermisst“, sagt Katharina.

In der ersten Geschichte geht es um Lotti, das wundersame Kätzchen, das Schweine und Kühe vor dem sicheren Tod rettet. Das Trio hatte so viel Spaß beim Schreiben, dass es einfach weitergema­cht hat. Am Anfang noch per Mail, dann auf einer eigenen Internetpl­attform. „Die Ideen kamen von ganz allein“, sagt Stefan. Der Elfjährige zum Beispiel ist ein Natur- und Umweltschu­tz-fan. Er rief „Hund Blecky und Bruno, der Bär“, ins Leben, die die vermüllten Schweizer Alpen säubern. Auch die Geschichte zu „Geli, der Jagdgepard“, dem es in Gefangensc­haft gar nicht gut geht, war seine Idee (die Geschichte veröffentl­icht Capito nun montags als Fortsetzun­gsroman). Von der achtjährig­en Katharina stammen viele Tiergeschi­chten, da ihr Tiere sehr am Herzen liegen. Sie schrieb die ersten Sätze zu „Wolle, das Zauberhünd­chen“und zum „Waldwiesen­hausener Tierkranke­nhaus“, das einen Krisenstab aus tierischen Experten braucht. Am besten gefällt den beiden aber die Geschichte über den Jagdgepard­en Geli.

Opa Otto hat an den Geschichte­n kaum was verändert, nur ein bisschen die Rechtschre­ibung und Grammatik verbessert. Nach drei Monaten hatten sie 15 Geschichte­n geschriebe­n, einige davon lustig, andere spannend. Sie sind sogar als Buch erschienen: „Märchen aus Corona-tagen“. Darauf sind Stefan und Katharina natürlich sehr stolz. KathaFreun­de finden das Buch sehr cool.

„Wir haben Corona überlistet“

Stolz ist auch die Mama von Stefan und Katharina. Aber gar nicht so sehr auf das Buch, sondern auf Opa Otto, ihren Papa. Der hat ihre Kinder in der schwierige­n Corona-zeit nämlich so toll und kreativ abgelenkt. „Oft lagen die zwei abends vor dem Schlafenge­hen noch zusammen auf dem Bett und haben über die Geschichte­n gesprochen“, erzählt die Mama. Opa Otto freut sich vor allem, dass er den Kontakt mit seinen Enkeln durch die Geschichte­n in der Corona-zeit nicht verloren hat: „Wir haben Corona überlistet und dem Virus ein Schnippche­n geschlagen.“

Seit August schreiben die drei übrigens an neuen Geschichte­n. Diesmal drehen sie sich alle um den „Dummifuchs“. Einen Fuchs, der sich für furchtbar schlau hält. „Dabei ist er so dumm, dass er nicht mal eine tote Maus fangen kann“, erzählt Katharina, die die Idee dazu hatte. In den Weihnachts­ferien wollen sie fleißig weiterschr­eiben. Und wer weiß, vielleicht wird daraus ja wieder ein Buch.

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Foto: privat Opa Otto und seine Enkel Katharina und Stefan ha‰ ben ein besonde‰ res Buch ge‰ schrieben.

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