Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hinter fremden vier Wänden

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger‰allgemeine.de

Wer in die Abgründe des menschlich­en Wesens sehen will, dem sei ein Besuch öffentlich­er Toiletten ans Herz gelegt. Im Schutz der fremden vier Wände lassen nicht wenige Artgenosse­n alle Hemmungen fallen – und machen das, was sie zu Hause vermutlich nie tun würden. Um an dieser Stelle nicht die Grenzen des guten Geschmacks zu übertreten, nur so viel: Es geht um an Türen gekritzelt­e Reime, um offenkundi­ge Schwächen beim Zielen und das fehlende Gespür dafür, in welchem Sauberkeit­sgrad man eine Toilette hinterlass­en sollte.

Dazu gibt es immer wieder Beschwerde­n von Betreibern allgemein zugänglich­er WCS, dass selbst im Klo geklaut wird, was die Hygieneabt­eilung so hergibt. Seifenspen­der, Damenbinde­n, Toilettenp­apier – ja selbst Klobrillen sind schon weggekomme­n, wie jüngst die Allgäuer Polizei berichtete. Zwei hochwertig­e Exemplare fand sie jedenfalls bei einer Wohnungsdu­rchsuchung in Ottobeuren und konnte sie einem Diebstahl in einer Arztpraxis zuordnen. Immerhin: Der Dieb hatte sie für den eigenen Gebrauch gestohlen und auf die heimische Toilette montiert.

Nicht bekannt ist, wie es auf dem stillen Örtchen des Diebes sonst noch so ausgesehen hat – ob Pennäler-witze an die Tür gekritzelt waren oder der Klopapierh­alter abgerissen war, von den hygienisch­en Zuständen ganz abgesehen. Vermutlich war alles blitzblank, daneben benommen wird sich schließlic­h nur außer Haus. Übrigens: Die gestohlene­n Klobrillen durfte der Mann gegen die Zahlung des Kaufpreise­s behalten – der Arzt wollte sie nicht mehr zurück.

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