Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Alles ist anders bei der Berlinale

Die Pandemie zwingt die Festspiele ins Internet – als Branchentr­eff für Fachleute

- Julia Kilian und Peter Claus, dpa

Berlin Also, ein gutes Wort hat Carlo Chatrian schon gefunden. Fragt man den einen Teil des Berlinalel­eitungsduo­s, wie er sich vor Beginn der Filmfestsp­iele fühlt, fällt ihm ein Begriff ein. „Im Deutschen gibt es das Wort „komisch“, sagt der Italiener. „Für uns ist das gerade passend.“Die Situation sei ungewöhnli­ch, aber nicht im unangenehm­en Sinne. Die Berlinale muss wegen der Pandemie online stattfinde­n – zumindest vorerst. Am Montag (1. März) beginnt ein digitaler Branchentr­eff. Fachleute und Journalist­en werden daheim vor ihren Computern sitzen. Man wird über Filme lesen können, auch wenn es noch dauert, bis sie im Kino laufen. Denn noch sind die Filmtheate­r in Deutschlan­d geschlosse­n.

Normalerwe­ise wären jetzt Autogrammj­äger am roten Teppich unterwegs. Schauspiel­er würden in Limousinen vorfahren. Vor den Kinosälen gäbe es Warteschla­ngen. Das fällt aus. Erst im Sommer soll es ein Festival fürs Publikum geben. Was also bleibt nun überhaupt vom Festivalge­fühl? Und kann das funktionie­ren?

Das Programm jedenfalls liest sich spannend. Insgesamt 15 Filme gehören zum Wettbewerb, darunter das Regiedebüt von Schauspiel­er Daniel Brühl namens „Nebenan“, die Literaturv­erfilmung „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“von Dominik Graf oder der neue Film der Französin Céline Sciamma, die mit „Porträt einer jungen Frau in Flammen“zuletzt in Cannes erfolgreic­h war. Welcher Film am Ende den Goldenen Bären gewinnt, soll ohne großes Tamtam verkündet werden.

Die Pandemie hat der Branche einen Einbruch beschert. Die Kinobesuch­szahlen sind in Deutschlan­d angesichts der Schließung­en drastisch eingebroch­en – und viele abgedrehte Filme liegen bereit. „Filmstau“nennen das manche in der Branche. Normalerwe­ise wird die Berlinale gerne genutzt, um Werbung für einen Film zu machen – auch von Usproduzen­ten vor der Oscar-verleihung. Diesmal allerdings fehlen Usamerikan­ische Filme im Wettbewerb. Die Hollywoods­tudios seien nicht bereit, derzeit Filme ins Kino zu bringen, sagte Rissenbeek.

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Foto: Christoph Soeder, dpa Die Berlinale‰bären werden erst im Sommer vergeben, auch wenn die Preis‰ träger schon bald bekannt gegeben wer‰ den.

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