Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Keine Zukunft für Sommer am Kiez?

Gastronom Stefan „Bob“Meitinger veranstalt­et das Festival in Oberhausen seit mehreren Jahren – trotz Minus. Nun ist er verärgert, dass gleichzeit­ig ein zweites Festival stattfinde­t. Deshalb könnte nach diesem Jahr Schluss sein

- VON MIRIAM ZISSLER

Das Musikfesti­val Sommer am Kiez war schon immer eine Herzensang­elegenheit für Stefan „Bob“Meitinger. Der Gastronom (unter anderem „Bob’s“) hat die mehrwöchig­e Konzertrei­he im Jahr 2016 gestartet, um das ramponiert­e Image des Helmuthall­er-platzes vor dem Oberhauser Bahnhof wieder aufzupolie­ren. Im vergangene­n Jahr musste das Festival aufgrund der Corona-pandemie pausieren. In diesem Jahr wollte er damit wieder voll durchstart­en. Doch wegen Corona gebe es noch viele Unwägbarke­iten für sein Festival, das vom 10. Juli bis 15. August stattfinde­n wird, sagt Meitinger. Daneben bereitet ihm eine neue Konkurrenz­situation Sorgen. So wie es aussieht, will Meitinger deshalb die Konzertrei­he in diesem Sommer das letzte Mal veranstalt­en.

Die ersten Flyer für den Sommer am Kiez sind gedruckt – und haben sich schon jetzt wieder überholt. „7 Wochen geile Livekonzer­te mitten in Augsburg“werden darin angekündig­t. Doch wegen der Hygienevor­schriften werden die angepriese­nen Konzerte nicht wie gewohnt am Helmut-haller-platz stattfinde­n können, sondern auf dem Oberhauser Gaswerkare­al abgehalten. Stefan Meitinger und sein Team – Thomas „Flonny“Kluge (Booking) und Werner Hartmann (Technik) – befinden sich deshalb im Austausch mit der Stadt und den Stadtwerke­n. „Aufgrund der derzeitige­n Vorschrift­en könnten wir nur 150 bis 200 Personen auf das Gelände am Helmuthall­er-platz lassen. So lässt sich die Konzertrei­he aber wirtschaft­lich nicht darstellen“, sagt Werner Hartmann.

Welche Vorkehrung­en im Sommer auf dem Gaswerkare­al getroffen werden müssen, können die Veranstalt­er noch gar nicht sagen. Hartmann: „Da müssen wir abwarten, wie sich die Vorgaben für Veranstalt­ungen entwickeln. Ob die Besucher platziert werden müssen oder nicht, ob Schnelltes­ts zum Einsatz kommen und so weiter.“Es gebe viele Unwägbarke­iten, die die Vorbereitu­ngen für die mehrwöchig­e Konzertrei­he nicht gerade vereinfach­en.

Dass nun mit dem Strandkorb­festival, das vom 4. Juni bis zum 15. August auf dem Augsburger Messegelän­de stattfinde­n wird, eine weitere Großverans­taltung im Augsburger Terminkale­nder aufgetauch­t ist, Stefan Meitinger große Sorgen. Er befürchtet, dass es zu wenig Publikum für diese Vielzahl an Konzerten gebe und sich die beiden Veranstalt­ungen gegenseiti­g zu große Konkurrenz machen. „So werden beide Veranstalt­er einen Verlust einfahren. Noch dazu gibt es im Programm fünf, sechs extreme Überschnei­dungen“, sagt Veranstalt­er Meitinger. Geplant sind beim Strandkorb-festival Auftritte von unter anderem Mike Singer, In Extremo, Michael Mittermeie­r, Gentleman, Pietro Lombardi, Gil Ofarim und Doro Pesch.

Für den Sommer am Kiez sind unter anderem Bands wie Barock, Dritte Wahl, Paddyhats, Versengold, Eisbrecher oder Knorkator gebucht. Stefan Meitinger ist sich sicher, dass er durch die neue Konkurrenz­situation 2000 bis 3000 Eintrittsk­arten weniger verkaufen wird. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Stadt auf die Veranstalt­er des Strandkorb­festivals zugeht und die Termine entzerrt“, sagt er. „So entsteht ein Überangebo­t. Eine Koexistenz hätte anders aussehen müssen.“Die Stadt hätte die Veranstalt­er von Sommer am Kiez auch frühzeitig auf die Konkurrenz aufmerksam machen können, meinen sie. „Wir sind doch ohnehin ständig in Kontakt“, sagt Werner Hartmann.

Bei der Stadtverwa­ltung sieht man das freilich anders. „Die Stadt Augsburg ist nicht verpflicht­et, die Abstimmung unter privatwirt­schaftlich­en Festivalve­ranstalter­n zu übernehmen.“Die Bedenken von Stefan Meitinger teilt man offenbar nicht. Die Stadt begrüße „die Vielfalt der Festivalla­ndschaft, die sich für den heutigen Sommer anbahnt“, heißt es vielmehr aus dem Kulturrefe­rat. Eine Einflussna­hme oder Koordinier­ung sei nicht die Aufgabe der Stadt – außer in Fällen der Zuwiderhan­dlung gegen Recht und Ordnung. Die Betreiber von Festivals müssten selber aufeinande­r zugehen, um Termine zu entzerren, und Programmüb­erschneidu­ngen verhindern.

Gastronom Stefan Meitinger findet, sein Engagement werde von der Stadt nicht genug honoriert. „Ich stelle ein privates Fest auf die Beine, in das ich über 300000 Euro investiere“, sagt er. „Bislang hat es immer ein Minus gemacht, aber ich mache es gerne, um den Helmuthall­er-platz zu beleben. Die Oberhauser sind stolz, dass so etwas Tolbereite­t les bei ihnen stattfinde­t.“Er befürchtet, dass er in diesem Jahr noch ein viel größeres Minus als die vergangene­n Jahre einfahren wird. Die Stadt unterstütz­e das Engagement, teilt das Kulturrefe­rat auf Anfrage mit. „Die Stadt begleitet den Sommer am Kiez engagiert und begrüßt die Initiative Herrn Meitingers, da die Bespielung des Helmut-hallerplat­zes und des gesamten Stadtteils Oberhausen im Sinne der kulturelle­n Vielfalt begrüßensw­ert ist.“2019 sei er mit 20000 Euro unterstütz­t worden, auch für 2020 beziehungs­weise jetzt 2021 sei dieser Betrag vorgesehen.

Noch will sich Stefan Meitinger nicht endgültig festlegen. Doch er geht davon aus, dass der Sommer am Kiez in diesem Jahr das letzte Mal stattfinde­n wird.

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Foto: Peter Fastl (Archivbild) Die Mittelalte­r‰folkrock‰band Schandmaul brachte das Publikum 2019 am Helmut‰haller‰platz zum Singen und Mittanzen. Rund 850 Besucher drängten sich damals vor der Bühne.
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Stefan Meitinger

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