Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Norwegischer Dreifachsieg bei der Premiere
Gyda Westvold Hansen gewinnt den ersten Einzelwettbewerb der Frauen bei einer Weltmeisterschaft – vor zwei Schwestern. Wie Svenja Würth die Leistung der deutschen Athletinnen bewertet
Oberstdorf Vom aussichtsreichen dritten Platz nach dem Springen war Svenja Würth beim Einzelwettbewerb der Kombiniererinnen in die Loipe gegangen. Dort tat sich die 27-Jährige vom SV Baiersbronn aber dann schwer. „Es war ein hartes Rennen auf einer anspruchsvollen Strecke“, sagte die frühere Spezialspringerin. „In der zweiten Runde habe ich alles gegeben, da brauche ich mir keine Vorwürfe machen.“Würth ging bei der Nordischen SKI-WM in Oberstdorf zeitgleich mit der späteren Drittplatzierten Marte Leilan Lund auf die Strecke, musste die Norwegerin aber nach wenigen hundert Metern ziehen lassen. „Bei den Abfahrten stehen die anderen Kombinierinnen noch besser auf dem Ski als ich nach meinen bisher acht Monaten in dieser Disziplin“, sagte Würth.
Als Würth als 17. im Ziel ankam, sah sie feiernde Norwegerinnen. Gyda Westvold Hansen ist zwar erst 18 Jahre alt, hat ihren Platz in den Geschichtsbüchern aber schon sicher. Die Kombiniererin aus Norwegen gewann den historischen ersten Einzelwettbewerb. Nach dem Sprung von der Normalschanze lag Westvold Hansen auf Platz zwei, im Langlauf über fünf Kilometer dominierte sie die Konkurrenz und lief unter dem Jubel der norwegischen
Betreuer und Journalisten als Erste über die Ziellinie.
Es blieb aber nicht nur bei der Goldmedaille für die Norwegerinnen. Hinter Westvold Hansen landeten Mari und Marte Leiland Lund auf den Silber- und Bronzerängen. Mari Leiland Lund, die nach dem
Springen noch geführt hatte, profitierte auf der Schlussrunde noch von einem Sturz ihrer Schwester. Westvold Hansen, die erst vor wenigen Wochen auch Gold bei der Junioren-wm geholt hatte, war nach ihrem historischen Erfolg überglücklich: „Es war ein fantastischer Tag.“
29 Athletinnen aus zehn Nationen nahmen am Wettbewerb der Kombiniererinnen teil. Beste Dsv-athletin war Cindy Haasch, die vom 19. auf den 11. Platz lief. „Vor dem Start gingen mir noch viele Gedanken durch den Kopf, auf der Strecke konnte ich alles ausblenden“, sagte Haasch. Würth freute sich über die Leistung ihrer 16-jährigen Teamkollegin. „Cindy hat als Jüngste schon einen richtig guten Sprung gezeigt. Dass sie laufen kann, haben wir alle gewusst“, sagte Würth. „Aber ich bin auch stolz auf die Leistungen von Jenny Nowak und Maria Gerboth. Die 18-jährige Nowak wurde 18., Gerboth (auch 18) landete auf Platz 19. Nicht am Start war Sophia Maurus (TSV Buchenberg). Die 19-Jährige wurde von Bundestrainer Klaus Edelmann nicht nominiert. Wm-erfahrung sammelte Würth schon als Skispringerin, dennoch war diese Premiere der Frauen-kombi auch für die 27-Jährige etwas Besonderes. „Ich war nervös, weil die Abläufe anders waren“, sagte Würth. Aber der Einzelwettbewerb in Oberstdorf sei eine gute Werbung für die Kombiniererinnen gewesen. „Das mediale Interesse war sehr groß. Ich hoffe, dass wir die Plattform nutzen konnten und dass die Entwicklung weitergeht“, sagte Würth. Vor allem ein kompletter Weltcup-kalender mit mehreren Wettkämpfen sei wichtig.
Für die Kombiniererinnen ist die WM nach dem Einzelwettbewerb schon wieder zu Ende. Mitfavoritin Tara Geraghty-moats (USA), die den ersten und bisher einzigen Weltcup der Kombiniererinnen dieser Saison im Dezember 2020 in der Ramsau gewonnen hatte, belegte letztlich Rang fünf. Freuen durfte sich die 27-Jährige aber über die Kristallkugel des Gesamtweltcups, die sie im Rahmen der Wm-siegerehrung überreicht bekam.