Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Verletzungsdrama in mehreren Akten
Eishockey Keine Position bei den Augsburger Panthern ist so problematisch wie die der Torhüter. Mittlerweile ist der vierte verpflichtet
Die Augsburger Panther und ihre Torhüter – in dieser Saison ist das eine abwechslungsreiche Geschichte. Der Plan war, mit Olivier Roy und Markus Keller als Back-up die Saison zu spielen. Das funktionierte nur phasenweise. Gleich am Anfang zog sich Roy eine Muskelverletzung zu und fiel mehrere Wochen aus. Keller sprang ein und zeigte gute Leistungen. Dann kam Roy zurück, um sich prompt wieder zu verletzen, diesmal schwer am Knie. Die Panther-verantwortlichen begannen, sich nach einem Ersatzmann umzuschauen, denn das Programm der kommenden Wochen ist eng getaktet. Als dann am Freitagabend, bei der 3:6-Niederlage gegen Straubing, auch noch Keller verletzt vom Eis musste, sprang der 19-jährige Moritz Borst ein. Für ihn war es das erste Spiel in der DEL.
In diese angespannte Lage platzte Sonntagfrüh die Nachricht, dass die Panther auf ihrer Suche in Österreich fündig geworden sind. Aus Linz kommt der österreichische Nationaltorwart David Kickert. Gerade
noch rechtzeitig, denn die Wechselfrist endet am 1. März.
Diese Personalie ist auch deshalb interessant, da die Black Wings Linz noch mitten im Kampf um einen Platz in den Play-offs stecken, wenngleich die Chancen nach einer durchwachsenen Saison nicht mehr die allerbesten sind. Vier Spiele stehen in der sogenannten Qualifikationsrunde noch an. Momentan belegt Linz den vorletzten Platz in dem Sechserfeld, die ersten drei kommen in die Play-offs. Für den Rest ist die Saison beendet. Nicht der allerbeste Moment, seinen Torwart abzugeben. Wohl auch deshalb ließ die Medienabteilung der Black Wings ihren Ex-torwart Kickert in einem Video in den sozialen Medien selbst zu Wort kommen.
Dort erklärt der 26-Jährige seine Beweggründe für den Wechsel und man sieht ihm seine Zerrissenheit deutlich an. Auf der einen Seite habe er seine Mannschaft nicht im Stich lassen wollen, auf der anderen Seite habe sich ihm eine große Chance geboten, als ihn Panther-torwarttrainer Max Dürr am vergangenen Donnerstag anrief.
Das Trainerteam und Führungsspieler in Linz hätten ihm letztlich dazu geraten, diese Möglichkeit zu nutzen. Trotzdem sei es sehr schwierig für ihn gewesen, mit der
Situation umzugehen. Geld sei bei seiner Entscheidung nicht ausschlaggebend gewesen. Es gehe nur um die Gelegenheit, sich in der DEL zu präsentieren, die sportlich stärker einzuschätzen ist als die erste österreichische Liga.
In Augsburg kam Kickert am Sonntag an und wurde mit einem Vertrag bis zum Ende der Saison ausgestattet. Erst einmal muss er sich nun aber in häusliche Quarantäne begeben, die frühestens am Freitag beendet sein wird, vorausgesetzt, ein zweiter PCR-TEST fällt ebenfalls negativ aus. Das bedeutet, dass noch offen ist, wer am kommenden Mittwoch im Auswärtsspiel gegen Straubing das Panther-tor hüten wird. Keller scheint sich aber nicht schwerer verletzt zu haben und könnte wieder fit sein. Falls nicht, müsste Borst noch einmal ran.
Am vergangenen Freitag hatte der 19-Jährige das Ende eines wenig erbaulichen Abends für die Panther auf dem Eis miterlebt. 3:6 stand es nach 60 Minuten, die von individuellen Fehlern aufseiten der Gastgeber geprägt war. Dabei hatten sie einen perfekten Start gehabt und schnell mit 2:0 geführt. Der Knackpunkt war der Straubinger Anschlusstreffer, der den Niederbayern in Unterzahl gelang. Wade Bergman hatte sich den Puck abnehmen lassen. Es folgten diverse haarsträubende Fehlpässe, die die Gäste konsequent in Tore ummünzten. Dementsprechend angefressen kommentierte Trainer Tray Tuomie die Leistung seiner Mannschaft. „Solche Fehler dürfen nicht passieren, sie können ein Spiel entscheiden. Wir müssen weiter daran arbeiten, dass das in der Zukunft nicht mehr so häufig passiert.“
Ebenfalls viel Arbeit ist offensichtlich auch noch in Sachen Powerplay nötig, denn einmal mehr entpuppte sich die numerische Überlegenheit als größte Schwäche in dieser Saison. Die Statistik weist Augsburg als das mit Abstand ineffektivste Team der DEL aus. Die Überzahlquote liegt bei mageren 9,64 Prozent. Zum Vergleich: Bremerhaven bringt es auf 33,33 Prozent.
Trainer Tuomie: „Erst einmal müssen wir die Bullys gewinnen, damit wir die Scheibe haben. Dann müssen wir schneller passen und den Abschluss finden. Und irgendwann brauchen wir jetzt auch mal ein Erfolgserlebnis, das würde die Köpfe unserer Jungs befreien.“