Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Man kann noch präziser operieren“
Interview Augsburger Augenärzte nutzen neue Entwicklung der traditionsreichen Jenaer Optikfirma Zeiss
Herr Dr. Rombold, die traditionsreiche Jenaer Optikfirma Zeiss hat ein digitales Mikroskop für die chirurgische Augenheilkunde entwickelt und auf den Markt gebracht. Sie und Ihr Kollege Dr. Christoph Niederdellmann sind mit Ihrem Augenzentrum Augsburg nach Angaben von Zeiss der erste Anbieter für augenärztliche Chirurgie in Bayern, der dieses Gerät mit dem Namen Artevo 800 verwendet. Was verbessert sich für die Patienten dadurch?
Felix Rombold: Letztlich lassen sich dadurch die Operationsergebnisse weiter verbessern. Das Gerät sorgt für eine Darstellung des fraglos sensiblen Op-gebietes, die mit dem menschlichen Auge allein nicht möglich ist. Man kann noch präziser operieren. In der Augenchirurgie ist eine möglichst optimale Sicht essenziell. Die Auflösung ist sehr hoch. Ein Beispiel: Man kann sogar die roten Blutkörperchen in den feinen Kapillaren sehen.
Bei welchen Operationen kommt das Gerät zum Einsatz?
Rombold: Bei der Behandlung des Grauen Stars, des Grünen Stars, beim Einsatz von Implantaten wie etwa Kontaktlinsen und bei Netzhaut-ops. Durch die Verwendung von Mikropinzetten kann zum Beispiel die Membran auf der Netzhaut viel einfacher entfernt werden als bislang.
Die Auflösung ist deutlich höher. Es klingt nachvollziehbar, dass das wichtig ist. Welche weiteren Vorteile ergeben sich für den Patienten? Rombold: Man braucht durch den Einsatz des Gerätes wesentlich weniger Licht bei der OP – 85 Prozent weniger. Das ist erheblich. Für das Auge bedeutet viel Licht stets Stress. Das weiß jeder, wenn er etwa in die Sonne schaut. Das ist nicht gut für das Auge und es kann sogar richtig gefährlich werden. Dieser Lichtstress wird innerhalb der OP stark minimiert.
Was sind weitere Vorteile des Mikroskops?
Christoph Niederdellmann: Man kann vor der Operation wichtige Informationen über das Patientenauge zur besseren Op-planung in das Mikroskop einspielen. Das ist hilfreich bei der Schnittplanung und Eröffnung der Linsenkapsel. Des Weiteren kann man Laserschichtaufnahmen während der Operation anfertigen – zum Beispiel zur Messung der
Netzhautdicke oder Überprüfung der Linsenposition.
Das Augenzentrum Augsburg ist ein großes medizinisches Unternehmen in der Region. An welchen Standorten sind Sie tätig?
Rombold: Wir betreiben 30 Standorte in Bayern – neben Augsburg unter anderem in Friedberg, Meitingen, Aichach, Schrobenhausen, Bobingen, Königsbrunn, Mering, Schwabmünchen, Gersthofen, Landsberg, Kaufbeuren, Pfronten, Füssen sowie eine Reihe weiterer Standorte in München und Umgebung. Bei uns sind rund 50 Augenärzte tätig. Wir operieren beispielsweise 9000 Graue Stare pro Jahr an mehreren Standorten in Schwaben und Oberbayern. 4000 allein am Standort Forsterpark in Augsburg.
Kann ich als Patient mit dem Gerät operiert werden, auch wenn ich nicht aus Augsburg komme? Niederdellmann: Ja, aber Sie müssen dann natürlich zu uns an den Standort Forsterpark nach Augsburg kommen.
Muss ich mit Zusatzkosten rechnen, wenn ich eine Behandlung mit dem neuen Gerät erfahre? Niederdellmann: Nein. Es entstehen keine Zusatzkosten, egal, ob Sie nun gesetzlich oder privat versichert sind. Interview: Markus Bär