Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Sebastian Goddemeiers Buch über „Comingouts“
Literatur Der 27-jährige Autor hat 18 Prominente interviewt. Er erklärt, warum es Werke wie seines auch heute noch braucht
Vor Kurzem outeten sich 185 Schauspielerinnen und Schauspieler als nicht heterosexuell. Ist es heutzutage überhaupt noch nötig, diesen Schritt zu gehen? Sebastian Goddemeier hat dazu eine klare Meinung: „Queere Menschen werden immer in der Minderheit sein, der Umgang mit der Thematik muss sich ändern. Deswegen sind Akzeptanz und Sichtbarkeit, unter anderem durch Coming-outs, so wichtig“, sagt er. Für sein erstes Buch „Coming-out“, erschienen im Riva Verlag, hat der 27-jährige Autor
18 Prominente, darunter den Spd-politiker Kevin Kühnert, den Fußballer Marcus Urban, den Comicautor Ralf König oder die Youtuberin Melina Sophie interviewt und darin ihren oft steinigen Weg, sich zu ihrer sexuellen Identität zu bekennen, geschildert.
Sebastian Goddemeier, der ein paar Jahre in Dasing lebte, die Fachoberschule in Augsburg besuchte und als freier Mitarbeiter für unsere Zeitung tätig war, hat bereits als Kind gemerkt, dass er anders ist. „Was war falsch mit mir?
Wieso passte ich nirgends rein? Ich zweifelte an mir und fühlte mich isoliert. Schlimmer wurde es, als ich in die Schule kam. In der Grundschule wurde ich ‘Mädchen’ genannt, ab der Sekundarstufe ‘Schwuli’ und ‘Schwuchtel’“, schreibt er in seinem Vorwort. „Ich wurde geschlagen, bedrängt und verfolgt. Als Jugendlicher habe ich mich nicht gewehrt, ich hatte weder den nötigen Mut noch das Selbstbewusstsein. Außerdem dachte ich: Sie haben recht! Ich bin wirklich anders. Vielleicht habe ich es verdient, so behandelt zu werden.“
Sebastian Goddemeiers eigenes Coming-out liegt mehr als zehn Jahre zurück. Er konnte sich damals glücklich schätzen, eine verständnisvolle Familie zu haben. Auch habe sich in Deutschland, im Gegensatz zu manchen anderen Ländern, einiges zum Positiven verändert. „Wir sind aber noch lange nicht da, wo wir hinwollen“, sagt der Autor, der heute in Berlin lebt. „Wir wollen akzeptiert und nicht nur toleriert werden.“