Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Corona: Zurück bleibt ein großer Schaden

- VON MIRIAM ZISSLER ziss@augsburger‰allgemeine.de

Als über die Maßnahmen des Kinderschu­tzes im Corona-jahr im Jugendhilf­eausschuss gesprochen wurde, staunte manch ein Stadtrat über die genannten Zahlen. Sie haben sich nur unwesentli­ch zu dem Vorjahr verändert – Augsburg scheint glimpflich davon gekommen zu sein, die Gewalt an Kindern scheint hier trotz der angespannt­en Situation nicht eskaliert zu sein. Manchmal sind Statistike­n mehr Schein als Sein.

Auch die Fachleute aus dem Amt für Kinder, Jugend und Familie betonen, dass es vermutlich eine nennenswer­te Dunkelziff­er an Fällen gibt, die nun erst nach und nach ans Tageslicht treten wird – wenn überhaupt. Kinder und Jugendlich­e waren in den vergangene­n Monaten oft isoliert, der Unterricht lief eine lange Zeit über den Computer, Treffen mit Freunden waren mal mehr, mal weniger möglich. Häusliche Gewalt fällt unter diesen Umständen erst einmal niemanden auf, wenn nicht Menschen aus dem Umfeld hellhörig werden und Vorfälle auch melden. Wenn nun Kinder und Jugendlich­e zurück an die Schulen kehren, Jugendgrup­pen sich wieder treffen und Vereine wieder ihre Arbeit aufnehmen können, gilt es wachsam zu sein. Erst nach und nach werden sich Kinder womöglich öffnen und Vertrauen fassen, um über schlimme Erlebnisse zu berichten.

In den vergangene­n beiden Monaten haben sich die Hilferufe von Familien bei verschiede­nen Anlaufstel­len gemehrt. Es scheint der Punkt erreicht, wo Eltern und Kinder vielfach mit dieser außergewöh­nlichen Situation überforder­t sind. Das gilt es zu bedenken, wenn Einrichtun­gen geschlosse­n bleiben, Unterricht und Gespräche nur digital stattfinde­n können. Das Corona-jahr wird einen größeren Schaden bei Kindern und Jugendlich­en hinterlass­en haben, als derzeit belegbar ist.

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