Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Gastronomen fordern Termin für Öffnung ihrer Betriebe
Wirtschaft Nach der langen Schließung wird es für Unternehmer nicht einfach, ihr Geschäft wieder hochzufahren. Planbarkeit ist dabei ein wichtiges Kriterium. Die Stadt verspricht schnelle und kulante Genehmigungsverfahren
Die Augsburger Stadtgesellschaft wartet auf Lockerungen – Freizeitaktivitäten sind derzeit dünn gesät. Mit dem „Stadtsommer 2021“plant die Stadt ein Programm, das einen Neustart nach dem Lockdown mit sich bringen soll. Doch selbst im besten Fall werden für die Beteiligten einige Hürden zu überwinden sein. Das wurde bei einem digitalen Treffen mit Vertretern der Stadtverwaltung, Stadtrat, Handel, Gastronomie, Aktionsgemeinschaften, Wirtschaftskammern und Marketing deutlich.
Christian Hörmann von der CIMA Beratungsgesellschaft, der die Stadt seit Jahren bei innerstädtischen Projekten begleitet, sagte, unter Beachtung aller Corona-regeln müsse jetzt für alle Beteiligten ein verlässlicher Rahmen geschaffen werden. „Die Menschen möchten sich als soziale Wesen treffen und haben Sehnsucht nach der Stadt und ihren Möglichkeiten“, betonte er. Aus Sicht des Beraters wäre es geboten, einige politische Wünsche zurückzustellen und pragmatisch dafür zu sorgen, dass auch die Besucher aus dem Umland die Innenstadt gut erreichen können. Konkret bezog er sich dabei auf die Erreichbarkeit der Stadt mit dem Auto. Wenn die Bürger aufgrund der Corona-pandemie lieber mit dem eigenen Fahrzeug in die Stadt kämen, müsse man darauf reagieren.
Wie berichtet soll, ähnlich wie im vergangenen Jahr, die Maximilianstraße zu bestimmten Zeiten teilweise gesperrt und die Ludwigstraße für eine erweiterte Außengastronomie mit „Biergartencharakter“ebenfalls teilweise gesperrt werden. Die Maxstraße soll temporär begrünt und ein Stadtstrand im Bereich des Ulrichsplatzes angelegt werden. Am Königsplatz soll erneut ein Kulturbiergarten öffnen, der unter anderem lokalen Bands und Künstlern eine Chance zum Auftritt ermöglicht.
Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle erläuterte, dass die Stadt zielgenau planen wolle, wo Schausteller ihre Fahrgeschäfte und „die eine oder andere“Bude aufstellen könnten – es sei auch eine Art „Freizeitpark“auf dem Plärrergelände angedacht. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) sagte, man wolle kulante, schnelle Genehmigungen ermöglichen und habe dafür die Veranstaltungsbehörde gestärkt. Die entgegenkommende Praxis gegenüber Gewerbebetrieben und der Gastronomie aus dem vergangenen Jahr habe sich als richtig erwiesen und solle fortgeführt werden.
Von ihren schlechten Erfahrungen mit der Genehmigungspraxis der Stadt berichtete Gastronomin Susanne Dichtl. Sie habe in den vergangenen Wochen mehrere Anfragen an die Stadt gestellt, weil sie konkrete Projekte für die Zeit nach dem Lockdown anstoßen wollte. Alle seien abgelehnt worden, erzählte sie sichtbar genervt. „Wir brauchen Verlässlichkeit
und Verbindlichkeit für unsere Planungen – das geht nicht auf Knopfdruck“, so Dichtl. Ordnungsreferent Pintsch zeigte sich über die Erfahrungen verwundert und bot Susanne Dichtl an, sich die Absagen noch einmal gemeinsam anzusehen.
Auch Riegele-chef Sebastian Priller machte deutlich, wie wichtig ein Termin für die Öffnung der Betriebe wäre. Die Gastronomen bräuchten Zeit. Wenn die Gastronomie heute öffnen dürfte, könnte sie das gar nicht leisten, weil das Personal aufgrund der langen Schließung abgewandert ist. Er forderte auch ein Umdenken in Richtung einer „Willkommenskultur“. Appelle wie „Bleibt zu Hause“hätten der Gastronomie enorm geschadet. Die Menschen hätten sich auch daran gewöhnt, dass in der Gastronomie nichts los ist. Wenn jetzt wieder geöffnet wird, werde es wohl mit den Anwohnern „extrem knirschen“, befürchtet er. Mit einem Slogan wie „Laut ist gut“müssten die Menschen wieder daran gewöhnt werden, dass Leben in die Stadt einzieht, so Priller.