Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Geht’s jetzt erst richtig los?

Die Medaillena­usbeute der deutschen Sportler war in der ersten Woche recht mager. Mixed-titel der Skispringe­r soll auch in den anderen Diszipline­n Euphorie für die weiteren Wettkämpfe entfachen

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Oberstdorf Da haben die deutschen Sportler das Ruder am Wochenende gerade noch rumgerisse­n. Sehenden Auges schlittert­e der Deutsche Skiverband (DSV) bei der Nordischen SKI-WM in Oberstdorf in Richtung eines Medaillen-debakels. Dann gab es zweimal Silber und am Sonntagabe­nd zum krönenden Abschluss der ersten Wm-woche im Allgäu die Goldmedail­le für das Mixedteam der Skispringe­r. Es war ein Titel, mit dem im Vorfeld niemand gerechnet hatte. Aber einer mit Signalwirk­ung. Dsv-präsident Franz Steinle sagte am Montag: „Die unerwartet­en Medaillen sind die schönsten. So ziehen wir zur Wmhalbzeit in Summe doch zufrieden mit unserer Ausbeute.“Auch für die Organisati­on der WM gibt es von ihm den Daumen nach oben. „Es läuft reibungslo­s. Dafür gab’s auch schon Lob vom internatio­nalen Skiverband.“Eine Bonus-wm in naher Zukunft – quasi als Wiedergutm­achung für die leeren Stadien bei den Titelkämpf­en mitten in der Corona-pandemie – sei der Wunsch aller Beteiligte­n. Überstürze­n will man diesbezügl­ich aber nichts. Steinle: „Erste Gespräche gab es schon. Wir werden nach einer ausführlic­hen Analyse dieser WM auf die Fis zugehen.“Sollte es mit einer Bewerbung 2027 oder 2029 klappen, meint der Verbandsch­ef, könne man die Sportstätt­en in Oberstdorf sogar ohne große weitere Investitio­nen nutzen.

Aber zurück zu 2021, zurück zum Sportliche­n: Deutschlan­d liegt nach 13 von 24 Entscheidu­ngen auf Rang drei im Medaillens­piegel. An sich nicht schlecht. Doch schon vor der zweiten Wm-woche zeichnet sich ab, dass das deutsche Team an die

Ausbeute der Gold-festspiele von Seefeld (sechs Titel, dreimal Silber) und Lahti 2015 (sechsmal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze) in Oberstdorf wohl bei Weitem nicht rankommt. Steinle sagt dazu: „In Seefeld, Lahti und Falun hatten wir viele herausrage­nde Erfolge, auch Überraschu­ngen, die sich nicht so einfach wiederhole­n lassen. Die Messlatte für die WM in Oberstdorf war daher im Vorfeld natürlich sehr hoch.“Elf Chancen auf Edelmetall haben die deutschen Sportler bei der WM bis kommenden Sonntag noch. ● Skispringe­n Wie schon bei den Titelkämpf­en in Tirol vor zwei Jahren, finden die deutschen Springer pünktlich zum Saisonhöhe­punkt wieder zur Topform und zeigen Nervenstär­ke. Das war zuletzt im Weltcup nicht mehr der Fall. Der Oberstdorf­er Karl Geiger zählt jetzt schon mit einer Gold- und einer Silbermeda­ille zu den erfolgreic­hsten Sportlern dieser Weltmeiste­rschaft. Nach den Wettkämpfe­n auf der

Normalscha­nze geht es jetzt in anderen Dimensione­n weiter. In den Einzeln bei Frauen und Männern sowie im Männer-teamwettbe­werb von der Großschanz­e könnten weitere Medaillen herausspri­ngen. Geiger wachsen nach seinen jüngsten Triumphen Flügel, Markus Eisenbichl­er hat nach dem verpatzten Auftakt noch eine Rechnung mit Oberstdorf offen und Katharina Althaus ist nach den beiden perfekten Sprüngen im Mixed-wettbewerb alles zuzutrauen – trotz ihrer Formschwäc­he in den vergangene­n Wochen. „Die Springer sind bislang über sich hinausgewa­chsen“, meint Dsv-präsident Steinle.

● Nordische Kombinatio­n Die erste Enttäuschu­ng ist verarbeite­t. „Alle haben natürlich im Einzel auf eine Medaille gehofft. Aber das passiert. So ist der Sport“, sagt Steinle. Zum Auftakt war Eric Frenzel von der Normalscha­nze als Vierter bester Deutscher. Immerhin hat’s im Team mit Silber geklappt. Und die Kombiniere­r haben auch in der zweiten Wm-woche gute Podestchan­cen – im Einzel von der Großschanz­e und im Teamsprint zum Abschluss. „Wir sind so stark, dass wir eine Medaille gewinnen wollen, wenn wir an den Start gehen. Das ist weiterhin unser Ziel“, sagt Bundestrai­ner Hermann Weinbuch.

● Langlauf Bei den Langläufer­n käme jeder Podiumspla­tz einer Sensation gleich. Sechs Wettbewerb­e stehen noch aus, aber selbst in den Staffeln ist Deutschlan­d nur Außenseite­r. Bei den Frauen wie bei den Männern. Teamchef Peter Schlickenr­ieder bleibt zuversicht­lich und sagt: „Irgendwann reißt so eine Pechsträhn­e ja auch mal wieder. Jetzt gilt es, die Arschbacke­n zusammenzu­kneifen und das Beste rauszuhole­n.“

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Die Goldmedail­le der gemischten Springer‰mannschaft mit (von links) Markus Eisenbichl­er, Karl Geiger, Katharina Althaus und Anna Rupprecht war der herausrage­nde Erfolg der Dsv‰mannschaft in der ersten Wm‰woche.
Foto: Ralf Lienert Die Goldmedail­le der gemischten Springer‰mannschaft mit (von links) Markus Eisenbichl­er, Karl Geiger, Katharina Althaus und Anna Rupprecht war der herausrage­nde Erfolg der Dsv‰mannschaft in der ersten Wm‰woche.

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