Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Testen oder die Methode mit Tannenzwei­gen

- VON MILAN SAKO ms@augsburger‰allgemeine.de

Testen, testen, testen – man kann nie genug davon kriegen bei der WM in Oberstdorf. Ausnahmswe­ise sind nicht die an dieser Stelle bereits erwähnten wie beliebten Abstriche in der Nase gemeint. Bevor die Langläufer in die Loipe gehen heißt es für ihre Techniker den richtigen Belag zu finden und zu testen. Damit der Athlet am Burgstall nicht wie ein Frosch im Einwegglas vergeblich die Wände emporzukli­mmen versucht. Aber Vorsicht, die Matikainen-methode funktionie­rt nicht immer. Sie erinnern sich nicht mehr an die finnische Langläufer­in Marjo Matikainen? Macht nichts, wir auch nicht. Aber wozu gibt es ein Zeitungsar­chiv.

Die finnische Athletin kämpfte sich 1987 bei der Weltmeiste­rschaft in Oberstdorf zunächst schleppend durch die Loipe. Wie durch ein Wunder, einen natürliche­n Trick, fand sie den Weg aus dem Dilemma. Ein paar Tannenzwei­ge reichten schon aus, um das Rennen für sich zu entscheide­n ...

Wer weiß, ob dieser Kniff auch Katharina Hennig im Skiathlon über 15 Kilometer geholfen hätte. Im Ziel vergoss die Dsv-starterin jedenfalls Tränen. Bundestrai­ner Peter Schlickenr­ieder machte „ziemlich glatte Ski“als eine der Ursachen für den großen Rückstand auf die Medaillen verantwort­lich. Die Schicht auf dem Ski, die für den nötigen Halt am Aufstieg zum Burgstall hätte sorgen sollen, sei nach der ersten Schussfahr­t bereits abgefahren gewesen. Erzählt man sich hinter vorgehalte­ner Hand in den Technik-trucks. Davon gibt es im Langlauf-stadion im Ried genügend. Gleich vier Gefährte der Abteilung „Technologi­e und Entwicklun­g“hat der DSV ins Allgäu gekarrt.

Die Skiwachser zählen zu den fleißigste­n Helfern. Viele Stunden vor dem Wettkampf beginnen sie ihre Arbeit. Letztendli­ch ist Langlaufen ein Teamsport. Athlet, Trainer und Techniker müssen perfekt zusammen arbeiten, wenn man Erfolge feiern will. Und Glück, um aus bis zu 50 Paar Ski und rund 100 verschiede­nen Wachsarten die richtige Kombinatio­n zu finden. Womit wir wieder bei Marjo Matikainen landen. 1987 hatte die Finnin bei Schneefall und etwa null Grad mit Materialpr­oblemen zu kämpfen. Ihre Skier wollten nicht vorankomme­n. Ihr Betreuer hatte eine einfache, wie geniale Idee. Er streute Tannenzwei­ge in die Spur. Die Nadeln reinigten ihre völlig verwachste­n Ski. Marjo Matikainen wurde Weltmeiste­rin über fünf Kilometer. So einfach geht Langlaufen: Entweder testen oder die Matikainen-methode.

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Foto: Ralf Lienert Katharina Hennig wachste Ski. hatte offenbar ver‰
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