Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das Ende einer langen Durststrecke
Nach dem 1:0-Sieg in der Mainzer Sandwüste ist die Erleichterung beim FC Augsburg groß. Er kam genau zur richtigen Zeit
Augsburg Als der finale Pfiff von Schiedsrichter Daniel Schlager nach 90 plus vier Minuten Nachspielzeit durch die leere Mainzer Opel-arena hallte, gab es auf der Bank des FC Augsburg kein Halten mehr. Fcatrainer Heiko Herrlich busselte zuerst Co-trainer Jonas Scheuermann ab und als sich er und Sport-geschäftsführer Stefan Reuter wenige Sekunden später fanden, lagen sich die beiden lang und innig in den Armen. Mit 1:0 (1:0) hatte ihr Team das so wichtige Auswärtsspiel beim Tabellenvorletzten FSV Mainz 05 gewonnen und sich damit Luft im Abstiegskampf verschafft.
Den Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz, den weiter Mainz belegt, hat man auf neun Zähler ausgebaut, der auf den Relegationsplatz (Bielefeld) beträgt nun acht Punkte.
„Wir waren nach dem Schlusspfiff super happy“, sagte Reuter dann auch. Die Gefühlsexplosion war verständlich, denn gerade auf Reuter lastete nach nur einem Sieg aus den letzten acht Spielen einiger Druck. Denn er hatte sich in dieser Schwächephase demonstrativ und explizit für seinen in die Kritik geratenen Trainer ausgesprochen. Ein riskanter Treueschwur, der, um glaubhaft zu bleiben, auch mit Siegen unterfüttert werden musste.
Daran war Herrlich mit seiner Mannschaft in der Vorwoche noch knapp gescheitert, als man zu Hause beim 1:1 gegen Bayer Leverkusen den sicher geglaubten Sieg durch ein Gegentor in letzter Sekunde noch aus den Händen gleiten hatte lassen.
Ein Schockerlebnis, das durchaus noch in Mainz hätte nachwirken können. Doch es spricht für die Robustheit der Mannschaft, dass dem nicht so war. „Ich hatte vor dem
Spiel, wie auch schon gegen Leverkusen, ein gutes Gefühl, weil die Mannschaft einen sehr konzentrierten Eindruck gemacht hat. Weil wir in den letzten Wochen eine Stimmung im Training hatten, wo man gespürt hatte, sie stemmen sich gemeinsam dagegen“, gewährte Reuter einen Einblick in das Innenleben. Er sollte sich nicht getäuscht haben.
Nach vier Punkten aus den letzten beiden Spielen ist der FCA wieder in ruhigeres Fahrwasser zurückgekehrt und Reuter sieht sich in seinem Kurs der ruhigen Hand bestätigt. „Die Kritik ist normal, wenn die Ergebnisse ausbleiben. Die Situation kennen wir seit vielen Jahren. Entscheidend ist, was wir machen, dass man Kritik auch mal wegsteckt, aber konzentriert an den Dingen weiterarbeitet. Dann wirst du auch belohnt.“
Am besten in Form von drei Punkten. Natürlich profitierte der
FCA von einem kapitalen Fehler von Fsv-torhüter Robin Zentner, der dem FCA den einzigen Treffer durch André Hahn (25.) auf dem Silbertablett präsentierte, genauso wie in der Vorwoche Bayer-torhüter Niklas Lomb.
Und natürlich hatte Herrlichvorgänger Martin Schmidt, der jetzt als Sportdirektor in Mainz arbeitet, nicht ganz Unrecht, als er nach dem Spiel analysierte: „Ohne diesen Fehler wäre es durch unsere fehlende Durchschlagskraft vorne und ihrer Schwäche im Angriff wahrscheinlich auf ein 0:0 hinausgelaufen.“Allerdings hatte er da großzügig die beiden besten Torchancen des FCA unterschlagen, die das Spiel früher entscheiden hätten können. In der 51. Minute stand Felix Uduokhai bei einem Schuss von Florian Niederlechner im Weg, in der 85. Minute der Pfosten beim Abschluss von André Hahn.
Dass es mit dem Fußballspielen in Mainz nicht so richtig klappen sollte, lag diesmal aber nicht nur am FCA. Der Untergrund in der Opelarena war der Bezeichnung Rasen nicht würdig. Er glich eher einer Sandwüste, die am Ende mehr Hügel aufwies als das bayerische Voralpenland. „Es war wirklich schwierig hier, ein Fußballspiel aufzuziehen. Beide Mannschaften haben es phasenweise probiert, aber da waren dann Fehler dabei, von denen der Gegner profitiert hat. So ging es meistens nur mit weiten Bällen“, berichtete Fca-trainer Heiko Herrlich auf der Pressekonferenz. Sein Mainzer Kollege Bo Svensson widersprach ihm nicht.
Allerdings war für den archaischen Spielstil der Mainzer ein gut bespielbarer Platz nicht ganz so wichtig. Hauptsächlich versuchten die Gastgeber, mit Flanken das Abwehrbollwerk weichzuklopfen, um es dann im zweiten Anlauf mit viel Wucht zu erstürmen. „Ich habe noch keine Mannschaft gesehen, die so viele lange Bälle wie Mainz spielt“, bilanzierte Reuter.
Und da der FCA nicht zu den zwei, drei Spitzenklubs der Liga gehört, die auf solch ein ungestümes Anrennen spielerische Antworten geben können, entwickelte sich ein wildes Hin- und Her. Heiko Herrlich freute sich, die aufmüpfigen Mainzer nach zuletzt drei Spielen ohne Niederlage in die Schranken verwiesen zu haben. „Das ist das Wertvolle, dass wir diesen Lauf unterbrochen haben.“
Doch schon am Samstag (15.30 Uhr/sky) geht es ins nächste Krisengebiet der Bundesliga: zur Hertha nach Berlin. Herrlich sieht sich gut gerüstet: „Es gibt uns Selbstvertrauen und Sicherheit, dass wir wieder gepunktet haben nach der langen Durststrecke.“