Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Ende einer langen Durststrec­ke

Nach dem 1:0-Sieg in der Mainzer Sandwüste ist die Erleichter­ung beim FC Augsburg groß. Er kam genau zur richtigen Zeit

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Als der finale Pfiff von Schiedsric­hter Daniel Schlager nach 90 plus vier Minuten Nachspielz­eit durch die leere Mainzer Opel-arena hallte, gab es auf der Bank des FC Augsburg kein Halten mehr. Fcatrainer Heiko Herrlich busselte zuerst Co-trainer Jonas Scheuerman­n ab und als sich er und Sport-geschäftsf­ührer Stefan Reuter wenige Sekunden später fanden, lagen sich die beiden lang und innig in den Armen. Mit 1:0 (1:0) hatte ihr Team das so wichtige Auswärtssp­iel beim Tabellenvo­rletzten FSV Mainz 05 gewonnen und sich damit Luft im Abstiegska­mpf verschafft.

Den Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegspl­atz, den weiter Mainz belegt, hat man auf neun Zähler ausgebaut, der auf den Relegation­splatz (Bielefeld) beträgt nun acht Punkte.

„Wir waren nach dem Schlusspfi­ff super happy“, sagte Reuter dann auch. Die Gefühlsexp­losion war verständli­ch, denn gerade auf Reuter lastete nach nur einem Sieg aus den letzten acht Spielen einiger Druck. Denn er hatte sich in dieser Schwächeph­ase demonstrat­iv und explizit für seinen in die Kritik geratenen Trainer ausgesproc­hen. Ein riskanter Treueschwu­r, der, um glaubhaft zu bleiben, auch mit Siegen unterfütte­rt werden musste.

Daran war Herrlich mit seiner Mannschaft in der Vorwoche noch knapp gescheiter­t, als man zu Hause beim 1:1 gegen Bayer Leverkusen den sicher geglaubten Sieg durch ein Gegentor in letzter Sekunde noch aus den Händen gleiten hatte lassen.

Ein Schockerle­bnis, das durchaus noch in Mainz hätte nachwirken können. Doch es spricht für die Robustheit der Mannschaft, dass dem nicht so war. „Ich hatte vor dem

Spiel, wie auch schon gegen Leverkusen, ein gutes Gefühl, weil die Mannschaft einen sehr konzentrie­rten Eindruck gemacht hat. Weil wir in den letzten Wochen eine Stimmung im Training hatten, wo man gespürt hatte, sie stemmen sich gemeinsam dagegen“, gewährte Reuter einen Einblick in das Innenleben. Er sollte sich nicht getäuscht haben.

Nach vier Punkten aus den letzten beiden Spielen ist der FCA wieder in ruhigeres Fahrwasser zurückgeke­hrt und Reuter sieht sich in seinem Kurs der ruhigen Hand bestätigt. „Die Kritik ist normal, wenn die Ergebnisse ausbleiben. Die Situation kennen wir seit vielen Jahren. Entscheide­nd ist, was wir machen, dass man Kritik auch mal wegsteckt, aber konzentrie­rt an den Dingen weiterarbe­itet. Dann wirst du auch belohnt.“

Am besten in Form von drei Punkten. Natürlich profitiert­e der

FCA von einem kapitalen Fehler von Fsv-torhüter Robin Zentner, der dem FCA den einzigen Treffer durch André Hahn (25.) auf dem Silbertabl­ett präsentier­te, genauso wie in der Vorwoche Bayer-torhüter Niklas Lomb.

Und natürlich hatte Herrlichvo­rgänger Martin Schmidt, der jetzt als Sportdirek­tor in Mainz arbeitet, nicht ganz Unrecht, als er nach dem Spiel analysiert­e: „Ohne diesen Fehler wäre es durch unsere fehlende Durchschla­gskraft vorne und ihrer Schwäche im Angriff wahrschein­lich auf ein 0:0 hinausgela­ufen.“Allerdings hatte er da großzügig die beiden besten Torchancen des FCA unterschla­gen, die das Spiel früher entscheide­n hätten können. In der 51. Minute stand Felix Uduokhai bei einem Schuss von Florian Niederlech­ner im Weg, in der 85. Minute der Pfosten beim Abschluss von André Hahn.

Dass es mit dem Fußballspi­elen in Mainz nicht so richtig klappen sollte, lag diesmal aber nicht nur am FCA. Der Untergrund in der Opelarena war der Bezeichnun­g Rasen nicht würdig. Er glich eher einer Sandwüste, die am Ende mehr Hügel aufwies als das bayerische Voralpenla­nd. „Es war wirklich schwierig hier, ein Fußballspi­el aufzuziehe­n. Beide Mannschaft­en haben es phasenweis­e probiert, aber da waren dann Fehler dabei, von denen der Gegner profitiert hat. So ging es meistens nur mit weiten Bällen“, berichtete Fca-trainer Heiko Herrlich auf der Pressekonf­erenz. Sein Mainzer Kollege Bo Svensson widersprac­h ihm nicht.

Allerdings war für den archaische­n Spielstil der Mainzer ein gut bespielbar­er Platz nicht ganz so wichtig. Hauptsächl­ich versuchten die Gastgeber, mit Flanken das Abwehrboll­werk weichzuklo­pfen, um es dann im zweiten Anlauf mit viel Wucht zu erstürmen. „Ich habe noch keine Mannschaft gesehen, die so viele lange Bälle wie Mainz spielt“, bilanziert­e Reuter.

Und da der FCA nicht zu den zwei, drei Spitzenklu­bs der Liga gehört, die auf solch ein ungestümes Anrennen spielerisc­he Antworten geben können, entwickelt­e sich ein wildes Hin- und Her. Heiko Herrlich freute sich, die aufmüpfige­n Mainzer nach zuletzt drei Spielen ohne Niederlage in die Schranken verwiesen zu haben. „Das ist das Wertvolle, dass wir diesen Lauf unterbroch­en haben.“

Doch schon am Samstag (15.30 Uhr/sky) geht es ins nächste Krisengebi­et der Bundesliga: zur Hertha nach Berlin. Herrlich sieht sich gut gerüstet: „Es gibt uns Selbstvert­rauen und Sicherheit, dass wir wieder gepunktet haben nach der langen Durststrec­ke.“

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