Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein Lothar Matthäus wäre der Richtige
Es kann nur einen geben – und jeder weiß, wer das ist
München Ein Lothar Matthäus ist hilfsbereit. Ein Lothar Matthäus sperrt sich nicht, wenn er gefragt wird. Fußball-deutschland kann ihm mal wieder sehr dankbar sein. Das letzte Mal lag das Land dem Mann zu Füßen, als er Deutschland zum Wm-titel 1990 geführt hatte. Seitdem hat er oft die Erfahrung gemacht, dass Undank der Welten Lohn ist. Frauen verfielen dem modebewussten („Die Schuhe müssen immer zum Gürtel passen“) Weltbürger, auf dass ein wenig des fränkischen Glanzes auf sie falle. Matthäus half gern. Möglicherweise ein mal zu oft, um ein gern gesehener Gast im Hause potenzieller Schwiegereltern zu sein.
Die Qualitäten des Liebhabers und Ehemanns Lothar Matthäus sagen freilich nichts über die sportlichen Qualifikationen des 150-maligen Nationalspielers aus. Nun hat er zwar seit beinahe zehn Jahren keine Mannschaft mehr trainiert – allerdings sammelte er zuvor in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Erfahrungen. Meist schlechte. Immerhin weiß er seitdem, wie es am besten nicht läuft.
Das zum Beispiel hat er Hansi Flick voraus, der ja gar keine Ahnung hat, wie er auf mögliche Krisen reagieren soll. Und befindet sich die Nationalmannschaft nicht eigentlich in einer Dauerkrise? Lothar Matthäus also wäre zweifelsfrei der richtige Mann als Nachfolger von Joachim Löw auf der Trainerbank. Weil nämlich: „Ich bin jemand, der gerne hilft. Wenn ich das Gefühl hätte, dass die Verantwortlichen geschlossen dahinterstehen, dann würde ich mir Gedanken machen.“Sagt ein Lothar Matthäus bei Sky. Dort analysiert er Woche für Woche gekonnt Fußballspiele.
Ein Lothar Matthäus würde sich also Gedanken machen, wenn er gefragt wird. Allein das zeichnet ihn ja schon mal als passenden Kandidaten aus. Ein Jürgen Klopp dagegen denkt nicht in den Kategorien eines Lothar Matthäus. Er würde erst mal ein Jahr Pause machen, wenn sie ihn in Liverpool rauswerfen. Lieber Müßiggang statt nationaler Retter. Ein Hansi Flick verweist permanent auf seinen Vertrag in München, der ihn bis 2023 binde. Lothar Matthäus weiß gut, dass Verträge eher als Absichtserklärungen zu verstehen sind.
Anscheinend aber reißt sich niemand um den Job des deutschen Nationaltrainers. Ein Lothar Matthäus aber, der würde sich nicht drücken. Sollte er gefragt werden, würde er ernsthaft darüber nachdenken: „Das ist eine Verpflichtung von mir gegenüber dem Fußball.“Besser als ein Lothar Matthäus kann man das nicht sagen. Sollten die Herren beim DFB aber tatsächlich auf eine andere Idee verfallen: Tja, wäre, wäre Fahrradkette.