Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Freilichtbühne: Bühne frei für Konzerte
Das jahrelange Ringen um Augsburgs Open-air-bühne hat offenbar ein Ende. Neben dem Staatstheater soll sie auch wieder von anderen Veranstaltern genutzt werden dürfen – und das schon dieses Jahr
Einige freie Veranstalter dürften sich über die Nachricht der Stadt gewundert haben: Man bat sie um Vorschläge, wie die Augsburger Freilichtbühne künftig genutzt werden könnte. Dass da ausgerechnet die Verwaltung anklopfte, die die Konzertagenturen über Jahre hinweg ausgebremst hatte, verwunderte einige. Doch offenbar hat mit dem Wechsel an der Spitze des Kulturreferats auch eine neue Sicht auf die Open-air-bühne eingesetzt. Kulturreferent Jürgen Enninger möchte sie künftig nicht mehr allein für das Staatstheater freihalten. Im Gegenteil: Er will auch Veranstaltungen zulassen, „die programmatisch die Vielfalt und Diversität der Stadtgesellschaft und ihrer Kultur abbilden und sich vom Programm des Staatstheaters unterscheiden“.
Was ist passiert? Jahrelang hatten sich freie Veranstalter am Augsburger Kulturreferat die Zähne ausgebissen. Gerne hätten sie Künstler wie Haindling, Hubert von Goisern oder Max Raabe ans Rote Tor geholt, kassierten aber stets eine Abfuhr. Am Roten Tor, hieß es, seien aus Rücksicht auf die Anwohner nur 26 Veranstaltungstermine pro Jahr genehmigungsfähig. Die aber würden allesamt vom Theater benötigt. 2017 schließlich setzte der Stadtrat mit einem Beschluss allen Anfragen ein Ende: Die Freiluftbühne war fortan nur noch für das – damals noch – städtische Theater reserviert. Im Juni und Juli war damit für Programm gesorgt. Ab dem Ende der Theatersaison aber stand die Bühne leer – egal, wie viele schöne Sommerabende der August auch bot.
Mit dem Auftritt von John Garner im vergangenen Jahr gab es erstmals wieder eine Öffnung, künftig soll dies wohl Standard werden. Eine mögliche Klage von Anwohnern, wie sie der ehemalige Kulturreferent Thomas Weitzel stets als Begründung für die strikte Handhabung
angeführt hatte, fürchtet sein Nachfolger Jürgen Enninger offenbar nicht: „Wir haben die Sache rechtlich umfassend klären lassen“, sagt er, versichert aber gleichzeitig, dass man sehr wohl auf die Bedürfnisse der Freilichtbühnen-anwohner Rücksicht nehmen werde.
Was genau geplant ist, kann Enninger noch nicht sagen. Er geht aber davon aus, dass es über die Theaterinszenierungen hinaus vier bis fünf städtische Veranstaltungen am Roten Tor geben könnte, für die laut einem ersten Konzept rund 80 000 Euro zur Verfügung stünden. Diese Konzerte und Veranstaltungen sollen Teil des Augsburger Stadtsommers sein, der den Bürgern in den Sommermonaten ein abwechslungsreiches Programm bieten will und – bestenfalls – auch mit Corona in Einklang zu bringen wäre. Wie da die freien Veranstalter hineinspielen, ist offen, da es sich ja um städtische Veranstaltungen handeln soll.
Das Staatstheater Augsburg, geplagt von ständigen Öffnungs-ankündigungen und -Absagen, plant derweil zumindest für den Sommer unter freiem Himmel. Auf dem Spielplan steht das Musical „Chicago“, 23 Vorstellungen insgesamt, die erste soll am 19. Juni sein. Außerdem geplant ist ein Opernabend unterm Sternenhimmel (24. Juni und 21. Juli). Intendant André Bücker hofft, dass die Corona-lage die Open-air-saison ermöglicht – und dass dann auch mehr Besucher kommen dürfen als die 550 pro Veranstaltung, die letztes Jahr erlaubt waren ...