Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine große Entführung

Wozu braucht jemand das längste Kaninchen der Welt?

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Etwas zu stehlen, ist eine Sache, das Gestohlene danach gewinnbrin­gend zu vermarkten, eine ganz andere. Wer beispielsw­eise das Kunststück vollbracht hat, einen echten Delacroix, sagen wir den „Tod des Sardanapal“, aus dem Pariser Louvre zu entführen, erfreut sich zwar einer Millionenb­eute, im Wohnzimmer aufhängen kann er das gute Stück aber nicht. Tante Erna könnte das Bild schon irgendwo gesehen haben und komische Fragen stellen.

Die Hehler-kumpels,

die sonst alles verticken, winken ebenfalls ab. Für einen Delacroix gebe es keinen Markt, jedenfalls keinen, an dem man sich nicht die Finger verbrennt. Ähnlich verhält es sich mit Darius – eine Art Delacroix unter den Kaninchen. Das längste der Welt. 129 Zentimeter, 20 Kilo schwer. Nun ist Darius aus dem Gehege seiner Besitzerin gestohlen worden. Einen Darius zu entführen, ist kein Kinderspie­l. Wenn er sich aufrichtet, reicht er einem Mann bis zum Bauchnabel. Zappelt er mit seinen Kaninchenk­rallen, wird er zum Puma. Wer Darius gar nur über die Schulter werfen möchte, hat keine Ahnung von Kaninchen-entführung.

Umso mehr hoffen die Ermittler auf Hinweise für die ruchlose Tat. Zu Recht. Zum einen hat Ms. Edwards 1000 Pfund (1155 Euro) Belohnung für die Rückgabe ausgesetzt, zum anderen fragt sich nicht nur die Polizei, was die Entführer mit Darius wollen. In der Gegend kennt ihn jeder. Ihn als Jagdtrophä­e ins Wohnzimmer zu hängen – no way! Ihn außer Landes zu bringen – dürfte am Brexit scheitern. Zum Züchten ist er zu alt und zum Verzehr ebenfalls. Bestenfall­s vorstellba­r, dass sich die Entführer für ihre Kinder kein Pony leisten können.

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Foto: Adobe Stock

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