Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Polaczek leistet sich Ausrutscher
Nach einem Sturz auf das Eis ist für den ehemaligen Panther-stürmer die Premierensaison als Unparteiischer vorzeitig beendet. Ex-aev-torjäger Matt White beteiligt
Ein Sturz und die Eishockeysaison kann von einem Moment auf den anderen beendet sein. Diese Erfahrung machte Aleksander Polaczek bereits in seiner langen Laufbahn als Eishockey-profi. Nun erwischte es ihn in der vergangenen Woche bei einem Einsatz in seinem neuen Arbeitsfeld – als Schiedsrichter. Es geschah in der 38. Minute in Berlin. „Das Eis war schon schlecht. Nach einem Befreiungsschlag der Eisbären wollte ich in Deckung gehen, bin in einer Rille hängen geblieben und dann auf das Eis und in die Bande geknallt. Dabei ist der Ellbogen herausgesprungen“, schildert Polaczek die Szene. Der Unparteiische verließ sofort das Eis und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose nach der Untersuchung: Bänderriss im Ellbogen, mindestens sechs Wochen Pause. Sein Schiedsrichter-partner
Marian Rohatsch leitete die Partie zwischen den Eisbären Berlin und den Schwenninger Wild Wings (6:2) alleine zu Ende.
Längst ist Polaczek wieder zuhause in Augsburg eingetroffen und kuriert die Verletzung aus. Der Amerikaner Matt White, ehemaliger Augsburger Stürmerkollege, der jetzt für die Eisbären stürmt, schickte Genesungswünsche. Von White kam der Befreiungsschlag, der zum Sturz und letztendlich zur Verletzung führte. Polaczek hat nun Zeit, auf seine erste komplette Saison als Unparteiischer zurückzublicken. „Das Feedback, dass ich von den Spielern, Trainern und vor allem unseren Schiedsrichter-beobachtern bekommen habe, ist positiv“, erzählt der in Augsburg aufgewachsene Ex-profi. 15 Einsätze in der Deutschen Eishockey-liga absolvierte der Neuling in der Pfeifenbranche in dieser Spielzeit. Die meisten Partien leitete er in der DEL2. Der Unterschied ist groß zwischen den beiden Klassen: „In der DEL geht alles schneller. Man muss noch mehr auf der Hut sein, um nichts zu verpassen.“Nach den Partien werden die Schiedsrichter beurteilt, bekommen Szenen, in denen sie falsche Entscheidungen trafen, als Videosequenz zugeschickt.
Auch bei den Männern in schwarz-weiß herrscht das Leistungsprinzip. Vor knapp drei Jahren hatte der ehemalige Nationalspieler in Augsburg seine Karriere beendet und sofort die Schiedsrichter-laufbahn eingeschlagen. Ausgerechnet Polaczek, der mit 1121 Strafminuten in 833 Del-partien zu den Stammgästen auf der Strafbank zählte, sollte nun die Sünder bestrafen. Über die unteren Spielklassen arbeitete sich der in Augsburg aufgewachsene Ex-profi bis in die zweite Bundesliga vor. Zusammen mit fünf anderen ehemaligen Eishockeyspielern steckte auch Polaczek in einem Förderprogramm der DEL. Sein viel beachtetes Del-debüt feierte der 40-Jährige Anfang März 2020 im Curt-frenzelstadion und leitete die Partie einiger Teamkollegen. Polaczek wurde für das Spiel gegen Köln eingeteilt, da die Augsburger bereits für die Play-offs qualifiziert und die Haie ohne Endrundenchance waren. Nach der Schlusssirene feierten die AEV-FANS den einstigen Giftzwerg auf Kufen mit Sprechchören. „Ich wusste ja nicht, wie die Fans reagieren, aber das war schon sehr geil am Ende“, schilderte der Ex-stürmer damals seine Delpremiere. In der aktuellen Saison zählte der Ex-nationalspieler zu den insgesamt 16 Del-unparteiischen. Fünf von ihnen – Aleksi Rantala, Lasse Kopitz, Gordon Schukies, Andre Schrader und Marc Iwert – sind bei der Liga als Profischiedsrichter angestellt. Das könnte auch das Ziel von Aleksander Polaczek sein.
Doch zunächst einmal gilt es gesund zu werden und in der nächsten, seiner zweiten Del-saison weiter zu lernen: „Ich will mich in der höchsten Klasse etablieren. Aber auch im zweiten Jahr gilt man noch als Neuling.“