Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mit dem Computer ins virtuelle Jugendhaus
Dank einer modernen Kommunikationssoftware haben Mitarbeiter des Stadtjugendrings die Einrichtung Kosmos im Univiertel virtuell nachgebaut. Dort können sich Heranwachsende treffen, reden und miteinander spielen
Die Jugendhäuser des Stadtjugendrings sind aufgrund der Corona-beschränkungen für die Jugendlichen gerade nicht zugänglich. Damit die jungen Leute trotzdem in Kontakt bleiben können, haben Mitarbeiter des Kosmos im Univiertel ihr Jugendhaus kurzerhand virtuell nachgebaut. Auf einer Plattform für virtuelle Treffen ist das Kosmorama entstanden, ein weitgehend detailgetreuer Nachbau des Kosmos, in dem man ungezwungen zusammensitzen, ratschen oder spielen kann. Auch pädagogische Arbeit wie Einzelgespräche mit den Jugendlichen seien möglich, sagt Jugendhauschef Robert Mailer.
Zu den normalen Öffnungszeiten der Jugendhäuser schließt auch das Kosmorama auf, und Mitarbeiter des Stadtjugendrings warten dort auf ihre jugendliche Klientel. Der virtuelle Treff werde vom Team des Stadtjugendrings genauso behandelt wie jede andere Einrichtung auch, sagt Mailer. Die Plattform sei hoch kommunikativ und deshalb für die Jugendlichen so interessant, so der Pädagoge.
Wer sich auf die Website des Kosmorama begibt, erstellt zunächst ein virtuelles Abbild von sich, einen sogenannten Avatar. Mit dem kleinen Figürchen kann man dann durch die Räume laufen und auf verschiedene Weise mit der Umwelt interagieren. Nähert man sich einem anderen Besucher, öffnet sich ein Videochat, und man kann miteinander sprechen. Das Besondere: Das funktioniert auch bei Gruppen, die beieinander stehen. „Man muss es sich vorstellen wie einen Stehempfang – wenn man zu einer Gruppe stößt, kann man zuhören und miteinander sprechen“, so Mailer. Wenn man weitergeht, verlässt man auch den Chat und kann zur nächsten Gruppe gesellen.
Im Gegensatz zum richtigen Leben kann man einzelne Besucher stumm schalten oder ganz ausblenden. So brauche man sich nur mit den Menschen zu treffen, die man auch sehen will, sagt Mailer.
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Außer Gespräche zu führen, kann man mit dem Programm auch spielen. In den Räumen gibt es beispielsweise einen Pokertisch oder einen Raum für das Gesellschaftsspiel „Werwolf“. Auch Minigames wie „Tetris“laden dazu ein, sich mit Freunden zu messen.
Das Kosmorama hat ein medienaffiner Praktikant des Stadtjugendrings an einem langen Wochenende gebastelt. Die Plattform, auf welcher der Jugendtreff zu finden ist, nennt sich „Gather“und ist für die Nutzer kostenlos, solange nicht mehr als 25 Personen gleichzeitig online sein sollen. „Wir haben das Programm von unserer Datenschutzbeauftragten checken lassen, und es ist für die Jugendarbeit geeignet“, betont Mailer. Mit maximal 25 Teilnehmern entspreche es auch in etwa der üblichen Belegung des Jugendhauses in normalen Zeiten.
Bisher hat nur eine Gruppe von Stammbesuchern des Kosmos das virtuelle Zentrum getestet. „Die Jugendlichen waren total begeistert, wie einfach sie sich auf diese Weise wieder treffen können“, berichtet er. Jetzt gehe es darum, das Kosmorama bekannter zu machen und dadurch mit Leben zu füllen.
Der Aufbau des Kosmorama entspricht weitgehend dem Erdgeschoss des Jugendhauses im Univiertel. Es gibt einen großen Aufenthaltsbereich mit Sitzecken und einer Küche, Spiel- und Gruppenzimmer. Auch der Garten ist vorhanden, in dem sogar die beiden Hochbeete des Kosmos zu entdecken sind. Wenn man sich mit seinem Avatar an eine der „Sitzecken“begibt, betrete man damit einen geschützten Raum, in dem nur die Anwesenden miteinander sprechen können, erklärt Mailer. Auf diese Weise könne man im virtuellen Jugendzentrum auf unkomplizierte Weise auch Beratungsgespräche mit den Jugendlichen anbieten. „Wir gehen davon aus, dass sich die momentane Corona-situation nicht so schnell ändern wird – mit dem Kosmorama haben wir eine tolle Möglichkeit gefunden, niederschwellige Jugendarbeit anzubieten“, freut sich der Jugendhausleiter.
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Internet Das Kosmorama ist Dienstag bis Samstag zu den Öffnungszeiten des Kosmos geöffnet. Das Programm läuft im Webbrowser und ist über die Plattform des Stadtjugendrings www.auxinn.de zu erreichen.