Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ärger um geschlossenes Fitnessstudio geht weiter
Ein Sportstudio für Frauen hat dicht gemacht und die Verträge der Mitglieder an einen anderen Anbieter weitergegeben. Das stößt Kunden noch immer sauer auf – und auch einem unbeteiligten Studio-besitzer
Dass die Betreiber von Fitnessstudios mit dem Rücken zur Wand stehen, ist kein Geheimnis. In Branchenkreisen gehen auch erste Namen von Augsburger Studios um, die schließen mussten oder ein Sanierungsverfahren durchlaufen. Manche Sportanbieter kommunizieren das offen auf ihrer Internetseite: „Leider hat auch uns die Covid-19-pandemie voll getroffen und es ist auch nicht absehbar, wann wir unser Studio wieder öffnen können. Wir haben daher vorsorglich einen Insolvenzantrag gestellt“, schreibt ein Betreiber. Andere gehen weit weniger offensiv damit um.
Die Mitglieder eines Frauenfitnessstudios in Lechhausen in der Nähe des Neuen Ostfriedhofs zum Beispiel sind wütend. Sie erfuhren durch Zufall, dass ihr Fitnessstudio die Corona-krise offenbar nicht überstanden hat, aber weiter Beiträge abbucht. Der ehemalige Betreiber schickte seinen Mitgliedern an Weihnachten ein Schreiben, das die Zusammenarbeit mit einem anderen Studio ankündigte, aber nicht erwähnte, dass das bisherige Angebot aufgegeben wird. Diese Informationen hätten die rund 1000
Kundinnen den neuen Geschäftsbedingungen auf der Rückseite des Briefs entnehmen müssen. Dass sie längst Mitglied bei einem neuen Anbieter mit völlig anderem Konzept sind – dort dürfen auch Männer trainieren –, fiel einem Teil der Frauen nur auf, weil sie keine Reaktion auf eingereichte Kündigungen erhielten.
Die ehemalige Studioleiterin, die jetzt für den neuen Anbieter tätig ist, räumte ein, dass das Vorgehen ihres ehemaligen Vorgesetzten
Hätten die Kundinnen pflichtbewusst das Weihnachtsschreiben ihres Fitnessstudios umgedreht und dort die klein geschriebenen neuen Geschäftsbedingungen gelesen, hätten sie rechtzeitig erfahren, dass ihr bisheriger Sportanbieter offenbar insolvent ist und die Verträge an einen neuen Betreiber übergehen, nicht korrekt gewesen sei. Gemeinsam mit der Geschäftsführung des neuen Anbieters wolle man nun mit den Kunden sprechen. Doch noch immer melden sich Frauen, die erst aus der Zeitung vom Übergang ihres Vertrags an einen neuen Anbieter erfahren haben. Kündigungsschreiben, berichten sie, seien seit Wochen unbeantwortet, Einschreiben an die bisherige Adresse kämen zurück, die Telefonnummer laufe ins Leere und auf E-mails komme keine Antwort. „Dieses Vorgehen ist unverschämt!“, ärgert sich eine 77-Jährige, die damit ausspricht, was viele denken. Vor allem die älteren Mitglieder, manche deutlich über 70, wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Klar ist ihnen nur, dass sie das neue Fitnessstudio aus verschiedenen Gründen nicht besuchen wollen. Diejenigen, die sich an den neuen Anbieter gewandt haben, sind mit dem Ergebnis nicht immer zufrieden. Eine Betroffene berichtet, man habe ihr empfohlen, ihren Vertrag doch einer Freundin zu schenken, wenn sie selbst ihn nicht nutzen wolle. Sie will sich jetzt einen Anwalt nehmen, andere suchen Rat bei der Verbraucherzentrale.
Derweil ärgert sich auch ein anderer Fitnessstudio-betreiber über den Vorgang. Albert Hammermüller ist Chef des Fitness World in der Brixener Straße in Lechhausen. Weil auch er in seinem Studio lange einen eigenen Bereich nur für Frauen (Fitness World Ladies) angeboten hatte, den er während Corona aus wirtschaftlichen Gründen schließen musste, ist er zuletzt immer wieder mit dem angeprangerten Studio am Neuen Ostfriedhof verwechselt worden. „Sie können sich nicht vorstellen, was hier los war“, erzählt er. Dabei habe er all seinen Kundinnen die Schließung des exklusiv für Frauen reservierten Bereichs persönlich mitgeteilt und auch keine Beiträge mehr eingezogen. Stattdessen versucht er nun, den Frauen in seinem Hauptstudio einen Extra-bereich einzurichten. „Für unsere Branche ist diese Krise sehr, sehr schwierig. Vor allem, weil wir keine Perspektive haben. Aber trotzdem muss ich den Kunden gegenüber fair und korrekt bleiben“, sagt Hammermüller. Alles andere empfinde er als unseriös.