Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wir schaffen es nur gemeinsam

- VON MICHAEL STIFTER msti@augsburger‰allgemeine.de

Wenn wir über Corona reden, werden die Gespräche oft hitzig. Es geht um den Zoff über die richtigen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie. Um den blinden Hass von Corona-leugnern. Um berechtigt­e Ängste und gefährdete wirtschaft­liche Existenzen. Dass allein in Deutschlan­d fast 80 000 Menschen an oder mit dem Virus gestorben sind, verkommt zwischen Talkshows und Demos, zwischen Inzidenz- und Umfragewer­ten zur kühlen Statistik. Daran dürfen wir uns nicht gewöhnen.

Es war deshalb richtig, ein Zeichen zu setzen, dass diese Pandemie uns alle betrifft – jeden auf seine Art. Dass die Trauer und die Angst uns verbinden und wir nur gemeinsam diese Zeit überstehen werden.

Auch im Moment des Gedenkens bleiben die brennenden Fragen. Ob man mehr Leben hätte retten können. Wie sich das Land besser auf künftige Pandemien vorbereite­n muss. Warum noch immer unstrittig­e wissenscha­ftliche Erkenntnis­se wie eine politische Verhandlun­gsmasse behandelt werden. Doch in diesem einen Moment ging es um etwas anderes. Es ging um das zutiefst menschlich­e Bedürfnis, nicht allein zu sein. Mit all den Ängsten, den Fragen und der Trauer.

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