Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die verpasste Chance

Der FC Augsburg bleibt nach einem dürftigen 0:0 gegen Arminia Bielefeld weiter in der Nähe der Abstiegszo­ne. Dementspre­chend sauer ist FCA-CHEF Klaus Hofmann

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Es lief die 78. Minute, als Stefan Reuter schon zum Jubelsprun­g von der FCA-BANK ansetzte. Der eingewechs­elte Alfred Finnbogaso­n hatte in einem genialen Augenblick, und davon gab es in der Partie gegen Arminia Bielefeld von Augsburger Seite nur diesen einen, Ruben Vargas vor dem Tor von Dsc-torhüter Stefan Ortega mutterseel­enallein freigespie­lt. Der junge Schweizer schloss überlegt ab, doch Ortega, einer der besten seines Faches in der Bundesliga, verhindert­e mit einem eingesprun­genen Spagat das entscheide­nde 1:0. Am Ende blieb es bei einem 0:0, das vor allem die Verantwort­lichen des FC Augsburg frustriert zurückließ.

„Das war überragend herausgesp­ielt, eine 100-prozentige Chance, die habe ich schon drin gesehen und war schon innerlich am Feiern“, berichtete Sport-geschäftsf­ührer Stefan Reuter nach den nicht nur für neutrale Zuschauer meist quälenden 94 Minuten (inklusive Nachspielz­eit) in der leeren Wwk-arena. Ansonsten fand er nur einen weiteren positiven Aspekt an diesem trost- und torlosen Duell mit dem Aufsteiger: „Das Beste an dieser Partie ist gewesen, dass der Abstand zu Bielefeld gleich bleibt.“

Sechs Punkte beträgt der Vorsprung und es sind nur noch fünf Partien zu absolviere­n, doch die große Chance, den Abstiegska­mpf mit einem Sieg wohl endgültig zu den Akten zu legen, hatte man verpasst. Und was noch hinzukam: Wie schon so oft in dieser Saison hatte der FCA spielerisc­he Ansätze nur in homöopathi­scher Dosierung, also fast nicht nachweisba­r, gezeigt.

„Das ist alles zu viel Krampf. Wir erwarten uns einfach ein besseres Spiel unserer Mannschaft“, musste Reuter wieder einmal bilanziere­n. Selbst gegen den Aufsteiger aus Bielefeld hatte Trainer Heiko Herrlich die eigene Taktik an der des Gegners ausgericht­et. Fast 35 Minuten wartete man wie ein verunsiche­rter Gast im eigenen Haus nur ab. Dabei trat der FCA jetzt nicht gegen eines der Top-teams der Liga wie Bayern, Leipzig oder Wolfsburg an, sondern gegen den Tabellen-16. aus Ostwestfal­en.

Idee, die Bielefelde­r mit forschem Gegenpress­ing zu Fehlern zu zwingen, verfolgte Herrlich nicht, wohl aus Respekt vor den hohen, weiten Bällen, die Arminias Spieler zu schlagen pflegen. Das tat die Mannschaft von Frank Kramer auch, aber nicht nur. Sie hatten das bessere Konzept an diesem Tag.

Denn die Arminia störte den FCA in der ersten Hälfte schon am eigenen Strafraum, und das zeigte Wirkung. Geordnetes Passspiel fand kaum statt. Für Reuter nicht nachvollzi­ehbar. „Wenn man sie im Training sieht, wie sie kombiniere­n, dann ist es ein Rätsel, warum wir es im Spiel nicht so umsetzen.“Das müsste eigentlich der Trainer lösen können, doch gelingt ihm dies seit einem Jahr nur selten.

Und hätte Stürmer Andreas Voglsammer in der 27. Minute nicht die größte Arminen-chance etwas grobmotori­sch vergeben, hätte es noch schlimmer für den FCA kommen können. Erst danach übernahm man etwas mehr das Kommando, ohne überzeugen zu können. Bezeichnen­d, was Finanz-geschäftsf­ührer Michael Ströll in der Halbzeit bei Sky erklärte. Man habe sich in den vergangene­n Wochen und Monaten spielerisc­h mehr erhofft. Doch der Prozess, den man eingeleite­t habe, „dauert länger, als wir uns das gewünscht haben. Wir nehmen die Kritik an, wir sehen es ja auch.“

Zumal sich eine wirklich deutliche Steigerung auch in der zweiten Halbzeit nicht einstellte. Es war nur ein Hauch von Besserung zu spüren mit der Riesenchan­ce von Vargas als klitzeklei­nes Sahnetupfe­rchen. FCA-CHEF Klaus Hofmann war nach dem Schlusspfi­ff entspreche­nd enttäuscht: „Ein Sieg wäre nicht verdient gewesen“, sagte er in das Sportschau-mikrofon und sprach von einer „weiteren Episode unansehnli­cher Leistungen in dieser Saison. Die zweite Halbzeit war deutdie lich besser, aber so wie in der ersten Halbzeit können wir nicht auftreten.“Es klang wie eine Warnung Richtung Mannschaft und auch Richtung Trainer Heiko Herrlich.

Noch hat der Präsident Geduld mit seinem leitenden Angestellt­en. 33 Punkte aus 29 Spielen sind auch ein gutes Argument. Und mit besseren Auftritten am Dienstag (20.30 Uhr/sky) in Frankfurt und am Freitag (20.30 UHR/DAZN) zu Hause gegen Köln, hat Herrlich zwei weitere Chancen zu zeigen, dass seine Mannschaft auch mal attraktive­n Fußball spielen kann. Die sollte der Trainer aber jetzt auch nützen.

FCA Gikiewicz – Framberger, Gouweleeuw (46. Oxford), Uduokhai, Iago – Strobl, R. Khedira (46. Gruezo) – D. Caligiuri, M. Richter (65. Finnbogaso­n), Vargas – Hahn Arminia Bielefeld Ortega – Brunner, Pie‰ per, Nilsson, Lucoqui – Prietl, Kunze – Oku‰ gawa (88. de Medina), Voglsammer – Doan (77. Gebauer), Klos (69. Schipplock) Schiedsric­hter M. Schmidt (Stuttgart)

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Fca‰stürmer Ruben Vargas kann es nicht fassen. Er vergab die Riesenchan­ce zum 1:0.
Foto: Ulrich Wagner Fca‰stürmer Ruben Vargas kann es nicht fassen. Er vergab die Riesenchan­ce zum 1:0.

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