Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Im Angriff nichts Neues
Kein Tor gegen Schalke, kein Tor gegen Bielefeld. Gegen Abstiegskandidaten beweist der FC Augsburg, wie wenig inspiriert er in der Offensive zu Werke geht. Trainer Herrlich liefert die übliche Erklärung
Wird Heiko Herrlich nach Einschätzungen zu Alfred Finnbogason gefragt, wiederholt er sich. So auch am Samstag nach dem tristen Null-tore-spiel gegen Arminia Bielefeld. Er hätte sich bei Amtsantritt auf Finnbogason und seine Spielweise gefreut, merkte der Trainer des FC Augsburg an. „Leider befand er sich seit ich hier bin nie eine längere Zeit am Stück im Training. Immer wenn er dabei war, hat man seine Qualität gesehen.“Als Beleg für diese Aussage diente die Bundesliga-begegnung mit Arminia Bielefeld.
Beim tristen 0:0 war die Rückkehr Finnbogasons der einzige Lichtblick. Eine knappe halbe Stunde genügte dem 32-jährigen Isländer, um seine Stärken einzubringen. Als Anspielstation forderte er im Angriffszentrum Bälle und schlich sich in die Zwischenräume, die die Bielefelder Abwehrspieler gegen Ende der Partie ließen. Nur das Bein von Arminia-torhüter Stefan Ortega verhinderte, dass Finnbogason in der 77. Minute einen Treffer von Ruben Vargas vorbereitete.
Dass diese eine Szene im Nachgang der Partie derartige Beachtung fand, sagte etliches über das Offensivspiel des FC Augsburg aus. Einmal mehr brachte die Mannschaft von Herrlich in der gegnerischen Hälfte wenig Erbauliches zustande. Kein Tor gegen Schalke, kein Tor gegen Bielefeld. Allein diese Zahlen in Duellen mit Abstiegskandidaten belegen fehlende Durchschlagskraft.
Erschwerend kam hinzu, dass die Voraussetzung fehlte: Um Tore zu erzielen, bedarf es der Chancen dazu. So hatte es schon komische Züge, als Ruben Vargas nach der Partie sagte: „Wir wollten von Anfang an auf Sieg spielen.“Genau dieses Bemühen war nämlich kaum zu erkennen gewesen. André Hahn musste in seinem Fazit eingestehen: „Das war Magerkost. Im Großen und Ganzen war das zu wenig.“
Trainer Herrlich verwies in seiner Analyse darauf, dass seiner Mannschaft bei eigenem Ballbesitz Mut gefehlt habe, nach vorne zu spielen. Einmal mehr hatte der FC Augsburg Probleme damit, sich unter Druck spielerisch zu befreien. Nach den ersten Ballverlusten im Mittelfeld trauten sich Tobias Strobl und Rani Khedira gar noch weniger zu. Strobl versuchte, dem Klammergriff zu entkommen, indem er sich auf der rechten Abwehrseite anbot. Folge: Er fehlte im Zentrum als Ballabnehmer. Erst als die Bielefelder in der zweiten Hälfte die Kräfte verließen, verbuchte der FCA mehr Ballbesitz. Druck auf die Gästeabwehr baute Herrlichs Team deshalb nicht auf, im letzten Spieldrittel fehlten Ideen, Durchsetzungsvermögen und Geschwindigkeit. Nichts Neues im Angriff also.
Sportchef Stefan Reuter räumte ein, sich zu diesem Zeitpunkt der Saison mehr erwartet zu haben. „Meine Hoffnung war, dass wir schneller kombinieren. Wir wünschen uns ein besseres Spiel, das haben wir oft geäußert.“Wie es Verantwortliche meist praktizieren, verallgemeinerte der 54-Jährige das Problem. Reuter wollte nicht speziell Trainer Heiko Herrlich für die Einfallslosigkeit auf dem Spielfeld haftbar machen. „Wir sind alle in der Pflicht, in erster Linie die Jungs, die auf dem Rasen stehen.“Der Nachfrage, ob seine Taktik oder die mangelnde Umsetzung der Spieler für die unattraktive Spielweise verantwortlich gewesen seien, wich Herrlich im Mediengespräch nach der Partie aus. Wie zu Beginn sagte er nur: „Uns hat der Mut gefehlt.“
Womöglich hatte auch dem 49-Jährigen der Mut gefehlt. Seine Verteidigungshaltung wollte Herrlich während der Partie nicht aufgeben, dem Verhindern eines Gegentores wurde alles untergeordnet. Mit Laszlo Bénes, Florian Niederlechner und Michael Gregoritsch blieben drei Offensivspieler auf der Ersatzbank, während die an diesem Tag wirkungslosen André Hahn und Daniel Caligiuri den Schlusspfiff auf dem Feld der leeren Arena erlebten. Alfred Finnbogason beorderte Herrlich zwar auf den Rasen, für diesen weichen musste mit Marco Richter aber ein anderer Angreifer.
Der Fca-trainer glaubte, mit dem Personal auf dem Platz die Möglichkeiten eines Erfolgs erhöht zu haben. „Ich fand, dass wir gut im Spiel waren, und hatte das Gefühl, dass wir mit André und Alfred noch ein Tor machen können“, sagte er. Hätte Vargas auf Vorarbeit von Finnbogason getroffen, Herrlich hätte sogar damit recht behalten.