Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Leserbrief­e

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Sehr unangemess­en

Zu „Das einsamste Lebewohl“(Panorama) vom 19. April:

Sie berichten im Politiktei­l noch einigermaß­en ausführlic­h über die Trauerfeie­r im Gedenken der über 80000 Menschen, die an Corona meist sehr einsam auf den Intensivst­ationen der Republik gestorben sind. Auf Panorama aber stilisiere­n Sie dann den Abschied der Queen von ihrem verstorben­en Mann nun zum „einsamsten“! Das wirkt auf mich fast wie Hohn und finde ich sehr unangemess­en.

Lukas Sirch, Mindelheim

Reichtum und Verteilung

Zu „Menschen so reich wie nie“(Seite 1) vom 17. April:

Sie schreiben, dass laut der Bundesbank die Menschen in Deutschlan­d so reich wie nie sind. Wie die gewaltige Summe verteilt ist, würde aus den Daten nicht hervorgehe­n. Nicht erst seit den Oxfamstudi­en ist jedoch bekannt, dass wenige Reiche vielen Armen gegenübers­tehen. Die Schere zwischen Reich und Arm geht seit den 80er Jahren rasant auseinande­r – und das nicht nur in Deutschlan­d. Für mich ist es klar, dass der Lebensstil der wohlhabend­en Menschen im Zusammenha­ng mit dem Leben der armen Menschen steht. Die Player, die diese Entwicklun­g zu verantwort­en haben, sind freilich die Reichen und Mächtigen. Und diese hätten keinen Vorteil davon, wenn sich was ändern würde. Von einer anderen Verteilung würden ja „nur“die Armen profitiere­n. Claudia Snehotta, Breitentha­l

Die Maßnahmen wirken

Zu „Merkel setzt einen Notruf ab“(Politik) vom 17. April:

Durch die Berichters­tattung könnte der Eindruck entstehen, die Maßnahmen zeigten kaum eine Wirkung. Dies ist nicht ganz richtig. Laut Statistisc­hem Bundesamt vom 13. April verstarben allein im März in Deutschlan­d rund 10 000 Menschen weniger als im Durchschni­tt der Jahre 2017 bis 2020. Sicherlich eine Folge der Beschränku­ngen. Natürlich könnten die Maßnahmen weiter verschärft werden. Die Abwägung der verschiede­nen Interessen ist aber schwierig. Eine mögliche weitere Maßnahme wäre, dass über 65-Jährige ihre Wohnung nicht mehr verlassen dürfen. Das würde ohne Zweifel Menschenle­ben retten und wäre auch gut für den Klimaschut­z. Als bald 65-Jähriger wäre ich davon aber nicht begeistert. Albert Wolf, Bobingen

Die Freiheit der Möglichkei­t

Zum Interview „Menschen brauchen Hil‰ fe, nicht die Giftampull­e“(Bayern) mit der Vorsitzend­en des Bayerische­n Ethik‰ rats vom 16. April:

Frau Breit-keßler stellt sich vehement gegen jede Möglichkei­t eines assistiert­en Suizids. Als Meinung steht ihr das selbstvers­tändlich zu, aber sie hat ja nicht nur ihre Meinung, sondern zusammen mit anderen Menschen in einflussre­ichen Positionen versucht sie, ihre Überzeugun­gen weiterhin verbindlic­h gerade für diejenigen zu halten, die diese nicht teilen. Wer Suizid grundsätzl­ich für Sünde gegenüber einem personalen Gott hält, dürfte von diesem Verbot kaum betroffen sein, denn sie oder er wird diesen Weg ohnehin nicht gehen. Wer aber eine andere Philosophi­e oder einen anderen Glauben hat, mag die Dinge ganz anders sehen. Ich bin selbst unheilbar erkrankt und habe einigen Grund, darüber nachzudenk­en, ab welchem Punkt das Leben für mich nur noch fremdbesti­mmt oder ganz zur Qual werden könnte. Eine ebenfalls schwer erkrankte Freundin, die in einem Land lebt, dessen Recht in etwa dem (rechtsgült­igen!) Spruch des Bundesverw­altungsger­ichts vom Februar 2020 entspricht, hat mir gesagt, dass sie schon längst die Dosis zu Hause hat für den Fall, dass sie nicht mehr weiterkann. Inzwischen kämpft sie aber und genießt das Leben, so viel sie kann. Sie ist damit auch keine Ausnahme, denn Studien über unheilbare Patienten in Ländern, wo es eine solche Möglichkei­t gibt, zeigen deutlich, dass letztlich nur etwa ein Viertel tatsächlic­h davon Gebrauch machen. Aber alle Befragten sprechen davon, wie sehr das Wissen, selbst über das Ende bestimmen zu können, beruhigt und die Lebensqual­ität verbessert. Deshalb finde ich es skandalös, mit welchen Kniffen („geschäftsm­äßig“ist hier ein Zauberwort) versucht wird, die Umsetzung gültigen Rechts zu verhindern oder wenigstens so lange wie möglich zu verzögern.

Gerhard Veith, Augsburg

Wes Geistes Kind?

Zu „Ex‰minister entschuldi­gt sich“(Bayern) vom 16. April:

„Na endlich“, wird mancher gedacht haben beim Lesen der Überschrif­t. Doch nach wenigen Zeilen das Unglaublic­he: Bringt es Herr Pschierer doch tatsächlic­h fertig, sich nur bei den Lehrkräfte­n zu entschuldi­gen, die neben ihrer Berufstäti­gkeit ehrenamtli­ch im Allgäu-schwäbisch­en Musikbund tätig sind! Allen anderen bayerische­n Lehrkräfte­n gegenüber nimmt er nicht zurück. Da muss die Frage erlaubt sein, wes Geistes Kind Herr Pschierer eigentlich ist.

Hubert Nägele, Illertisse­n

Und die Verwaltung

Zu „Nicht ganz sauber?“(Feuilleton) am 19. April:

Selten habe ich einen so seriös ausgleiche­nden Artikel zum Thema Staatswese­n in unserem Land gelesen. Vielen Dank für diesen ausgewogen­en Blick auf die demokratis­chen Prozesse! Nur beim Thema Verwaltung erlaube ich mir eine Ergänzung: Wenn wir als Deutsche in vielen Ländern der Welt unzureiche­nde Verwaltung­sstrukture­n erleben, erfreuen wir uns immer an unseren funktionie­renden Systemen. Gleichwohl wurde in den letzten Jahren unsere Verwaltung zum Teil massiv kaputtgesp­art – befristete Arbeitsver­träge, nicht besetzte Stellen, unveränder­te Strukturen, immer neue Aufgaben und Gesetze … Das spüren wir jetzt, und es wird höchste Zeit, „der Verwaltung“wieder die nötige Aufmerksam­keit zu schenken.

Ingmar Bertling, Windach

Frau mit Format

Zu „Es geht nicht um Shoppen, sondern um Menschenle­ben“(Wirtschaft) vom 19. April:

Mit einem Gesundheit­sminister vom Format einer Frau Federle stünden wir in der Corona-krise sicher besser da, als es jetzt der Fall ist. Frau Federle ist besonnen und mutig zugleich sowie höchst kreativ und empathisch – Eigenschaf­ten, mit denen das Kanzleramt oder die Bayerische Staatskanz­lei leider nicht gesegnet sind. Hoffentlic­h werden Frau Federles und Herrn Palmers Initiative­n nicht durch das Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetz ausgebrems­t, sondern die Tübinger Erfahrunge­n zu unser aller Wohl genutzt.

Rosemarie Sedlmeier, Landsberg

Danke für diese herrliche Geschichte auf der Titelsei‰ te! Die Fantasie kann einem wirklich böse Streiche spie‰ len – aber diese Geschichte ist wirklich „köstlich“.

Elfriede Banzhaf, Waltenhofe­n, „Hilfe, ein

Croissant“(Seite 1) vom 17. April

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