Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Einzigartiges Archiv kommt an die Hochschule
Das Globus-infografik-archiv der Deutschen Presseagentur hat mehr als 70 Jahre deutsche Geschichte bebildert. Jetzt wird es in Augsburg für Studenten und Wissenschaftler aufbereitet
Sei es der Michl mit Zipfelmütze, der früher den typischen Deutschen verkörperte, sei es die gute alte D-mark, die für deutsche Wirtschaftskraft stand. Diese Motive und viele andere mehr sind auf historischen Globus-info-grafiken der Deutschen Presseagentur zu finden. Es sind Bilder, die komplexe Botschaften einfach vermitteln, sodass sie jeder verstehen kann. Die Grafiken sind in Zeitungen und Zeitschriften, aber auch in Schulbüchern zu finden. Seit Neuestem gibt es sie auch an der Hochschule Augsburg. Sie hat das umfangreiche, über 70 Jahre alte Archiv übernommen und nun große Pläne damit.
Bilder sagen mehr als tausend Worte, lautet ein Sprichwort. Das gilt bis heute für die Globus-infografiken, die seit Mitte der 1940erjahre gestaltet werden. „Man kann mit ihnen einen Blick in die deutsche Geschichte werfen“, sagt Professor Michael Stoll von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Augsburg.
Das Archiv besteht aus systematisch katalogisierten Grafiken. Sie erklären komplizierte Informationen in klassischen Bereichen wie Politik und Geschichte, Wirtschaft, Industrie, Handel, Bauen und Wohnen, Verkehr oder Energie. Die Bilder veranschaulichen aber auch Trends in der Erwerbstätigkeit, Bildung, Mitbestimmung, im Gesundheitswesen oder öffentliche Haushalte.
Die Infografiken wurden ab 1946 zunächst vom Globus Kartendienst entwickelt und vertrieben. Die Deutsche Presseagentur (dpa) hat sie in den vergangenen Jahrzehnten
zur journalistischen Nutzung angeboten und meist regelmäßig fortgeschrieben und aktualisiert. Die leicht verdaulichen Infos per Visualisierung sind nach wie vor sehr gefragt. Heute wächst die Online-datenbank jede Woche um 14 neue Globus-grafiken. Stoll
„das Globus-infografik-archiv ist einzigartig. Es gibt keine vergleichbare Sammlung in Grafikform, die in einem derart langen Zeitraum und großen Umfang an Medien in Deutschland und Europa verbreitet wurde.“
Bislang wurde das Material in Pamedienhäusern pierform an zwei Standorten gelagert. Rund 18 Meter Aktenordner sind noch in Hamburg, weiteres umfangreiches Material war in Berlin untergebracht. Die Unterlagen aus der Hauptstadt wurden inzwischen nach Augsburg transportiert und werden dort für künftige Nutsagt, zer aus der Wissenschaft aufbereitet. Die ersten 21.000 Grafiken seien bereits an der Hochschule digitalisiert worden, so Stoll, nun steht die Aufbereitung in der Datenbank an. Voraussichtlich im Herbst 2022 soll es eine Ausstellung in Augsburg geben.
Dass das Archiv nach Augsburg kommt, ist kein Zufall. Professor Stoll von der Fakultät für Gestaltung gilt als renommierter Experte in diesem Bereich. Nach eigenen Angaben besitzt er die größte private Infografik-sammlung weltweit mit rund 60.000 Werken. Stoll hat auch gute Kontakte zu dpa. Raimar Heber, Art Director der dpa-infografik Gmbh, sei von der Idee einer Kooperation schnell angetan gewesen. „Unser Archiv ist ein Schatz in vielerlei Hinsicht“, sagt Raimar Heber. „Wir waren die Ersten im Nachkriegsdeutschland, die politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Themen in Form von Infografiken publiziert haben. Das Archiv ermögliche nicht nur einen detaillierten Blick auf die deutsche Geschichte selbst, sondern beleuchtet auch das Wachsen Deutschlands in der Europäischen Union oder die deutsche Wiedervereinigung. Deshalb sei es sehr erfreulich, dass die Infografiken an der Hochschule Augsburg nun erfasst und der Forschungsgemeinschaft zugänglich gemacht werden sollen.
Warum sind bebilderte Nachrichten so beliebt? Glaubt man Fachleuten, waren schon die alten Höhlenmalereien in Altamira eine Art Infografik, weil sie Tiere und Herden beschrieben. „Bilder transportieren Zahlen und Fakten und machen sie anschaulich“, sagt Michael Stoll.