Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Prozess um Afd‰kommentar gegen Lisa Mcqueen

Auf Facebook schrieb die AFD, die einzigen Qualifikat­ionen der Augsburger Stadträtin seien ihre Hautfarbe und ihr Geschlecht. Die Staatsanwa­ltschaft wertet das als Volksverhe­tzung, jetzt steht ein Gerichtste­rmin an

- VON JÖRG HEINZLE

Der Fall hatte im vorigen Jahr für Aufsehen in der Augsburger Kommunalpo­litik gesorgt. Der Anlass war ein Facebook-beitrag der Augsburger AFD über Stadträtin Lisa Mcqueen („Die Partei“). In dem Beitrag war sie als Politikeri­n bezeichnet worden, deren einzige Qualifikat­ion ihre dunkle Hautfarbe und ihr Geschlecht sei. Mcqueen sei „maximalpig­mentiert“und inhaltlich gesehen ein „dünnes Brett“, hieß es in dem Kommentar, der vom Afd-kreisverba­nd Augsburg im Zusammenha­ng mit den Debatten um das Klimacamp gepostet worden war. Der damalige Augsburger Afd-chef Steffen Müller hatte eingeräumt, den Beitrag geschriebe­n zu haben. Demnächst soll sich Müller deshalb vor Gericht verantwort­en.

Die Augsburger Staatsanwa­ltschaft bewertet die Äußerungen des Afd-mannes als Volksverhe­tzung und Beleidigun­g. Sie hatte deshalb einen Strafbefeh­l gegen Müller beantragt, der vom Amtsgerich­t auch erlassen wurde. Müller sollte eine Geldstrafe bezahlen, er wäre dann vorbestraf­t gewesen. Weil er den Strafbefeh­l aber nicht akzeptiert hat und Einspruch dagegen einlegte, soll der Fall nun vor dem Amtsgerich­t verhandelt werden. Der Prozess gegen Müller ist auf den 17. Juni terminiert.

Müllers Rechtsanwa­lt Moritz Bode sagte auf Anfrage unserer Redaktion, sein Mandant stehe weiter dazu, den Beitrag geschriebe­n zu haben. Er sei aber der Ansicht, dass die Äußerung im Rahmen des „politische­n Schlagabta­uschs“zulässig gewesen sei. Es gehe darum, die

Rechtsfrag­e vor Gericht zu klären. Steffen Müller hatte schon kurz nach dem Vorfall argumentie­rt, Lisa Mcqueen habe durch entspreche­nde Wahlwerbun­g („Schwärzer als die CSU“) selbst schon ihre Hautfarbe zum Thema gemacht. Im Übrigen sei die Stadträtin der Satirepart­ei inhaltlich eher durch „Politclown­erie“denn durch Satire oder gar ernsthafte Politik aufgefalle­n.

Der Facebook-beitrag der AFD hatte eine Welle der Solidaritä­t für Lisa Mcqueen im Stadtrat ausgelöst. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sprach damals in einer Ratssitzun­g den Vorgang an. Sie sei angesichts des Kommentars „sprachlos“und wolle Mcqueen ihre Unterstütz­ung anbieten, wenn es etwa um die Herstellun­g eines Kontakts zur Anti-diskrimini­erungsstel­le gehe, sagte die Oberbürger­meisterin.

Auch andere Stadträte äußerten sich öffentlich. Margarete Heinrich etwa nannte die AFD „das primitive Grauen“.

Nach dem Vorfall hatte die Polizei auch Steffen Müllers Wohnung durchsucht und unter anderem Rechner und Handy mitgenomme­n. Gegen die Durchsuchu­ng wehrt sich Müller, weil er sie für unverhältn­ismäßig hält. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon öffentlich zu dem Facebook-post bekannt. Seine Beschwerde beim Bundesverf­assungsger­icht ist allerdings abgewiesen worden, aktuell liegt der Fall deshalb beim Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte.

Müller ist inzwischen nicht mehr Vorsitzend­er der Augsburger AFD. Anfang Mai wurde Andreas Jurca, der Fraktionsc­hef der AFD im Stadtrat, zum neuen Parteivors­itzenden gewählt. In einer Mitteilung der AFD dazu heißt es, Müller habe Jurca selbst als seinen Nachfolger vorgeschla­gen. Jurca, der als parlamenta­rischer Referent der AFD im Landtag arbeitet, sei ohne Gegenkandi­dat mit 93 Prozent der Stimmen gewählt worden.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv) Nach einem Kommentar gegen Stadträ‰ tin Lisa Mcqueen soll sich der ehemalige Afd‰chef Steffen Müller vor Gericht ver‰ antworten.

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