Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Semmeltaste: Abschaffung ist nur der Anfang
Mehr Maximilianstraße – unter diesem Motto warb Eva Weber in ihrem Wahlprogramm für ein Pilotprojekt, das Augsburgs Prachtstraße attraktiver machen soll. Der Rückbau von Parkplätzen wurde explizit als Punkt genannt. Dass CSU und Grüne nun darüber nachdenken, die Semmeltaste in der Innenstadt zu kippen, ist also nur konsequent. Welchen Sinn macht eine halbe Stunde kostenloses Parken, wenn man die Autos mittelfristig ohnehin draußen haben will?
Die Maximilianstraße ist wunderschön. Derzeit ist sie aber nicht viel mehr als eine breite Verkehrsfläche, an der rechts und links Autos parken. Würde man ihr mit Begrünungsinseln und Sitzzonen zu mehr Aufenthaltsqualität verhelfen, wäre viel gewonnen. Das funktioniert aber nur, wenn Autos dort auf das notwendige Minimum (Anwohner, Lieferverkehr, Hoteltransfer, Taxen...) reduziert werden.
Auch Geschäfte und Restaurants dürften davon profitieren. Wer sich in einer Innenstadt wohlfühlt, lässt sich auch zum Bummeln, Kaufen und Verweilen animieren. Eine halbe Stunde kostenlose Parkzeit nutzt dagegen nur Kunden, die gezielt ein Geschäft besuchen, um kurz etwas zu erledigen. Jeder Hosen- und Brillenkauf dauert ja schon länger als 30 Minuten.
Die Bedenken des Handels, durch das Aus für die Semmeltaste könnten noch mehr Kunden der Innenstadt fernbleiben, muss man ernst nehmen – und diskutieren. Dass kostenloses Parken allein kein Kundenmagnet ist, geben viele Ladeninhaber inzwischen ja selbst zu. Ein Beispiel ist die Karolinenstraße, für die sich viele Händler eine Verkehrsberuhigung sehnlichst wünschen.
Schwarz-grün hat sich eine Mobilitätswende in Augsburg auf die Fahnen geschrieben. Die Abschaffung der Semmeltaste ist in diesem Zusammenhang kein großer Wurf. ’Doch sie ist der Anfang eines ehrgeizigen Projekts, dem mittelfristig viel größere Einschnitte werden folgen müssen.